Rapid mit sieben Toren düpiert: „Das war purer Wahnsinn“
Ostersonntag 2008: Red Bull Salzburg schlittert gegen Rapid in ein 0:7-Heimdebakel. Zwölf Jahre später gelingt den Bullen beim 7:2 in Hütteldorf die eindrucksvolle Revanche.
War das Salzburgs Meisterstück? Rein rechnerisch fehlt Red Bull Salzburg noch der eine oder andere Punkt zur erfolgreichen Titelverteidigung in der Fußball-Bundesliga, praktisch betrachtet ist man aber längst durch. Für die letzten drei Spieltage der Coronameisterschaft haben sich die Bullen am Mittwochabend mit sieben Toren und einem historischen 7:2Auswärtssieg bei Rapid gestärkt. „Dieser Sieg hatte viel mit Mentalität zu tun. Es war ein Wahnsinn“, sagte Trainer Jesse Marsch, der – wie schon so oft in dieser Saison – von der Qualität seiner Mannschaft regelrecht überwältigt war. Vorzeitige Glückwünsche zum siebten Meistertitel in Serie lehnte der 46jährige US-Amerikaner aber konsequent ab. „Es war ein wichtiger Sieg für uns, aber wir sind noch nicht fertig“, meinte Marsch.
Mit einem Heimsieg am Sonntag gegen den TSV Hartberg hätte Salzburg den Titel fix in der Tasche – vorausgesetzt, der Vier-Punkte-Abzug für den LASK wegen verbotener Mannschaftstrainings in der Coronapause bleibt bestehen. Das diesbezügliche Urteil des Neutralen Schiedsgerichts wird wohl erst Wochen nach dem für 5. Juli geplanten Ligaende fallen. „Ich verstehe nichts von der ganzen Situation. Doch ich verstehe, wenn wir jedes Spiel gewinnen, sind wir Meister. Das ist unser Ziel“, sagte Marsch.
Mit dem 7:2 gelang Red Bull Salzburg gewissermaßen eine Revanche für die 0:7-Heimniederlage gegen Rapid an diesem denkwürdigen Ostersonntag vor zwölf Jahren. „Ich habe von diesem Resultat gehört, aber vielleicht waren ein paar Spieler von uns noch gar nicht geboren damals“, war der bestens gelaunte Bullen-Coach zum Scherzen aufgelegt. Was durchaus verständlich ist, schenkte ihm seine Mannschaft doch nicht nur einen hochemotionalen Sieg, sondern auch ein Traumtor nach dem anderen.
Allen voran Zlatko Junuzovic, der einen Szoboszlai-Corner volley von der Strafraumgrenze unter die Querlatte donnerte. Den Treffer widmete der zweifache Familienvater über die TV-Kamera seinem älteren Sohn Clemens. Es sei eines seiner schöneren Tore gewesen, sagte Junuzovic mit einem breiten Grinsen. So wie Jesse Marsch warnte auch der Mittelfeldspieler vor verfrühten Meisterfeierlichkeiten: „Wer weiß, was mit den Punkten für den LASK noch passiert …“
Von einem „puren Wahnsinn“sprach Albert Vallci, der Torschütze zum zwischenzeitlichen 4:1. „Wir spielen zu jeder Zeit mit voller Konsequenz. Wenn uns alles so aufgeht wie am Mittwoch, sind wir nicht zu stoppen. Jetzt haben wir auch den großen Glauben, dass wir den Meistertitel nach Hause bringen“, sagte der aufstrebende Außenverteidiger, ehe er gegen Mitternacht in den Mannschaftsbus stieg. Vor der Heimfahrt durfte der bei großen Siegen in der Bundeshauptstadt obligatorische Halt an einer Wiener
Tankstelle nicht fehlen. Zur Kasse wurde diesmal Co-Trainer Franz Schiemer gebeten. Er ist im Betreuerstab der Bullen für die Standards zuständig – und hat offenbar gute Arbeit geleistet. Gegen Rapid erzielte Salzburg nicht weniger als fünf Tore im Zuge von Standardsituationen. Erst so wurde möglich, Rapid dermaßen zu düpieren und den Hütteldorfern die bisher höchste Heimniederlage in der Meisterschaft seit einem 0:6 gegen Austria Wien im Oktober 1969 zuzufügen. Sieben Gegentore kassierte Rapid seit dem Zweiten Weltkrieg überhaupt zum ersten Mal.
Während für Didi Kühbauer das 2:7 ohne Konsequenzen blieb, trennte sich Sturm Graz am Tag nach dem 0:2 gegen Wolfsberg von Trainer Nestor El Maestro.
„Ein wichtiger Sieg, aber wir sind noch nicht fertig.“
Jesse Marsch, Trainer RB Salzburg