In welchen Branchen Lehrlinge nun gefragt sind
Viele Schüler in Salzburg stehen kurz vor dem Abschluss: Aber werden sie in der Coronakrise, die die Wirtschaft tief verunsichert, eine Lehrstelle finden?
Vor dem Virus hätte jeder Jugendliche aus mindestens zwei offenen Jobs wählen können. Es habe ein klares Überangebot an Lehrstellen im Verhältnis zu den Suchenden gegeben, sagt Jacqueline Beyer, Landesgeschäftsführerin des AMS Salzburg. Der Shutdown hatte freilich Auswirkungen auf die Firmen, die noch immer zu spüren sind. „Viele Mitarbeiter sind in Kurzarbeit und für Lehrlinge braucht man Ausbildner. Das ganze Einstellungsverhalten ist derzeit gebremst.“Aber: Nach wie vor seien mehr offene Stellen als Suchende gemeldet, 618 Jobs treffen auf 422 Jugendliche. „Ich bin für unser Bundesland sehr zuversichtlich, weil wir so einen großen Überhang haben.“
Bei den Bewerbungsgesprächen hat Barbara Moser schon bisher gern ein Wort benützt: krisensicher. Was das aber bedeutet, werde nun erst so richtig klar, sagt die Leiterin für Werbung und Information bei Spar. „Österreich steht das erste Mal vor dieser Ausnahmesituation: Jeder kennt jemanden in seinem Umkreis, der entweder in Kurzarbeit ist oder seinen Job verloren hat“, sagt Moser.
Der Lebensmittelkonzern biete derzeit bundesweit 1000 Lehrstellen in 21 Berufen an – 100 mehr als zuvor. Eine Zahl für Salzburg könne die Sprecherin nicht angeben: „Es gibt nicht so viele junge Interessenten am Markt, wie wir gern einstellen würden. Wir haben 115 Standorte im Bundesland, an jedem kann mindestens ein Lehrling ausgebildet werden.“Die Bewerbungsgespräche führen die Zuständigen mit Maske und Sicherheitsabstand. Aber ist es nicht schwierig, so ein wichtiges Treffen abzuhalten, ohne die Mimik des Gegenübers zu sehen? Viele Bewerber kämen aus dem Ort und würden die Personen ohnehin kennen, sagt Moser. „Und unsere Mitarbeiter erhalten Face Shields, sie zeigen ihr Gesicht.“
Auch wenn vieles noch unklar sei, stünden die Signale für die Lehre nicht schlecht, sagt indes Gabriele Tischler. Sie leitet die Stabsstelle Bildung bei der Wirtschaftskammer Salzburg. „Wir gehen nicht davon aus, dass es ein Fiasko wird.“Einziges Sorgenkind derzeit sei der Tourismus: Da komme es drauf an, wie sich alles nach der Öffnung der Betriebe entwickle.
Die Branchenstatistik des AMS zeigt, dass Beherbergung und Gastronomie im April im Vergleich zum Vorjahresmonat 137 Lehrstellen oder 38 Prozent weniger anbieten. In der Herstellung von Waren sind es minus 44 Jobs (34 Prozent), im Handel um 30 weniger (22 Prozent). Diese Bereiche
sind aber auch diejenigen, die am meisten Lehrlinge aufnehmen – das Angebot ist immer noch groß.
Bei den ÖBB beginne das neue Lehrjahr im Herbst, sagt der Pressesprecher für Salzburg, Robert Mosser. Bewerbungen seien schon jetzt erwünscht. Im Bundesland könne die Bahn 50 Auszubildende aufnehmen: „Von diesen Stellen sind noch einige wenige offen.“Bewerber sollten vor allem Interesse für den gewählten Lehrberuf mitbringen – die ÖBB bieten 25 verschiedene an. Die Aufnahmegespräche finden per Telefon oder Skype statt.
Von März bis jetzt seien die Bewerbungen zurückgegangen, sagt Mosser. Er erwarte jedoch, dass nun die Zahl wieder auf das alte Niveau steige. Im Herbst könnten sich noch mehr Jobsuchende bei den ÖBB melden: „Viele Schüler planen schon zu Beginn des Abschlussjahres, was sie danach arbeiten wollen.“