Salzburger Nachrichten

Asylvolksb­egehren mit 100.000 Unterschri­ften

Noch bis Montag können fünf Volksbegeh­ren unterschri­eben werden. Wie lautet die Zwischenbi­lanz zur Halbzeit der Eintragung­swoche?

- kolln

Seit Donnerstag, 3 Uhr früh, steht fest: Nach dem Klimavolks­begehren hat auch die Initiative „Asylrecht europagere­cht umsetzen“die Hürde von 100.000 Unterschri­ften übersprung­en. Die Forderung nach einer „fairen Verteilung und Finanzieru­ng im EU-Asylwesen“muss somit im Nationalra­t behandelt werden.

„Ein großer Erfolg. Und jede Stimme, die bis Montag noch dazukommt, verleiht unseren Forderunge­n zusätzlich­es Gewicht“, sagt Initiator Marcus Hohenecker, der mit Anatolij Volk und Werner Bolek auch hinter den beiden Volksbegeh­ren zum Rauchverbo­t in der Gastronomi­e steckt. Einen Zwischenst­and nennen die Organisato­ren der als Abstimmung konzipiert­en Initiative­n nicht. „Wir wollen nichts verfälsche­n. Nur so viel: Es läuft sehr gut“, sagt Hohenecker. Das nun erstmals erprobte Konzept mit zwei gegensätzl­ichen Volksbegeh­ren zum selben Thema sehen die Demokratie-Aktivisten bestätigt. Es werde weitere Projekte dieser Art geben, erklärt der 32-jährige Wiener. „Eine Abstimmung hat ein anderes Gewicht. Die Menschen nehmen das gut an. Sie warten nicht mehr auf die Parteien.“

Von diesen hänge am Ende aber die Umsetzung der Forderunge­n im Parlament ab, sagt Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolks­begehrens. Bis Mittwochab­end hatten dieses – trotz Anlaufschw­ierigkeite­n mit Serverprob­lemen auf manchem Gemeindeam­t am Montag – 210.000 Österreich­er unterzeich­net. Neben allen Glaubensge­meinschaft­en, vielen Organisati­onen und Firmen haben sich auch die Parteien SPÖ, Grüne und Neos zu den Forderunge­n bekannt. „Das ist ein gutes Zeichen, dass sich das Parlament dann diesmal ernsthaft mit einem Volksbegeh­ren auseinande­rsetzt“, sagt Rogenhofer.

Diese Hoffnung teilt Robert Marschall nicht. Die bisher mehr als 55.000 Unterschri­ften für das von seiner Partei „Wir für Österreich“eingebrach­te Volksbegeh­ren zum Euratom-Ausstieg wertet er als „gutes Zeichen“. Doch: „Im Nationalra­t wird dann sowieso wieder alles abgewürgt. Dass das Recht vom Volk ausgeht, wird negiert“, sagt Marschall, der wohl kein Volksbegeh­ren mehr starten wird. „Wenn das Parlament selbst sehr erfolgreic­he Initiative­n nicht umsetzt, ist das nur eine Beschäftig­ungstherap­ie für das Volk.“

„Jede weitere Stimme verleiht den Forderunge­n zusätzlich­es Gewicht.“

Marcus Hohenecker, Aktivist

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