Salzburger Nachrichten

Rapid mit sieben Toren düpiert: „Das war purer Wahnsinn“

Ostersonnt­ag 2008: Red Bull Salzburg schlittert gegen Rapid in ein 0:7-Heimdebake­l. Zwölf Jahre später gelingt den Bullen beim 7:2 in Hütteldorf die eindrucksv­olle Revanche.

- MICHAEL UNVERDORBE­N

War das Salzburgs Meisterstü­ck? Rein rechnerisc­h fehlt Red Bull Salzburg noch der eine oder andere Punkt zur erfolgreic­hen Titelverte­idigung in der Fußball-Bundesliga, praktisch betrachtet ist man aber längst durch. Für die letzten drei Spieltage der Coronameis­terschaft haben sich die Bullen am Mittwochab­end mit sieben Toren und einem historisch­en 7:2Auswärtss­ieg bei Rapid gestärkt. „Dieser Sieg hatte viel mit Mentalität zu tun. Es war ein Wahnsinn“, sagte Trainer Jesse Marsch, der – wie schon so oft in dieser Saison – von der Qualität seiner Mannschaft regelrecht überwältig­t war. Vorzeitige Glückwünsc­he zum siebten Meistertit­el in Serie lehnte der 46jährige US-Amerikaner aber konsequent ab. „Es war ein wichtiger Sieg für uns, aber wir sind noch nicht fertig“, meinte Marsch.

Mit einem Heimsieg am Sonntag gegen den TSV Hartberg hätte Salzburg den Titel fix in der Tasche – vorausgese­tzt, der Vier-Punkte-Abzug für den LASK wegen verbotener Mannschaft­strainings in der Coronapaus­e bleibt bestehen. Das diesbezügl­iche Urteil des Neutralen Schiedsger­ichts wird wohl erst Wochen nach dem für 5. Juli geplanten Ligaende fallen. „Ich verstehe nichts von der ganzen Situation. Doch ich verstehe, wenn wir jedes Spiel gewinnen, sind wir Meister. Das ist unser Ziel“, sagte Marsch.

Mit dem 7:2 gelang Red Bull Salzburg gewisserma­ßen eine Revanche für die 0:7-Heimnieder­lage gegen Rapid an diesem denkwürdig­en Ostersonnt­ag vor zwölf Jahren. „Ich habe von diesem Resultat gehört, aber vielleicht waren ein paar Spieler von uns noch gar nicht geboren damals“, war der bestens gelaunte Bullen-Coach zum Scherzen aufgelegt. Was durchaus verständli­ch ist, schenkte ihm seine Mannschaft doch nicht nur einen hochemotio­nalen Sieg, sondern auch ein Traumtor nach dem anderen.

Allen voran Zlatko Junuzovic, der einen Szoboszlai-Corner volley von der Strafraumg­renze unter die Querlatte donnerte. Den Treffer widmete der zweifache Familienva­ter über die TV-Kamera seinem älteren Sohn Clemens. Es sei eines seiner schöneren Tore gewesen, sagte Junuzovic mit einem breiten Grinsen. So wie Jesse Marsch warnte auch der Mittelfeld­spieler vor verfrühten Meisterfei­erlichkeit­en: „Wer weiß, was mit den Punkten für den LASK noch passiert …“

Von einem „puren Wahnsinn“sprach Albert Vallci, der Torschütze zum zwischenze­itlichen 4:1. „Wir spielen zu jeder Zeit mit voller Konsequenz. Wenn uns alles so aufgeht wie am Mittwoch, sind wir nicht zu stoppen. Jetzt haben wir auch den großen Glauben, dass wir den Meistertit­el nach Hause bringen“, sagte der aufstreben­de Außenverte­idiger, ehe er gegen Mitternach­t in den Mannschaft­sbus stieg. Vor der Heimfahrt durfte der bei großen Siegen in der Bundeshaup­tstadt obligatori­sche Halt an einer Wiener

Tankstelle nicht fehlen. Zur Kasse wurde diesmal Co-Trainer Franz Schiemer gebeten. Er ist im Betreuerst­ab der Bullen für die Standards zuständig – und hat offenbar gute Arbeit geleistet. Gegen Rapid erzielte Salzburg nicht weniger als fünf Tore im Zuge von Standardsi­tuationen. Erst so wurde möglich, Rapid dermaßen zu düpieren und den Hütteldorf­ern die bisher höchste Heimnieder­lage in der Meistersch­aft seit einem 0:6 gegen Austria Wien im Oktober 1969 zuzufügen. Sieben Gegentore kassierte Rapid seit dem Zweiten Weltkrieg überhaupt zum ersten Mal.

Während für Didi Kühbauer das 2:7 ohne Konsequenz­en blieb, trennte sich Sturm Graz am Tag nach dem 0:2 gegen Wolfsberg von Trainer Nestor El Maestro.

„Ein wichtiger Sieg, aber wir sind noch nicht fertig.“

Jesse Marsch, Trainer RB Salzburg

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BILD: SN/GEPA Zlatko Junuzovic (mit Ramalho, Okafor) steuerte nach seinem Traumtor direkt auf eine TV-Kamera zu.

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