Jedermann braucht im Sommer Platz
Die Salzburger Festspiele 2020 würden großzügiger als von vielen erwartet, kündigt Intendant Markus Hinterhäuser an. Neben „Jedermann“werde es Oper, Konzert und Schauspiel geben.
SALZBURG. „Ja, es ist wahr, es werden Salzburger Festspiele 2020 stattfinden.“Mit dieser Ansage kam Präsidentin Helga Rabl-Stadler am Montagnachmittag aus der Sitzung des Kuratoriums. Die Salzburger Festspiele würden „zeitlich kürzer mit modifiziertem Programm unter strengen Sicherheitsvorkehrungen“stattfinden.
Während das detaillierte Programm voraussichtlich Ende nächster Woche bekannt gegeben wird, steht nun fest: Es werde Veranstaltungen in allen Genres geben, also Oper, Schauspiel, Orchesterkonzert, Solistenkonzerte, Kammerkonzert und Neue Musik, versicherte Intendant Markus Hinterhäuser. „Es wird am 1. August losgehen und wir werden Ihnen ein interessantes Programm anbieten.“Und: „Sie können sich auf Festspiele freuen, die großzügiger ausfallen werden als das, was in Szenarien bisher angedeutet oder vermutet wurde.“
Ausgangspunkt für alle Überlegungen für Salzburger Festspiele 2020 sei der „Jedermann“am 22. August gewesen, berichtete Markus Hinterhäuser. Von dieser Festaufführung aus seien zuerst Möglichkeiten für die letzte Augustwoche ventiliert worden. Schließlich – vor allem basierend auf den am Montag bekannt gegebenen Lockerungen für Kulturveranstaltungen – werden Salzburger Festspiele von 1. bis 30. August möglich.
Fix ist also der „Jedermann“auf dem Domplatz mit Tobias Moretti in der Titelrolle. Laut neuer Verordnung wird dieser als Freiluftveranstaltung für bis zu 1250 Zuschauer möglich sein. Zudem werden die bisherigen Hauptspielstätten für
Aufführungen genutzt – also die beiden Festspielhäuser, Felsenreitschule und Landestheater. Nicht bespielt werden hingegen voraussichtlich der Große Saal des Mozarteums und die Pernerinsel in Hallein. Möglichst viele Veranstaltungen werden ohne Pause gespielt.
Statt der für 2020 zunächst aufgelegten 235.000 Karten werden für die nun neu zu programmierenden Festspiele 70.000 Karten angeboten. Wie berichtet, wird das große Jubiläumsprogramm auf 2021 verschoben. Demgemäß wird auch der Kartenverkauf abgewickelt: Alle bisher verkauften Karten würden zurückgenommen, alle heurigen und nächstjährigen Karten würden neu verkauft, erläuterte der Kaufmännische Direktor Lukas Crepaz. Zudem können bisherige Käufer von Karten wählen, ob sie das Geld rückerstattet haben oder neue Karten beziehen wollten. Allerdings beteuert Helga Rabl-Stadler: „Alle, die bisher eine Karte gekauft haben, haben jetzt Vorrang beim neuen Programm.“
Die Tragweite der Entscheidung des Kuratoriums könne „nicht hoch genug eingeschätzt werden“, versicherte Landeshauptmann Haslauer (ÖVP). Dies sei ein wichtiges Signal für die Widerstandskraft der Kultur in Salzburg. Dieses Signal richte sich zuallererst an Künstlerinnen und Künstler: „Es gibt wieder die Möglichkeit aufzutreten.“Und dies gelte nicht primär für die Salzburger Festspiele, sondern für alle Kulturveranstaltungen in Stadt und Land. Dies sei kein „Lex Festspiele“, versicherte Hans Scharfetter vom Tourismusfonds.
Das Signal richte sich auch an die Unternehmer, versicherte Haslauer. Und Bürgermeister Harald Preuner ergänzte: Salzburger Festspiele brauche die Stadt Salzburg „so dringend wie einen Bissen Brot“. Die Entscheidung des Kuratoriums sei
„ein wunderbares Zeichen für Hotellerie, Gastronomie und Handel“. Denn dies zeige: „Es geht wieder aufwärts.“
Eigentlich war für 2020 ein Budget von 68,8 Millionen Euro vorgesehen. Nach Angaben von Lukas Crepaz wird dieses nun auf 38 bis 40 Mill. Euro eingedampft. Allerdings: Wie auch für alle anderen Kulturveranstalter werden die öffentlichen Hände die bereits für 2020 zugesagte Subvention von 18,8 Mill. Euro auszahlen. Folglich ergibt sich voraussichtlich ein Eigendeckungsgrad von 50 Prozent (statt bisher etwa 75 Prozent).
Und Wilfried Haslauer gestand: Er habe in der Kuratoriumssitzung mit Helga Rabl-Stadler vereinbart, über eine etwaige Verlängerung ihres Vertrags zu sprechen. Denn „das ist keine Frage, die man zwischen Tür und Angel stellt“. Markus Hinterhäuser ergänzte: „Es gibt niemanden, der das nicht möchte. Alle umschmeicheln Helga RablStadler, alle umwerben sie.“
Er tue dies mit einem Wort von Bert Brecht: „Du weißt es: wer gebraucht wird, ist nicht frei. Ich aber brauche dich, wie’s immer sei. Ich sage ich und könnt auch sagen wir.“
„Ausgangspunkt für alle Überlegungen war der ,Jedermann‘.“
Markus Hinterhäuser, Intendant