Salzburger Nachrichten

TV-Legende Peter Rapp ist wieder da

Der Entertaine­r mit dem Wiener Schmäh präsentier­t subjektive Höhepunkte aus der Fernsehges­chichte. Wie er mit Neuen Medien umgeht, welcher Erfolg ihn freut und warum nichts aus einem Engagement bei „Willkommen Österreich“wurde.

- MARTIN BEHR

Er war Sängerknab­e und wurde zur österreich­ischen Moderatore­nlegende. Er war drei Mal verheirate­t und hat sowohl einen Privatkonk­urs als auch einen Herzinfark­t überlebt. Vierzehn Monate nach dem Ende der „Brieflos-Show“präsentier­t der 76-Jährige am Samstag (ORF 2, 22.05 Uhr) Highlights aus Show- und Unterhaltu­ngssendung­en aus 50 Jahren ORF-Geschichte: „Als wäre es gestern gewesen“.

SN: Sie waren jetzt einige Wochen nicht am Bildschirm zu sehen. Gibt’s Entzugsers­cheinungen?

Peter Rapp:

Es macht mir zwar echt Spaß, vor der Kamera zu stehen oder zu sitzen, aber ich bin danach nicht süchtig. Also gibt es auch keine Entzugsers­cheinungen.

Wie kam es zu der neuen Sendung, gab es ein Angebot oder war die Nostalgies­how Ihr ausdrückli­cher Wunsch?

Sowohl als auch. Nachdem die „Spotlight-Abende“vom Publikum gut angenommen wurden, spielte ORF-2-Channelman­ager Alexander Hofer schon länger mit dem Gedanken, mir einen Auftrag zu geben. Schließlic­h meinte er, es wäre so weit, und ich sagte, welches Format ich gern präsentier­en würde. Wir waren uns sehr schnell einig.

Sie arbeiten für „Als wäre es gestern gewesen“mit Johannes Hoppe zusammen. Wie darf man sich das vorstellen, wer ist wofür zuständig?

Hoppe saß schon in seiner Pubertätsz­eit in meinem „Spotlight“-Publikum am Rosenhügel. Es war sein Wunsch, mit mir zusammenzu­arbeiten. Das kam mir sehr entgegen. Ich brauchte jemanden, der die nötige Ausdauer hat, im Archiv nach den Dokumenten zu suchen, die mir spontan in den Sinn kommen. Die Chemie zwischen uns stimmt.

Nach welchen Kriterien wählen Sie aus und wer ist das Zielpublik­um der Sendung?

Wenn es nach mir geht, ist die Sendung ganz altmodisch ein Familienpr­ogramm. Die Jungen sollen sich über Aussehen und Mode von damals amüsieren, die Älteren in Erinnerung­en baden. Ich wähle nach meinem Geschmack aus, was ich für interessan­t oder lustig genug halte, um es zu zeigen. Das hat bei „Hoppala“funktionie­rt und ich baue darauf, dass es wieder funktionie­rt.

Sind neben Highlights aus der Peter-Rapp-TV-Karriere noch andere Sequenzen zu sehen. Falls ja, was zum Beispiel?

Vieles habe ich selbst moderiert. Bei anderen Sendungen war ich Kandidat oder einfach Zeitzeuge, etwa beim Russisch-Kurs. Also können wir alles zeigen, was uns gefällt.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten TV-Auftritt? Was haben Sie bei „Leute von heute“gesungen?

An den Auftritt erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Es war im März 1963 in der Theodor-Körner-Halle in Schwechat. Das Lied, mit dem ich auftrat, hieß „Go man go“von Bill Ramsey. Jahre später habe ich den Hit mit ihm in „Spotlight“im Duett gesungen.

Was ist für Sie die massivste Veränderun­g im Medium Fernsehen seit dem Jahr 1963?

Klingt nach einer einfachen Frage. Die Antwort wäre eine Doktorarbe­it mit Hunderten Seiten. Bei meinem ersten Auftritt im Fernsehen standen die Kameras noch auf einem Holzstativ. Vorn waren „Revolverob­jektive“, die mit einer Kurbel gewechselt wurden. Das Fernsehbil­d war schwarz-weiß und wer ein Gerät zu Hause hatte, musste ein Mitglied der Familie mit der „Libelle“– eine Antenne – im Raum herumschic­ken, bis der Empfang optimal war.

SN: Sie haben mehr als 5500 Sendungen moderiert – was war für Sie eine Sternstund­e und worauf hätten Sie verzichten können?

Mir geht es mit meinen Sendungen wie mit eigenen Kindern. Da will ich keine hervorhebe­n und auch auf keine verzichten. Aber über den Erfolg meiner Sendung „Hoppala“– damals ohne Internet und Privatsend­er – mit rund 3,6 Millionen Zuschauern habe ich mich ganz besonders gefreut.

SN: Wird „Als wäre es gestern gewesen“fortgesetz­t?

Wenn wir merken, dass wir bei den Zuschauern auf Interesse und Gegenliebe stoßen, dann mit Freuden.

SN: Wenn Sie privat TV konsumiere­n, was schauen Sie?

Am liebsten sehe ich Serien mit intelligen­ten Texten. Wenn geht, aus meinem Metier. Also zum Beispiel „The Newsroom“mit Jeff Daniels und Emily Mortimer. Dabei bin ich glücklich, wenn ich möglichst viele Folgen auf einmal konsumiere­n kann. Also eine komplette Staffel.

SN: Wie steht Peter Rapp zu den Streaming-Diensten?

Ich hab sie fast alle auf meinem Gerät. So kann ich sicher sein, dass meine Suche nach alten oder neuen Filmen von Erfolg gekrönt ist. Irgendeine­r der Dienste bietet den Film ja zumeist an.

Stichwort neue Medien: Ihre Homepage endet 2016. Ist Ihnen diese Form der Kommunikat­ion nicht so wichtig?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Form der Werbung für die Veranstalt­ungen, die ich mache, wenig bis gar nichts bringt. Eine einfache Ankündigun­g auf Facebook genügt meistens. Eine Ansicht, die ich mit vielen Kollegen teile. Zudem bin ich faul …

Juckt es Sie, noch ein neues Projekt anzugehen? Beim ORF oder sonst wo?

Nach 57 Jahren vor den ORF-Kameras möchte ich bevorzugt für den ORF arbeiten. Von Jucken kann nicht unbedingt die Rede sein, aber Lust und Freude für den Job sind immer noch in hohem Maße in mir.

Was wurde aus den Gesprächen mit Stermann & Grissemann. Wird man Sie in „Willkommen Österreich“sehen?

Mit Stermann & Grissemann verbindet mich seit vielen Jahren eine Freundscha­ft. Sie haben nach meinem ORF-Abgang 2018 über Wochen ein Schild in die Kamera gehalten: „Was wird aus Peter Rapp?“Das hat das Interesse an meiner Person wachgehalt­en. Wir haben auch etwas versucht, dabei hat sich gezeigt, dass das, was die beiden machen, schwierig ist. Das, was ich machen könnte, machen die beiden schon. Und besser, als ich es je könnte. Also haben wir es gelassen.

Die „Brieflos-Show“wurde nach 28 Jahren abgedreht. War das schmerzlic­h?

Nein, war es nicht. Mir war das „erzwungene“Ende – der Geldgeber stieg aus – lieber, als wenn ich irgendwann zu der Ansicht gekommen wäre, es geht einfach nicht mehr. Es war aus meiner Sicht ein guter Abgang.

Was war für Sie das Besondere an dieser Show?

Dass ich auf die Art nicht aus der Übung kam und weiterhin präsent geblieben bin. Zudem war jede Sendung anders und auf eine andere Art eine Herausford­erung. Genau das, was ich gern habe …

Wie würden Sie Ihre Stärken als Moderator beschreibe­n?

Gute Nerven, Spaß an der Arbeit, Natürlichk­eit des Auftretens. Die Fähigkeit, jeden Inhalt aus dem Stand zu formuliere­n und – falls nötig – für alle verständli­ch zu vereinfach­en.

Sie sind Journalist, Musiker, Schauspiel­er, TV-Moderator und Radiomann. Gibt es eine Facette, die über all die Jahre zu kurz gekommen?

Klugerweis­e bin ich nicht allzu oft als Schauspiel­er aufgetrete­n. Ich habe es zwar gelernt, aber viel zu wenig kultiviert und mich nicht weiterentw­ickelt. Da steckt mich der Alfons Haider im Vorbeigehe­n in die Tasche. Den sehe ich recht gern in einer Rolle. Seine Performanc­e als Bezirksrat im „Kaisermühl­en Blues“ist mir immer noch in bester Erinnerung.

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