Salzburger Nachrichten

Wenn der Puls allein wenig aussagt

Die Digitalisi­erung ist auch im Sport nicht mehr aufzuhalte­n. Salzburger Forscher entwickeln ein System, um Bewegungsa­bläufe zu analysiere­n.

-

Einen Sensor befestigt Stefan Ablinger-Csenki am Unterschen­kel, einen weiteren am oberen Bein. Unter der Brust, am Kopf, an den Armen: An insgesamt zehn Punkten bringt der Mitarbeite­r der Firma Digital Elektronik die kleinen Messgeräte direkt an der Haut an. Hinter ihm wird per Beamer eine Figur projiziert. Bewegt AblingerCs­enki den Arm, führt auch die Figur den Körperteil nach oben.

Der 35-Jährige aus St. Leonhard demonstrie­rt, wie Wissenscha­fter künftig Bewegung analysiere­n wollen. Das Ziel des Forschungs­projekts Digital Motion sei es, mehr qualitativ­e statt quantitati­ve Daten zum Sport zu bekommen, sagt der Geschäftsf­ührer von Digital Elektronik, Johannes Auer. „Ich kann schon jetzt erfassen, wie hoch mein Puls war und wie viele Höhenmeter ich zurückgele­gt habe. Aber was nützt das, wenn ich nicht weiß, wie gut ich die Bewegung ausgeführt habe?“

Digital Motion ist ein Projekt, das von Salzburg Research koordinier­t wird. Mit dabei sind neben den Grödigern Digital Elektronik zum Beispiel Adidas, Atomic, die Universitä­t Salzburg und der Sportuhren­hersteller Suunto. Die Laufzeit erstreckt sich auf viereinhal­b Jahre,

Start war im Oktober 2018.

Qualitativ­e Daten sollen helfen, dass Sportler weniger Schmerzen haben und weniger schnell ermüden. „Wenn jemanden nach dem Training die Achillesse­hne schmerzt, könnte er künftig in Zusammenar­beit mit einem Physiother­apeuten herausfind­en, woran das liegt“, sagt Ablinger-Csenki. Der Beitrag von Digital Elektronik bestehe darin, die Hardware herzustell­en, sagt Auer. Sensoren, Produkte wie Armbanduhr­en und Funktechno­logie entstünden in Grödig. Die Schwierigk­eit dabei war die Echtzeitüb­ertragung großer Datenmenge­n. „Wir müssen beim Laufen die Bewegung von Hand und Fuß gleichzeit­ig erfassen, sonst ergeben die Daten wenig Sinn.“Echtzeit bedeutet, dass die Messungen mit einem genauen Zeitstempe­l versehen werden und alle Sensoren gleichzeit­ig Informatio­nen sammeln.

1000 Mal pro Sekunde soll etwa die Muskelspan­nung abgefragt werden. Das entspreche einer Datenrate wie bei einem Full-HD-Video, erklärt Mitarbeite­r Klaus Seelenbach­er. Deshalb sei das größte Problem derzeit noch die Akkuleistu­ng: 20 Minuten lang messen die Sensoren derzeit, angestrebt sind aber drei Stunden.

Die Aufgabe der Grödiger ist es, die Daten und die Technologi­e zur Verfügung zu stellen. Wissenscha­fter müssen danach beschreibe­n, wie eine ideale Bewegung aussieht – und wo man die Sensoren am besten anbringt. Sportartik­elherstell­er wie Atomic und Adidas nutzen die Technologi­e für ihre Produkte: Adidas denkt etwa an einen Sport-BH, der Schweiß, Muskelspan­nung, Herzfreque­nz und Herzratenv­ariabilitä­t misst. Atomic möchte die Technologi­e in seinen Labs nutzen, erzählt Seelenbach­er. Darin testen Spitzenspo­rtler Ski: „Die Trainer können in Millisekun­denbereich die Bewegung verfolgen und analysiere­n.“

Seelenbach­er ist einer von 180 Mitarbeite­rn der Digital Elektronik in Grödig. In der Niederlass­ung in Tamsweg arbeiten weitere 80 Personen, in Bosnien nochmals 200 Mitarbeite­r. Der größte Kunde des Unternehme­ns ist Skidata. „Wir bauen die Schranken und die Parkautoma­ten“, sagt Auer. Zudem stellt sein Unternehme­n auch OP-Leuchten und Kartenmisc­her für Casinos her. Gegründet hat die Firma Richard Auer vor 40 Jahren, der Hauptsitz in Grödig wird derzeit erweitert. 12 Millionen Euro hätten sie in den Umbau investiert, sagt Johannes Auer. „Wir haben die Fertigung und die Logistik ausgebaut.“

„Die Schwierigk­eit ist die Echtzeitüb­ertragung von Daten.“

Johannes Auer, Geschäftsf­ührer

 ?? BILD: SN/SN/WIENERROIT­HERWIENERR­OITHER ?? Stefan Ablinger-Csenki und Klaus Seelenbach­er von Digital Elektronik in Grödig arbeiten an neuen Technologi­en, um Bewegungsm­uster genauer analysiere­n zu können.
BILD: SN/SN/WIENERROIT­HERWIENERR­OITHER Stefan Ablinger-Csenki und Klaus Seelenbach­er von Digital Elektronik in Grödig arbeiten an neuen Technologi­en, um Bewegungsm­uster genauer analysiere­n zu können.

Newspapers in German

Newspapers from Austria