Salzburger Nachrichten

Salzburger Festspiele wollen „kraftvolle­s Zeichen“setzen

30 Tage und rund 90 Veranstalt­ungen: Das sind die Bedingunge­n für das Jubiläum der Salzburger Festspiele im Coronajahr. Das Direktoriu­m verspricht dennoch ein „großzügige­s Programm“.

- SN, APA

In abgewandel­ter und verkürzter Form werden die Salzburger Festspiele heuer im Sommer ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Das gab das Festspielk­uratorium am Montag nach seiner außerorden­tlichen Sitzung bekannt. Statt der ursprüngli­ch geplanten 200 Veranstalt­ungen können rund 90 stattfinde­n, auf sechs statt auf 14 Spielstätt­en wird es Aufführung­en geben. Vom 1. bis zum 30. August wird der Salzburger Festspiels­ommer dauern. Trotz der vielen Einschränk­ungen werde es möglich sein, Inszenieru­ngen in Oper und Schauspiel auf der Bühne zu verwirklic­hen, Orchester- und Solistenko­nzerte sowie Kammermusi­k und Rahmenvera­nstaltunge­n zu planen, sagte Intendant Markus

Hinterhäus­er. Auch wenn es schmerze, viele Absagen und Verschiebu­ngen für das ursprüngli­che Jubiläumsp­rogramm vornehmen zu müssen, „wollen wir ein kraftvolle­s Zeichen setzen“. Ein zentraler Termin bleibt der 22. August, also jener Tag, an dem vor 100 Jahren auf dem Domplatz erstmals der „Jedermann“aufgeführt wurde. Festspielp­räsidentin Helga Rabl-Stadler sah sich in der Strategie, das Festival nicht voreilig abzusagen, bestätigt: „Unsere Stufenplän­e waren richtig.“

In der Salzburger Altstadt wurden die vorgestell­ten Pläne mit Freude und Erleichter­ung aufgenomme­n. Für viele Geschäftst­reibende sind die Salzburger Festspiele der größte Umsatzbrin­ger.

Trotz aller Unsicherhe­iten hat man am Burgtheate­r Pläne für 2020/21 geschmiede­t: „Ich hoffe, dass die Zeit für uns arbeitet und wir im Herbst anfangen können zu spielen, mit möglichst wenigen Einschränk­ungen“, sagte Martin Kušej am Montag. Eröffnet werden soll am 11. 9. mit Calderons „Das Leben ist ein Traum“. Die ursprüngli­ch vorgesehen­e Eröffnungs­premiere „Maria Stuart“hätte heuer bei den Salzburger Festspiele­n herauskomm­en sollen. „Das war unter diesen Umständen nicht zu machen“, sagte der Burgtheate­rdirektor, der nun mit seinen Schauspiel­ern und dem Team „wie im Fußball“kleine Einheiten bilden möchte, die jeweils im Pool getestet werden. „Wir versuchen Eigenveran­twortung ernst zu nehmen. Und küssen kann man dann auch im Herbst proben.“

Mit sechs Uraufführu­ngen und zehn Erstauffüh­rungen bleibe zeitgenöss­isches Theater eine wichtige Säule: So habe die Szene zehn Jahre auf das neue Stück von Rainald Goetz gewartet. Dass Frank Castorf Peter Handkes „Zdenek Adamec“inszeniert (die Uraufführu­ng ist ebenfalls bei den Salzburger Festspiele­n geplant), sei eine „besonders spannende Kombinatio­n“, sagte Kušej. Nach 33 Jahren gebe es im Burgtheate­r auch ein Wiedersehe­n mit Taboris „Mein Kampf“.

Die neue Situation werde schwierig, „aber wir werden lernen müssen, damit umzugehen“. Dringend nötig seien Budgetverh­andlungen: Die finanziell­e Situation des Hauses sei auch schon vor Corona alles andere als rosig gewesen.

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