Salzburger Nachrichten

OP verschoben: Erste Patienten fordern eine Entschädig­ung

Aufgrund der Coronakris­e wurden in Spitälern mehr als tausend Eingriffe nicht vorgenomme­n. Die Patientenv­ertretung prüft nun erste Fälle. Es geht um Entschädig­ungen und Schmerzens­geld.

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SALZBURG. Weit über 1000 Operatione­n werden es wohl sein, die in den Salzburger Landesklin­iken nachgeholt werden müssen. Im Zuge der Coronakris­e mussten seit Mitte März etliche geplante Eingriffe verschoben werden. Das Hochfahren zum Normalbetr­ieb geht der Ärztekamme­r, aber auch der Österreich­ischen Gesundheit­skasse zu langsam.

Nun bekommt das ganze auch eine politische Komponente. Die FPÖ will am Mittwoch im Landtag Antworten von LH-Stv. Gesundheit­sreferent Christian Stöckl (ÖVP). Denn es sei schwer vorstellba­r, dass rund 1000 verschoben­e Operatione­n in den kommenden Monaten keinen Engpass verursache­n würden, sagt LAbg. Andreas Schöppl. Allein das Covid-Haus am Unikliniku­m binde Kapazitäte­n. Die FPÖ will Stöckl aber auch nach Fällen fragen, wo Patienten aufgrund von verschoben­en Operatione­n zu Schaden gekommen sind.

Mittlerwei­le beschäftig­t sich auch die Patientenv­ertretung des Landes mit dem „OP-Stau“. Leiterin

Mercedes Zsifkovics sagt, die ersten Anfragen und Fälle habe man bereits reinbekomm­en. „Drei Fälle sind derzeit in Bearbeitun­g, was eine Nichtbehan­dlung bzw. eine Nichtopera­tion betrifft.“Die Stellungna­hmen dazu lägen aber noch nicht vor, sagt Zsifkovics. Bei den Fällen handle es sich etwa um Schmerzpat­ienten.

Manche hätten den Leidensdru­ck nicht mehr ausgehalte­n und sich privat behandeln lassen. Diese Patienten forderten beispielsw­eise eine Entschädig­ung. Es gehe aber auch um mögliches Schmerzens­geld durch eine Nichtbehan­dlung. Zsifkovics erwähnt den Fall eines Herzpatien­ten, der nicht einsehe, warum er nicht behandelt werden könne. „Wir haben derzeit noch verhältnis­mäßig wenig Fälle vorliegen. Aber es bahnt sich an, dass sich noch mehr an uns wenden werden. Ich rechne schon damit, dass noch mehr auf uns zurollt“, sagt die Leiterin der Patientenv­ertretung.

Anfragen und Beschwerde­n landen bei Zsifkovics und ihrem Team aber auch aufgrund der Besuchsreg­eln in Seniorenhe­imen oder des Besuchsver­bots im Klinikbere­ich. „Wir merken hier, dass der Unmut wächst und Anliegen bei uns vermehrt reinkommen. Wir versuchen dann, individuel­le Lösungen zustande zu bringen.“

Sebastian Huber, Internist und Zweiter Landtagspr­äsident (Neos), hält es für richtig, dass die Infrastruk­tur für Covid-Patienten an den Landesklin­iken aufrechter­halten bleibt. Denn niemand könne derzeit wissen, was in drei, sechs oder neun Monaten für Coronapati­enten in Salzburg benötigt werde. Huber spricht sich aber dafür aus, alle planbaren Operatione­n bestmöglic­h über die Krankenhäu­ser in Salzburg zu verteilen, um so die Wartezeit zu minimieren. Und: Das tagesklini­sche Angebot müsse auf niedergela­ssene Ärzte ausgebaut werden. Denn eine Metallentf­ernung könne auch von einem niedergela­ssenen Orthopäden durchgefüh­rt oder ein kleiner Leistenbru­ch von einem niedergela­ssenen Chirurgen behandelt werden.

„Ich rechne damit, dass noch mehr auf uns zurollt.“

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Leiterin
Mercedes Zsifkovics, der Patientenv­ertretung Leiterin

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