Mit Radlader Kleinbus gerammt: Mann wurde aus U-Haft entlassen
Ein Bauunternehmer aus dem Flachgau soll am 28. März in der Nähe seiner Firma mit einem großen Radlader einen Kleinbus gerammt haben. Das Fahrzeug wurde schwer beschädigt, die Insassen – ein 38-jähriger Bekannter des Mannes und dessen neunjähriger Sohn – kamen mit dem Schrecken bzw. einem Schock davon. Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Mordverdachts und schwerer Nötigung. Gegen den Mann wurde die Untersuchungshaft verhängt. Weil der Beschuldigte als psychisch labil gilt, wurde er von der Justizanstalt in Puch-Urstein in die (geschlossene) Sonderstation der ChristianDoppler-Klinik (CDK) überstellt.
Mittlerweile ist der Mann wieder auf freiem Fuß – er ist am Montag auf Antrag seines Verteidigers Franz Essl enthaftet worden. Denn laut einer fachärztlichen Stellungnahme der CDK sei ein „signifikanter Behandlungserfolg“eingetreten. Von einer Gefährdung sei nicht länger auszugehen, die Anhaltung könne unter Anwendung gelinderer Mittel aus ärztlicher Sicht empfohlen werden. Dem schließt sich auch das psychiatrische Gutachten der Sachverständigen Gabriele Wörgötter an. Voraussetzung dafür sei, dass der Beschuldigte die verschriebenen Medikamente einnehme und sich weiter in der CDK behandeln lasse.
„Es steht zwar noch immer der Verdacht des versuchten Mordes im Raum. Mein Mandant wollte aber nie jemanden töten, sondern war in seinem wahnhaften Psychosezustand davon überzeugt, dass er und seine Familie im Falle der Infektion durch das Coronavirus sterben würden“, sagt Verteidiger Essl. Deshalb habe er verhindern wollen, dass sich jemand dem Firmengelände nähere. „Nur aufgrund des zum Vorfallszeitpunkt bestehenden Wahns ist es dazu gekommen, dass er versuchte, mit dem Radlader ein Fahrzeug wegzuschieben. Er hat nicht etwa die tonnenschwere Schaufel des Radladers auf das Fahrzeug niedergeschmettert.“Es habe keine Tötungsabsicht bestanden – seinem
Mandanten sei kein Mordversuch, allenfalls Nötigung anzulasten, meint Essl. Anfang April meinte der Anwalt gegenüber den SN, die Coronapandemie habe bei seinem psychisch labilen Mandanten wie ein Feuerball eingeschlagen. Der Mann sei zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig gewesen, ungeachtet dessen habe er niemanden töten wollen.
Der Vorfall spielte sich laut den bisherigen Erhebungen so ab: Als sich der Kleinbus, gelenkt von einem 38-jährigen Flachgauer, der Firma näherte, stieg der Unternehmer in seinen Radlader, fuhr auf den auf einer Gemeindestraße befindlichen Kleinbus zu, rammte ihn und schob das viel kleinere Gefährt 40 Meter rückwärts. Dann fuhr er erneut auf den Kleinbus zu und schob ihn weitere 50 Meter in eine Wiese. Dann gelang den zwei geschockten Insassen zu Fuß die Flucht, wobei der Beschuldigte die Opfer, also Vater und Sohn, erneut mit dem Radlader und abgesenkter Laderschaufel verfolgte. Das Gutachten des Kfz-Sachverständigen Gerhard Kronreif ist noch ausständig.