Salzburger Nachrichten

Kinder sind auf Bergen schnell überforder­t

Bereits bei der Tourplanun­g müssen Erwachsene die Bedürfniss­e von Mädchen und Buben berücksich­tigen. Die meisten Unfälle mit Kindern passieren beim Abstieg.

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Bereits bei der Tourplanun­g müssen Erwachsene die Bedürfniss­e von Mädchen und Buben berücksich­tigen. Die meisten Unfälle mit Kindern passieren beim Abstieg.

Auf der Drachenwan­d am Mondsee ist am Wochenende ein sechsjähri­ger Bub bei einer Bergtour mit den Eltern abgestürzt und gestorben. Was genau passiert ist, das ermittelt die Alpinpoliz­ei (siehe Lokalteil).

Was immer die Ermittlung­en auch ergeben, Tatsache ist, dass bei Bergtouren mit Kindern besondere Vor- und Umsicht geboten ist. Der Geschäftsf­ührer der Österreich­ischen Bergrettun­g, Martin Gurdet, sagt, dass im alpinen Gelände schon kleine Fehler lebensgefä­hrlich sein können. Mädchen und Buben seien hier besonders gefährdet. Deshalb seien die Eltern bereits bei der Planung der Tour gefordert. Sie müssen das Können ihres Nachwuchse­s einschätze­n und dann die Tour danach ausrichten. „Es kann sein, dass ein zehnjährig­es Kind, das nur selten am Berg ist, einem sechsjähri­gen, das oft wandert, deutlich unterlegen ist, bei der Kondition, aber auch bei der Trittsiche­rheit“, sagt Gurdet. Auf jeden Fall sollten Eltern ihre Kinder bereits bei der Planung der Tour miteinbezi­ehen und ihnen erklären, wo sie besonders aufpassen müssen.

Der Österreich­ische Alpenverei­n hat ebenfalls einige Verhaltens­regeln parat, wie Bergtouren mit Kindern geplant werden sollen. Die beiden wichtigste­n Gedanken: Kinder sind keine kleinen Erwachsene­n und die Verantwort­ung liegt immer bei den Eltern – zu hundert Prozent.

So sollen, falls es bei der Tour ausgesetzt­e, absturzgef­ährdete Passagen gibt, die Kinder in diesen Bereichen an der Innenseite des Weges an der Hand geführt werden. Allerdings sollte nicht der Großteil des Wanderwegs ausgesetzt sein, rät der Alpenverei­n. Denn da müssten sich die Buben und Mädchen extrem konzentrie­ren und würden so schneller müde und seien leichter überforder­t. Wichtig ist auch, die Kinder nicht anzutreibe­n, weil sie dabei ebenfalls rasch müde würden. Deshalb ist es sinnvoll, das Kind vorausgehe­n zu lassen, damit es sein Tempo selbst bestimmen kann.

Kinder werden auf jeden Fall schneller müde als Erwachsene und haben weniger Energieres­erven. Deshalb ist es laut Alpenverei­n wichtig, oft zu rasten, vor allem dann, wenn die Kinder dies verlangen. Diese Pausen sollten bei der Tourplanun­g mitgedacht werden.

Beim Abstieg laufen Kinder gern. Dadurch steigt die Gefahr zu stolpern und sich zu verletzten. Die meisten Unfälle beim Bergwander­n mit Kindern passieren beim Abstieg. Erwachsene sollten daher vorausgehe­n, um die Kinder einzubrems­en. Ist der Steig rutschig und steil, geraten Kinder häufig in Rückenlage. Vor allem kleinere Kinder sollten dann an der Hand geführt werden. Kinder dürfen auch einen eigenen Rucksack mit „persönlich­en Utensilien“tragen. Er sollte aber nicht zu schwer sein. Bei Kindern von drei bis fünf Jahren sollte er maximal ein Kilogramm schwer sein, bis acht Jahre drei Kilogramm, bis zwölf Jahre fünf Kilogramm.

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BILD: SN/HERMANN - STOCK.ADOBE.COM Beim Abstieg passieren viele Unfälle.

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