ORF muss sparen, auch Salzburger Landesstudio betroffen
Der Stiftungsrat diskutierte über Finanzen, bestellte neue Geschäftsführer. Und es gab eine „beinahe kabarettistische Einlage“.
WIEN. Rund ein halbes Jahr konnte der Stiftungsrat coronabedingt nicht tagen. Am Donnerstag kam das wichtigste Aufsichtsgremium des ORF erstmals wieder zusammen – und war offenbar darum bemüht, all das aufzuholen, was liegen geblieben war. Auf der Tagesordnung stand etwa der Jahresabschluss 2019: Der Rundfunk bilanzierte im vergangenen Jahr mit einem positiven Ergebnis vor Steuern, 21,2 Millionen stehen zu Buche.
Für dieses Jahr sei ein ähnliches Ergebnis nicht zu erwarten – zu einschneidend seien die Auswirkungen der Krise, schilderte Generaldirektor Alexander Wrabetz im Rat. Genaue Zahlen nannte der ORFBoss aber nicht. Und das störte den Stiftungsrat Matthias Limbeck: Es habe „wenig Konkretes“gegeben. Für 2021 sei indes bestätigt worden, dass der ORF 75,5 Millionen sparen will. Und zwar sollen sich annähernd alle Unternehmensbereiche um „sechs bis 14 Prozent“einschränken, erläutert Limbeck. Die Landesstudios müssten etwa 7,8 Millionen einsparen, wovon rund 500.000 auf den ORF Salzburg fallen – bei einem Jahresbudget von grob zehn Millionen. Doch Limbeck macht Hoffnung: „Wir sind gegen die Rasenmäher-Variante.“Vielmehr sollten „strategisch wichtige Felder zukunftsfit gemacht werden“. Dazu würden die Landesstudios gehören. Entsprechende Gespräche seien anberaumt, eine Entscheidung soll bis September fallen.
Parallel wurden im Rat auch Personalentscheidungen getroffen: Italien-Korrespondentin Cornelia Vospernik wurde zur Geschäftsführerin der Südtiroler Firmentochter bestellt. Und Chefproducer Roland Weißmann wurde zum Projektleiter für den ORF-Player bestimmt, jener Digitalplattform, die der ORF noch heuer starten will. Um das Portal adäquat auf den Weg kriegen zu können, brauche es aber eine Änderung des ORF-Gesetzes. „Der Gesetzgeber muss mit der digitalen Welt gehen“, sagt etwa Lothar Lockl, einer jener Räte, die im Frühjahr von der Regierung neu entsandt wurden. Parallel verwies er auf eine elfköpfige Strategiegruppe, die im Rat gegründet wurde. Diese soll gemeinsam mit der Generaldirektion die Strategie für die Jahre 2021 bis 2025 entwickeln.
Am Ende der Sitzung kam es noch zu einem Schlagabtausch, der „beinahe einer kabarettistischen Einlage“glich, wie einer der Teilnehmer beschrieb. Hans Peter Haselsteiner (Neos) brachte den Antrag ein, den Ratsvorsitzenden unter gewissen Umständen abwählen zu können. Dies gibt die Satzung aktuell nicht her. Haselsteiner und der durch den Antrag indirekt attackierte Vorsitzende Norbert Steger hätten sich daraufhin „ordentlich eingeschenkt“. Schlussendlich wurde der Antrag aber abgelehnt. Nur Haselsteiner stimmte dafür.
„Nicht mit Rasenmäher drüberfahren.“
Matthias Limbeck, ORF-Stiftungsrat