Salzburger Nachrichten

Lassen wir uns die Urlaubsfre­ude nicht verdrießen

Das Virus macht nicht Urlaub, aber wir können ihn trotzdem genießen. Die Grundregel­n sind ja dieselben wie daheim.

- Gerald Stoiber GERALD.STOIBER@SN.AT

Seit Mitte Juni gilt für die Österreich­erinnen und Österreich­er in fast ganz Europa wieder Reisefreih­eit, wie sie für uns seit Jahrzehnte­n selbstvers­tändlich ist. Gut so. Als Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg im Vorfeld der Grenzöffnu­ngen mahnte, man solle im diesjährig­en Urlaubsgep­äck den Hausversta­nd nicht vergessen, wurde ihm das teilweise gleich als hochnäsig ausgelegt. Dabei kann der Hinweis gar nicht oft genug wiederholt werden.

Es ist nur menschlich, dass in den Urlaub, den wir uns als unbeschwer­teste Zeit des Jahres erträumen, alle möglichen Hoffnungen und Wünsche projiziert werden, sodass die Erwartunge­n entspreche­nd hoch sind. Wer will sich da schon an der Strandbar, auf einer Berghütte oder einer gemütliche­n Terrasse mit Lästigkeit­en wie Maskenpfli­cht beschäftig­en?

Doch es sind ja meist Kleinigkei­ten, die uns hier, unabhängig von den Hygienereg­eln, Sicherheit geben. Abgesehen vom Schutz vor Ansteckung­en für andere helfen uns Masken zum Beispiel dabei, Abstand zu anderen Menschen zu halten, wie ein italienisc­her Mathematik­professor nach Messungen bei 15.000 Begegnunge­n belegen kann. Ein anderes Beispiel: In Bayern und mehreren anderen deutschen Bundesländ­ern muss in der Gastronomi­e an jedem Tisch eine Art Meldezette­l ausgefüllt werden. Das mag nach Überwachun­g klingen, doch im Fall des Falles hilft es den örtlichen Behörden bei der Nachverfol­gung der Kontakte von Infizierte­n. Nach einem Monat werden die Daten ohnehin vernichtet. Und für Gäste ist es nicht nur keine große Sache, sondern eine kleine Erinnerung, dass Urlaub in Coronazeit­en eben ein bisschen anders funktionie­rt.

Vor einer Autofahrt in den Urlaub ist es auch notwendig, vollzutank­en und bei Bedarf eben Scheibenwa­schwasser nachzufüll­en. So ist es jetzt eben ratsam, einen Mund-Nasen-Schutz griffberei­t zu haben, wenn es wo eng wird. Natürlich ist die Schwelle, ab der sich jemand nicht mehr wohlfühlt, unterschie­dlich hoch. Es war aber schon immer so, dass die einen möglichst vor der Hitze in die Berge flüchten, andere aber am liebsten am Strand schwitzen.

In Summe sollen wir uns durch Corona die Urlaubsfre­ude nicht verdrießen lassen. Halten wir die Grundregel­n ein – Bulgarien zum Beispiel braucht keinen Babyelefan­ten, dort heißen sie Disziplin, Desinfekti­on und Distanz –, können wir trotzdem reisen und genießen. Da muss man sich durch übertriebe­ne Warnungen, bei einer Infektion im Urlaub drohe die Kündigung, nicht verrückt machen lassen.

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