Wenn plötzlich die Freiheit futsch ist
Das Coronavirus ist indirekt nun auch in Österreich gelandet und beeinflusst unsere Freiheit. Da kommt es auf gute Politiker an.
Wenn Journalistinnen und Journalisten über komplexe Themen berichten, machen sie in der Regel zuvor einen Faktencheck, um die Dinge einordnen zu können. Was weiß man bisher, was nicht? So halten es verantwortungsvolle Medien seit Wochen auch beim Thema Coronavirus. Das Problem dabei ist, dass auch die Experten nach knapp 80.000 bestätigten Erkrankten und nach mehr als 2200 Toten noch immer sehr wenig über den Erreger SARS-CoV-2 wissen. Etwa, wie infektiös das Virus oder wie lange seine Inkubationszeit ist. Und so stolpern die Menschen zwischen Panikmache und Verschwörungstheorien der einen und der Verharmlosung anderer hin und her.
Ja, wir wissen nach wie vor verdammt wenig über SARS-CoV-2. Und ja, wir wissen von keinem Menschen, der in Österreich erkrankt ist. Und dennoch ist das Coronavirus quasi über Nacht nach Österreich gekommen. Denn wenn in Norditalien Zigtausend Menschen in ihren Orten eingesperrt werden, wenn der Karneval in Venedig abgesagt wird, wenn in Südtirol Universitäten gesperrt werden, ist das Thema in unserer Nachbarschaft gelandet. Und damit sind wir betroffen. Gerade jetzt gegen Ende des Winters ist die Zeit, in der viele Österreicherinnen und Österreicher überlegen, ein paar Tage in ihrem Lieblingsurlaubsland zu verbringen. Abgeriegelte Städte im fernen China sind das eine, abgeriegelte Ortschaften bei Mailand etwas ganz anderes.
Völlig anders ist auch die Kommunikation der Behörden und verantwortlichen Politiker in Europa im Vergleich zu China. Man gewinnt den Eindruck, dass die Bevölkerung auf diesem Kontinent erfährt, was Sache ist – selbst dass die Verantwortlichen vieles nicht wissen. Während in China kritische Menschen mundtot gemacht werden, wird in Österreich, Italien, Deutschland oder Frankreich kommuniziert, erklärt und versucht, die Ernsthaftigkeit des Themas klarzumachen, ohne Panik zu schüren.
Denn es lässt wohl niemanden kalt, wenn in Europa plötzlich Dörfer und Städte abgeriegelt werden können und öffentliche Einrichtungen auf ungewisse Zeit schließen. Derartige Einschränkungen der persönlichen Freiheit konnten sich die meisten von uns bis vor Kurzem nicht vorstellen. So etwas ist für eine Gesellschaft, die gewohnt ist, in Freiheit zu leben, keine Kleinigkeit. In so einer Situation ist es entscheidend, dass Behörden und Politiker transparent, behutsam und entschlossen in Kooperation mit der Bevölkerung agieren. Hier zeigt sich, was Demokratie besser zu lösen vermag als jede andere Staatsform.