Ohne Strom nehm ich die kalte Knacker
Über den Weltuntergang, der auch schon einmal echter war.
Die elektrische Pfeffermühle wird verstummen, der Smoothie-Mixer auch. Da wird man dann wieder in den sauren Apfel beißen müssen, ohne ihn vorher zu trinkbaren Matsch gemacht zu haben. Denn das hier ist jetzt das Ausgangsszenario des Untergangs für diese Kolumne: Es könnte vielleicht unter Umständen irgendwann, wenn die Sterne uns hassen und auf dem Mond ein Helene-Fischer-Konzert stattfindet, einmal für lange Zeit der Strom ausfallen. Zunächst wäre der Mond zu bedauern. Für die Menschen gibt es eh immer Lösungen. Dass Mixer und Pfefferstreuer lahmen, wird dann das geringste Problem sein. Außerdem gibt es diese stromlosen Krisensituationen doch längst. Neulich im Bus etwa. Da gab eine Frau eine letzte Botschaft vor ihrem Verschwinden durch: „Kann sein, dass ich dann ein paar Stunden nicht mehr erreichbar bin. Mein Akku ist fast leer.“Gemeint hat sie den ihres Handys. Man stelle sich vor, was erst passiert, wenn wirklich was ist, wenn jedes Aufladekabel an der Steckdose tatsächlich ins Leere läuft? Alle Verbindungen tot. Dann macht die Mikrowelle keine Fertigpizza, der elektrische Milchschäumer schäumt nicht mehr, und – ganz arg – bei Spar, Billa und Co. muss man die Scheiben einschlagen, weil die elektrischen Schiebetüren nicht mehr aufgehen. Dafür muss man nicht bezahlen, weil die Kassen auch nicht gehen. So sieht es aus, das Ende unserer Zivilisation. Aber es gibt Hoffnung. Es boomen, so las ich, Kurse mit dem Titel „Kochen ohne Strom“. Da wird, so lese ich, unter anderem gezeigt, wie man sich in so einer Katastrophe ausgewogen ernährt. Die Knacker, die ich mir bei Stromausfall aus dem Vakuumpackerl geholt hätte, kalt mit Pfeffer und Salz, Maurerforelle, passt eher nicht zum Post-Desaster-Cooking mit Rücksicht aufs Wohlbefinden. Wenn’s ein Festmahl werden soll, dann könnt man die Knacker auch huckleberryfinnig über einem Lagerfeuer schwarz grillen. Dazu gäb’s Mannerschnitten. Ausgewogene Nahrung käm mir beim Untergang nicht in die Finger. Stattdessen kam mir ein Film aus den 1980ern unter. „The Day After“, hieß er. Es ging um die Zeit nach einer nuklearen Katastrophe. Da irrten alle herum. Letzte Menschen wärmten sich an kleinen Feuern. Knacker gab’s keine. Früher waren Mutmaßungen über den Weltuntergang realistischer.