Prozess: Arzt soll 109 Buben missbraucht haben
Ein Arzt aus dem Salzkammergut, der sich an 109 Buben vergangen haben soll, muss sich ab Dienstag vor Gericht verantworten. Dem Mann drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft und die Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. 40 der mutmaßlichen Opfer waren laut Anklageschrift zur Tatzeit noch nicht einmal 14 Jahre alt.
Für den Prozess am Landesgericht Wels sind fünf Verhandlungstage eingeplant. Die Urteilsverkündung wird für den 10. Juni erwartet. Zum Schutz der mutmaßlichen Opfer sei mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit zu rechnen, erklärte das Gericht.
Seit Eröffnung seiner Ordination im Jahr 2000 soll der heute 57-Jährige bis zu seiner Festnahme im Jänner 2019 „teils schwere sexuelle Missbrauchhandlungen“an den jungen Patienten vorgenommen haben, lautet die Anklage. Weiters wird ihm vorgeworfen, Personen angestiftet zu haben, pornografische Videos von Minderjährigen zu drehen, und ein pornografisches Foto eines achtjährigen Buben angefertigt zu haben. Zumindest drei Buben haben laut Gutachten „schwere Folgeschäden“davongetragen.
Die Opfer waren als Patienten intim untersucht worden. Der Verdächtige habe ihnen offenbar weisgemacht, die sexuellen Handlungen würden zu den Behandlungen dazugehören. Einigen soll er kleine Geldgeschenke gemacht und sie in sein Haus am Attersee eingeladen haben. Dokumentiert seien 30 Fälle außerhalb der Ordination, darunter ein Fall in seinem Ferienhaus am Roten Meer in Ägypten. Das Opfer aus Deutschland war zum damaligen Zeitpunkt unter zwölf Jahre alt und hat sich dem Strafverfahren angeschlossen.
Zudem wird der Mann wegen des Besitzes und der Weitergabe von geringen Mengen Cannabiskraut an Minderjährige beschuldigt. In diesem Fall soll das Seehaus des Beschuldigten am Attersee der Tatort gewesen sein.
Die Mutter eines 15-Jährigen hatte vergangenes Jahr den Verdacht publik gemacht. Ihr Kind soll ab dem zwölften Lebensjahr mehrfach von dem Mediziner sexuell missbraucht worden sein. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat sich der Mediziner von der Ärzteliste streichen lassen.
Ein Sachverständiger diagnostizierte dem Beschuldigten Pädophilie, die den „Grad einer schwerwiegenden psychischen Störung erreicht“habe, heißt es in der Anklageschrift. Aufgrund der Prognose, wonach sich der Mann neuerlich an Buben vergreifen könnte, wurde zusätzlich zur Anklage wegen „schweren sexuellen Missbrauchs mit Unmündigen“auch die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt.