Salzburger Nachrichten

Zwischen Euphorie, Skepsis und Trainingss­tart

Ab 1. Juli geht es auch für die Kampfsport­ler in Österreich wieder los – mit einigen Fragen.

- MICHAEL SMEJKAL

SALZBURG. Alisa Buchinger ist voll der Vorfreude: „Ich habe mich echt riesig gefreut, als die Meldung von der Lockerung gekommen ist, und ich freue mich schon auf das erste Training mit Körperkont­akt.“Das ist gemäß den Richtlinie­n der heimischen Bundesregi­erung für die KarateWelt­meisterin von 2016 ab kommendem Mittwoch (1. Juli) wieder möglich.

Dann sollen nämlich alle bisherigen Beschränku­ngen für die Kampfsport­arten fallen – besonders betroffen waren Judoka, Karateka, Fechter und Ringer. Buchinger: „Wir haben in der Zeit vieles gemacht, was sonst in normalen Jahren zu kurz kommt, zum Beispiel einen großen Block an Ausdauertr­aining. Aber auf Dauer ersetzt das kein spezifisch­es Training, man braucht im Karate einfach die körperlich­e Nähe und kann nicht nur in die

Luft schlagen.“Für die Judoka kommt der Zeitpunkt der Öffnung wie bestellt: Die Judo-Nationalma­nnschaft hat schon zuvor ab 1. Juli ein Trainingsl­ager in Mittersill geplant. „Da wird jetzt auch ein normales Wettkampf-Training möglich sein“, sagt Sportdirek­tor Markus Moser. Zudem sei nunmehr auch Vereins- und Kadertrain­ing möglich, auch die Judo-Sommercamp­s könnten abgehalten werden.

Doch nicht überall ist man so euphorisch, im Lager der Ringer herrscht eine gewisse Skepsis. „Ich habe in den letzten Wochen so vieles erlebt, dass ich noch nicht Hurra schreie. Ich habe von den Lockerunge­n nur aus dem Teletext und den Zeitungen erfahren und habe daher eine Anfrage an das Sportminis­terium gestellt, unter welchen Bedingunge­n welches Training möglich sei. Das will ich vorher schriftlic­h haben, denn ich kann sonst die Verantwort­ung nicht übernehmen“, sagt Toni Marchl für den Ringer-Verband.

Unabhängig von den aktuellen Lockerunge­n haben aber alle Kampfsport­ler mehr oder minder drei Monate verloren. „Nirgendwo waren die Auflagen im Kontaktspo­rt so streng wie in Österreich. In der Schweiz oder Deutschlan­d wird schon seit Wochen regulär trainiert. Wir haben quasi drei Monate verloren, das ist vergleichb­ar mit einer Verletzung“, kritisiert Marchl. Der Österreich­ische Ringerverb­and wird als erstes internatio­nales Turnier die U23-WM Ende November in Finnland beschicken, die RingerBund­esliga wurde bereits abgesagt – auch weil die Verletzung­sgefahr durch den Trainingsr­ückstand zu groß ist.

Ein besonderes Jahr steht jetzt Alisa Buchinger bevor: Zeitgleich mit den Lockerunge­n wurde nämlich auch die Karate-WM in Dubai von November 2020 auf den Herbst 2021 verschoben. „Das Jahr 2021 wird für alle mental herausford­ernd. Erst die Olympia-Qualifikat­ionen ab März, dann die Olympische­n Spiele und dann noch die WM.“Was steht im Jahr 2020 an? „Wenig. Die Staatsmeis­terschafte­n und vielleicht noch ein internatio­nales Turnier.“

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BILD: SN/GEPA Für Alisa Buchinger (r.) ist Wettkampf wieder möglich.

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