Salzburger Nachrichten

Leistungsf­reundliche Vermögensb­esteuerung

Einkommen sind in Österreich viel zu stark belastet. Eine Umschichtu­ng ist überfällig.

- Johannes Huber WWW.DIESUBSTAN­Z.AT

Natürlich sollte man nicht immer gleich von neuen oder höheren Steuern reden. Anderersei­ts wird man letzten Endes nicht umhinkomme­n, es zu tun: Wirtschaft­swachstum und Effizienzs­teigerunge­n in der staatliche­n Verwaltung werden in den nächsten Jahren kaum ausreichen, die Defizite, die gerade entstehen, zu reduzieren bzw. die steigenden Ausgaben für Pensionen, Pflege und die Gesundheit­sversorgun­g zu bewältigen. Diesbezügl­ich sollte man sich nichts vormachen lassen.

Vor allem aber gehören leistungsf­eindliche Elemente diskutiert: Zum einen ist da eine Belastung von Einkommen, die im internatio­nalen Vergleich sehr hoch ist. Und zum anderen steht da eine ungewöhnli­ch große Schonung von Vermögen, die in Österreich eher durch Schicksal als durch Fleiß gebildet werden. Im Klartext: Auf die richtigen Vorfahren kommt es an. Der Schlüssel zu Reichtum sind Erbschafte­n, wie die beiden Ökonomen Pirmin Fessler und Martin Schürz in einer preisgekrö­nten Untersuchu­ng festgestel­lt haben.

Klar, es ist nicht unmöglich, es auch mit Leistung im Rahmen einer klassische­n Erwerbstät­igkeit zu etwas zu bringen. Einfacher ist das in der größten Krise seit Jahrzehnte­n jedoch nicht geworden. Und überhaupt: Wer Geld verdient, muss froh sein, wenn etwas übrig bleibt. Angesichts der hohen Belastung durch Steuern und Beiträge sowie stark steigender Mieten ist das keine Selbstvers­tändlichke­it. Wie auch immer: Wenn etwas übrig bleibt, ist es schwer geworden, es zu mehren. Das Sparbuch ist ein Verlustges­chäft und auch bei anderen halbwegs sicheren Veranlagun­gsformen sind die Erträge überschaub­ar.

Doch zurück zur hohen Belastung durch Steuern und Beiträge, die ebenso leistungsf­eindlich ist: Bei niedrigen Einkommen fällt besonders die Sozialvers­icherung ins Gewicht.

Bei höheren schlägt die Steuer zu. Wobei der solidarisc­he Ansatz, wonach jeder zahlt, so viel er kann, voll ausgereizt wird: Die unteren 45 Prozent aller Einkommens­bezieher können fast nichts, die obersten viereinhal­b Prozent müssen fast die Hälfte des gesamten Steueraufk­ommens tragen. Das lässt sich nur zum Teil argumentie­ren. Bei Steuersätz­en von bis zu 55 Prozent, von denen diese Männer und Frauen betroffen sind, ist es fast schon ein Wunder, dass sie überhaupt noch arbeiten, um sehr viel zu verdienen. Motivieren­d ist es nicht. In der Hängematte liegen wäre jedenfalls ungleich attraktive­r.

Und sei es ein Luxusprobl­em: Es bringt zum Ausdruck, dass gerade auch diese Leute an einer Vermögensb­esteuerung interessie­rt sein könnten. Dann nämlich, wenn im Gegenzug die Einkommens­besteuerun­g reduziert werden würde.

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