Zwischen Euphorie, Skepsis und Trainingsstart
Ab 1. Juli geht es auch für die Kampfsportler in Österreich wieder los – mit einigen Fragen.
SALZBURG. Alisa Buchinger ist voll der Vorfreude: „Ich habe mich echt riesig gefreut, als die Meldung von der Lockerung gekommen ist, und ich freue mich schon auf das erste Training mit Körperkontakt.“Das ist gemäß den Richtlinien der heimischen Bundesregierung für die KarateWeltmeisterin von 2016 ab kommendem Mittwoch (1. Juli) wieder möglich.
Dann sollen nämlich alle bisherigen Beschränkungen für die Kampfsportarten fallen – besonders betroffen waren Judoka, Karateka, Fechter und Ringer. Buchinger: „Wir haben in der Zeit vieles gemacht, was sonst in normalen Jahren zu kurz kommt, zum Beispiel einen großen Block an Ausdauertraining. Aber auf Dauer ersetzt das kein spezifisches Training, man braucht im Karate einfach die körperliche Nähe und kann nicht nur in die
Luft schlagen.“Für die Judoka kommt der Zeitpunkt der Öffnung wie bestellt: Die Judo-Nationalmannschaft hat schon zuvor ab 1. Juli ein Trainingslager in Mittersill geplant. „Da wird jetzt auch ein normales Wettkampf-Training möglich sein“, sagt Sportdirektor Markus Moser. Zudem sei nunmehr auch Vereins- und Kadertraining möglich, auch die Judo-Sommercamps könnten abgehalten werden.
Doch nicht überall ist man so euphorisch, im Lager der Ringer herrscht eine gewisse Skepsis. „Ich habe in den letzten Wochen so vieles erlebt, dass ich noch nicht Hurra schreie. Ich habe von den Lockerungen nur aus dem Teletext und den Zeitungen erfahren und habe daher eine Anfrage an das Sportministerium gestellt, unter welchen Bedingungen welches Training möglich sei. Das will ich vorher schriftlich haben, denn ich kann sonst die Verantwortung nicht übernehmen“, sagt Toni Marchl für den Ringer-Verband.
Unabhängig von den aktuellen Lockerungen haben aber alle Kampfsportler mehr oder minder drei Monate verloren. „Nirgendwo waren die Auflagen im Kontaktsport so streng wie in Österreich. In der Schweiz oder Deutschland wird schon seit Wochen regulär trainiert. Wir haben quasi drei Monate verloren, das ist vergleichbar mit einer Verletzung“, kritisiert Marchl. Der Österreichische Ringerverband wird als erstes internationales Turnier die U23-WM Ende November in Finnland beschicken, die RingerBundesliga wurde bereits abgesagt – auch weil die Verletzungsgefahr durch den Trainingsrückstand zu groß ist.
Ein besonderes Jahr steht jetzt Alisa Buchinger bevor: Zeitgleich mit den Lockerungen wurde nämlich auch die Karate-WM in Dubai von November 2020 auf den Herbst 2021 verschoben. „Das Jahr 2021 wird für alle mental herausfordernd. Erst die Olympia-Qualifikationen ab März, dann die Olympischen Spiele und dann noch die WM.“Was steht im Jahr 2020 an? „Wenig. Die Staatsmeisterschaften und vielleicht noch ein internationales Turnier.“