Salzburger Nachrichten

1400 Kilometer auf einer Tour de Pop

Füße in Pedalen, Instrument­e im Anhänger: Perkussion­ist Manu Delago absolviert seine Tournee auf dem Fahrrad.

- Saalfelden (6. 5.), Salzburg (8. 5.), Seekirchen (9. 5.). Weitere Daten: www.manudelago.com

Manu Delago flog schon ein paar Mal um die Welt. So ist das, wenn man als Musiker internatio­nal gefragt ist. Aber nun, nach „einem längeren Prozess“, macht er es einmal anders. Der Tiroler wird ab Anfang Mai 35 Tage in Österreich auf Tournee sein. Er wird mit seiner Band alle Etappen mit dem Rad fahren. 1400 Kilometer werden es am Ende dieser Tour de Pop sein. Und es werden etwa dreißig Konzerte gespielt sein.

In über fünfzig Ländern war Delago, Hangspiele­r, Perkussion­ist,

Produzent und Komponist, in den vergangene­n Jahren unterwegs. Er begleitete Künstlerin­nen und Künstler wie Björk, Anoushka Shankar, Ólafur Arnalds, spielte als Solist mit dem London Symphony Orchestra. Der ökologisch­e Fußabdruck der Popmusik ist gigantisch – vor allem bei Tourneen.

Ende vergangene­n Jahres hatte die britische Band Coldplay angekündig­t, mit ihrem aktuellen Album keine Tournee geben zu wollen. „Eine Welttour wird es erst geben, wenn die Band dafür eine klimafreun­dliche Option findet“, sagte Sänger Chris Martin in einem Interview. Nicht zu touren ist allerdings ein Luxus, den sich kaum jemand leisten kann – auch weil die Einnahmen aus StreamingD­iensten und dem Verkauf von Tonträgern zurückgehe­n.

Zu diesem gigantisch­en Popmusik-Fußabdruck ist Manu Delagos Radtournee der Gegenentwu­rf. „Ich weiß nicht, ob man es als Pionierarb­eit bezeichnen kann – für mich ist es als Statement wichtig“, sagt er im SN-Gespräch. Er suche aber immer neue Abenteuer, weil ihn die Wiederholu­ng langweile.

Naturverbu­ndenheit gehöre für ihn „immer schon zum Leben“. Als Tiroler geht er gern in die Berge. Dort entstand auch sein bisher letztes außergewöh­nliches Projekt, der Musik- und Bergfilm „Parasol Peak“, für den er auf verschiede­nen Gipfeln

musizierte. Endgültige­r Anstoß für seine Radtournee war die Arbeit am letzten Album. Da legte er den täglichen Weg ins Studio immer auf dem Rad zurück. „Es geht nicht um irgendeine sportliche Leistung, sondern darum klarzumach­en, dass das Rad in vielen Bereichen ein praktische­s Mobilitäts­gerät ist“, sagt Delago.

Die Tour beginnt und endet in Innsbruck. Die Strecke liegt großteils in Österreich. Rund 1400 Kilometer

werden die Musiker am Ende in den Beinen haben. Eine spezielle sportliche Vorbereitu­ng gibt es nicht. „Aber ich gehe davon aus, dass wir alle wissen, worauf wir uns einlassen“, sagt Manu Delago.

Es geht nämlich nicht nur darum, dass die Musiker von Auftrittso­rt zu Auftrittso­rt radeln. In Anhängern werden auch Instrument und Bühnenequi­pment mit eigener Kraft durch das Land gezogen. So soll auf der gesamten Strecke jeglicher CO2Ausstoß vermieden werden und dabei sogar noch Strom gewonnen werden. Sofern das Wetter mitspielt, wird das Elektronik- und Licht-Equipment der Band mit Solarstrom betrieben. Zusätzlich können Kleingerät­e wie Mobiltelef­one direkt durch Pedal-Power am Fahrrad aufgeladen werden. Und auch das Publikum wird aufgeforde­rt mitzumache­n und gebeten, „klimaschon­end zu den Konzerten zu reisen und auf Autos zu verzichten“.

Inwieweit sich das Radeln auf die Musik auf der Bühne auswirken könnte, lässt sich schwer sagen: „Aber wir werden wohl hoffentlic­h in einen Rad-Groove kommen“, sagt Delago.

Konzerte:

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BILD: SN/MANU DELAGO/SIMONE RAINER Manu Delago mit seiner Band bei den Vorbereitu­ngen zur Radtournee.
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