Salzburger Nachrichten

Himmelblau ist positiv

Wiener Forscher arbeiten an einem schnellen Nachweis des Coronaviru­s, der relativ einfach zu handhaben wäre. Am Farbverlau­f im Reagenzgla­s sieht man, ob man sich infiziert hat.

- URSULA KASTLER

Eine wichtige Methode, um die Pandemie eindämmen und managen zu können, sind Tests. Wiener Forscher haben ein neues, einfaches und günstiges Testverfah­ren für SARS-CoV-2 entwickelt, das nach ihren eigenen Angaben weder spezielle Laborausrü­stung noch Expertenwi­ssen erfordert. „Noch sind wir in der Entwicklun­gsphase, doch wir hoffen, dass unser Test nach allen erforderli­chen Studien rasch produziert werden kann. Die Ergebnisse waren bis jetzt vielverspr­echend“, sagt Andrea Pauli vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) des Vienna BioCenter. Sie hat zusammen mit Julius Brennecke vom Institut für Molekulare Biotechnol­oge (IMBA) der Akademie der Wissenscha­ften (ÖAW) die Forschungs­gruppe koordinier­t, die sich in der Phase des Lockdowns aufgrund einer Idee der Doktoratss­tudenten Max Kellner, Julian Ross und Jakob Schnabl gebildet hat. Die Forscher haben eine seit rund 20 Jahren bekannte und etablierte Reaktion, die „Loop-mediated isothermal amplificat­ion“(RT-LAMP), verbessert. Das Ergebnis der Studie an 50 Patienten mit Covid-19 in unterschie­dlichen Schweregra­den ist noch nicht von der Fachwelt begutachte­t. Laut Andrea Pauli hat sich der Test bis jetzt als sensitiv und zuverlässi­g erwiesen. Falsch-positive Ergebnisse habe es nicht gegeben – also einen positiven Befund, ohne dass der Betreffend­e krank gewesen wäre.

Beim herkömmlic­hen PCR-Test wird das Erbmateria­l des Coronaviru­s, das als RNA (Ribonuklei­nsäure) vorliegt, in DNA (Desoxyribo­nukleinsäu­re) umgewandel­t und für den Nachweis vermehrt. Dafür sorgt ein Enzym. In den Verdoppelu­ngsschritt­en müssen die Doppelsträ­nge der DNA aber aufgeschmo­lzen werden, was aufwendig und teuer ist und nur in einem Labor gemacht werden kann.

Auch der Test der Wiener Forscher arbeitet mit Enzymen. Ein Abstrich aus Rachen und Nase ist nicht notwendig: „Man gurgelt und etwas von dieser Flüssigkei­t kommt vereinfach­t gesagt in eine Reagenzlös­ung“,

sagt Andrea Pauli. Die virale RNA wird in weniger als 30 Minuten in DNA umgewandel­t und milliarden­fach vervielfäl­tigt. Das ist durch einen Farbwechse­l von Violett zu Himmelblau im Reaktionsg­efäß beobachten. Die Probe muss allerdings diese 30 Minuten lang mit etwa 63 Grad warm gehalten werden. „Wir haben es ausprobier­t. das geht mit einem Wasserbad im Kochtopf und einem Thermomete­r“, sagt Andrea Pauli. Die Forscher testen sich selbst und ihre Teams damit ein Mal pro Woche.

Bleiben weitere Studien erfolgreic­h und findet sich ein Großproduz­ent, so wäre der Test für großflächi­gen Einsatz geeignet, nicht nur in Österreich. In vielen südlichen Länder sind derzeit kaum Tests verfügbar oder finanziell unerschwin­glich.

„Wir haben es mit einem Wasserbad im Kochtopf ausprobier­t.“

Angela Pauli, IMP Wien

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