1400 Kilometer auf einer Tour de Pop
Füße in Pedalen, Instrumente im Anhänger: Perkussionist Manu Delago absolviert seine Tournee auf dem Fahrrad.
Manu Delago flog schon ein paar Mal um die Welt. So ist das, wenn man als Musiker international gefragt ist. Aber nun, nach „einem längeren Prozess“, macht er es einmal anders. Der Tiroler wird ab Anfang Mai 35 Tage in Österreich auf Tournee sein. Er wird mit seiner Band alle Etappen mit dem Rad fahren. 1400 Kilometer werden es am Ende dieser Tour de Pop sein. Und es werden etwa dreißig Konzerte gespielt sein.
In über fünfzig Ländern war Delago, Hangspieler, Perkussionist,
Produzent und Komponist, in den vergangenen Jahren unterwegs. Er begleitete Künstlerinnen und Künstler wie Björk, Anoushka Shankar, Ólafur Arnalds, spielte als Solist mit dem London Symphony Orchestra. Der ökologische Fußabdruck der Popmusik ist gigantisch – vor allem bei Tourneen.
Ende vergangenen Jahres hatte die britische Band Coldplay angekündigt, mit ihrem aktuellen Album keine Tournee geben zu wollen. „Eine Welttour wird es erst geben, wenn die Band dafür eine klimafreundliche Option findet“, sagte Sänger Chris Martin in einem Interview. Nicht zu touren ist allerdings ein Luxus, den sich kaum jemand leisten kann – auch weil die Einnahmen aus StreamingDiensten und dem Verkauf von Tonträgern zurückgehen.
Zu diesem gigantischen Popmusik-Fußabdruck ist Manu Delagos Radtournee der Gegenentwurf. „Ich weiß nicht, ob man es als Pionierarbeit bezeichnen kann – für mich ist es als Statement wichtig“, sagt er im SN-Gespräch. Er suche aber immer neue Abenteuer, weil ihn die Wiederholung langweile.
Naturverbundenheit gehöre für ihn „immer schon zum Leben“. Als Tiroler geht er gern in die Berge. Dort entstand auch sein bisher letztes außergewöhnliches Projekt, der Musik- und Bergfilm „Parasol Peak“, für den er auf verschiedenen Gipfeln
musizierte. Endgültiger Anstoß für seine Radtournee war die Arbeit am letzten Album. Da legte er den täglichen Weg ins Studio immer auf dem Rad zurück. „Es geht nicht um irgendeine sportliche Leistung, sondern darum klarzumachen, dass das Rad in vielen Bereichen ein praktisches Mobilitätsgerät ist“, sagt Delago.
Die Tour beginnt und endet in Innsbruck. Die Strecke liegt großteils in Österreich. Rund 1400 Kilometer
werden die Musiker am Ende in den Beinen haben. Eine spezielle sportliche Vorbereitung gibt es nicht. „Aber ich gehe davon aus, dass wir alle wissen, worauf wir uns einlassen“, sagt Manu Delago.
Es geht nämlich nicht nur darum, dass die Musiker von Auftrittsort zu Auftrittsort radeln. In Anhängern werden auch Instrument und Bühnenequipment mit eigener Kraft durch das Land gezogen. So soll auf der gesamten Strecke jeglicher CO2Ausstoß vermieden werden und dabei sogar noch Strom gewonnen werden. Sofern das Wetter mitspielt, wird das Elektronik- und Licht-Equipment der Band mit Solarstrom betrieben. Zusätzlich können Kleingeräte wie Mobiltelefone direkt durch Pedal-Power am Fahrrad aufgeladen werden. Und auch das Publikum wird aufgefordert mitzumachen und gebeten, „klimaschonend zu den Konzerten zu reisen und auf Autos zu verzichten“.
Inwieweit sich das Radeln auf die Musik auf der Bühne auswirken könnte, lässt sich schwer sagen: „Aber wir werden wohl hoffentlich in einen Rad-Groove kommen“, sagt Delago.
Konzerte: