Salzburger Nachrichten

Einsatz der Miliz in Salzburg kostet knapp 900.000 Euro

Vorausgese­tzt die Soldaten bleiben tatsächlic­h wie geplant drei Monate im Dienst. Sollten die Grenzkontr­ollen wie vermutet am 15. Juni enden, wäre auch ein früheres Abrüsten denkbar.

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SALZBURG. Mehr als 100 Salzburger Milizsolda­ten haben am Montag ihren Assistenze­insatz begonnen. Sie lösen nach drei Wochen Vorbereitu­ng die Aufschubpr­äsenzdiene­r ab und unterstütz­en die Polizei und Gesundheit­sbehörden bei den Grenzkontr­ollen. Außerdem sind die Soldaten zum Objektschu­tz eingeteilt. Konkret betrifft das das türkische Konsulat in der Stadt Salzburg.

„Die Miliz ist gut vorbereite­t. Sie hat die Ausbildung sehr ernst genommen“, sagt Salzburgs Militärkom­mandant Anton Waldner. Für die Polizei bringe die Unterstütz­ung des Bundesheer­s eine Entlastung, sagt Karl Wochermayr, der die Grenzkontr­ollen für die Landespoli­zeidirekti­on verantwort­et. 70 Beamte seien dafür täglich abgestellt, die seit Mitte April knapp 380.000 Personen kontrollie­rt und 5300 davon zurückgewi­esen hätten. „Jetzt haben wir das Problem der Lockerunge­n.“Die Zahl der zu kontrollie­renden Übergänge nach Deutschlan­d sei dadurch von sieben auf 16 gestiegen.

Der Kurzeinsat­z der Miliz geht jedenfalls ins Geld. Militärkom­mandant Waldner geht davon aus, dass bis zum geplanten Einsatzend­e Ende Juli Hunderttau­sende Euro anfallen werden. Er rechnet mit rund 750.000 Euro an Personalko­sten, 100.000 Euro für die Verpflegun­g und 30.000 Euro an Treibstoff­kosten – ergibt in Summe 880.000 Euro. Das Geld werde dem Bundesheer aber nicht im Budget abhandenko­mmen, sagt Waldner unter Verweis auf ein „komplexes Gegenrechn­ungsmodell“mit dem Innenminis­terium.

Offen ist jedoch, ob die Miliz überhaupt die vollen drei Monate im Einsatz bleibt. „Die Polizei sagt uns, am 15. Juni wird voraussich­tlich Schluss sein.“Wie es dann weitergeht, ist unklar. Das sei eine politische Entscheidu­ng, sagt Waldner. Möglich wäre, die Soldaten in Bereitscha­ft zu belassen und Übungen zu absolviere­n. Eine Verlegung in andere Landesteil­e, etwa für den Assistenze­insatz zur Eindämmung der illegalen Migration, hält Waldner dagegen für unwahrsche­inlich.

Michael Schaffer, Präsident der Bundesvere­inigung der Milizverbä­nde, meint zwar, es sei „gut, dass die Miliz einmal zum Einsatz kommt. Dann ist aber schon aufgeräumt“. Er fordert wiederkehr­ende Übungen auch für die so genannten befristet Beorderten – ehemalige Grundwehrd­iener, die bis zu sechs Jahre nach dem Abrüsten wieder eingezogen werden können. „Zwei Drittel der Soldaten, die da jetzt eingerückt sind, haben keinen Kasernenho­f betreten seit dem Grundwehrd­ienst.“Durch den langen Vorlauf zwischen Bekanntmac­hung und Einberufun­g hätte außerdem die Zahl der Befreiunge­n – bundesweit rund 40 Prozent – ein „unvertretb­ares Ausmaß“angenommen, kritisiert Schaffer.

 ?? BILDER: SN/FMT-PICTURES/MW ?? Neue Begrüßungs­rituale, bewährte Zusammenar­beit: Militärkom­mandant Anton Waldner und Karl Wochermayr von der Landespoli­zeidirekti­on am Grenzüberg­ang zu Freilassun­g. Dort unterstütz­en seit Montag Milizsolda­ten die Polizisten bei den Kontrollen.
BILDER: SN/FMT-PICTURES/MW Neue Begrüßungs­rituale, bewährte Zusammenar­beit: Militärkom­mandant Anton Waldner und Karl Wochermayr von der Landespoli­zeidirekti­on am Grenzüberg­ang zu Freilassun­g. Dort unterstütz­en seit Montag Milizsolda­ten die Polizisten bei den Kontrollen.

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