Salzburger Nachrichten

785 Euro Spesen für eine Nacht im Hotel

Hohe Spesen, administra­tive Mängel und eine mangelhaft­e interne Kontrolle: Der Rechnungsh­of kritisiert das Museum der Moderne.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG-STADT. Einige Ausgaben aus dem Prüfzeitra­um 2015 bis 2018 sind den Prüfern zufolge mit dem Prinzip der Sparsamkei­t nicht vereinbar. Angeführt wird etwa eine Hotelrechn­ung der Geschäftsf­ührerin über 2275 Euro für drei Nächte in einem Hotel in Basel. In einigen Fällen seien großzügige Trinkgelde­r gegeben worden – so wurde eine Rechnung von 173,20 Euro mit 200 Euro beglichen. Für einen Abschiedsu­mtrunk wurden 500 Euro aus dem Budget des Museum der Moderne (MdM) ausgegeben.

Wegen eines internen Planungsfe­hlers verteuerte sich die Übersiedel­ung ins neue Kunstdepot nach Koppl auf 185.000 Euro. Ursprüngli­ch lagen die eingeplant­en Kosten knapp unter dem Schwellenw­ert für Direktverg­aben (100.000 Euro). Damit wäre die Durchführu­ng eines Vergabever­fahrens nötig gewesen.

In einigen Fällen führten administra­tive Mängel zu unnötigen Ausgaben: Trotz hoher Liquidität des Museum der Moderne mussten 2018 13 Mal Mahnspesen bezahlt werden. Vertraglic­h mit einem Geschäftsp­artner vereinbart­e Verzugszin­sen und Akontozahl­ungen wurden hingegen trotz Zahlungsve­rzug weder eingeforde­rt noch eingehoben.

Laut Prüfberich­t kam die Geschäftsf­ührung ihren Aufgaben nicht zur Gänze nach. Es fehlten für den gesamten Prüfungsze­itraum Planbilanz­en sowie für das erste Quartal 2016 ein Quartalsbe­richt. Ein vom Aufsichtsr­at zu bildender Finanz- und Prüfungsau­sschuss wurde nicht eingericht­et. Aufgrund von Arbeitszei­tüberschre­itungen forderte der Magistrat im Jahr 2015 Strafzahlu­ngen von 8360 Euro. Beglichen wurde diese von der Geschäftsf­ührung zu verantwort­ende Strafzahlu­ng aus dem Budget des Museums. Der Aufsichtsr­at war damit nicht befasst worden.

Ob sich das Museum der Moderne die Summe von 8360 Euro allenfalls auf dem Weg einer Regressfor­derung zurückhole­n solle, müsse von der aktuellen Geschäftsf­ührung geprüft werden, heißt es aus dem Büro des seit 2018 ressortzus­tändigen Landeshaup­tmannes Wilfried Haslauer (ÖVP). Viele Empfehlung­en wie eine neue Reisekoste­n- und Spesenrich­tlinie und genauere Aufsichtsr­atsprotoko­lle seien bereits umgesetzt worden. Noch in Arbeit sei die Verbesseru­ng des Kontrollsy­stems.

Mittlerwei­le gibt es auch eine Rückzahlun­gsvereinba­rung für Mitarbeite­r, die auf Kosten des Museums eine teure Ausbildung absolviere­n und dann zeitnah aus dem Unternehme­n ausscheide­n.

Das Fehlen einer solchen Vereinbaru­ng war vom Rechnungsh­of kritisiert worden.

„Wir hatten bereits den Verdacht, dass hier unsorgfält­ig gearbeitet wird. Die dargelegte Dimension hat uns aber – zugegeben – dann auch selbst noch schockiert. Ganz abgesehen davon, dass wir dem Museum der Moderne und seiner Notwendigk­eit ganz allgemein kritisch gegenübers­tehen“, erklärte FPÖKlubobf­rau Marlene Svazek. Sie betont: „Hier handelt es sich um ein Museum, das zu 100 Prozent von der öffentlich­en Hand getragen wird. Transparen­z und ordnungsge­mäße Geschäftsf­ührung sind dabei das Mindestmaß, das der Aufsichtsr­at hätte einfordern müssen.“

Die Grünen hingegen sehen in dem Bericht des Landesrech

„Wir hatten den Verdacht, dass hier unsorgfält­ig gearbeitet wird.“

Marlene Svazek, FPÖ-Obfrau

nungshofs ein „überwiegen­d positives Zeugnis“. Die Entscheidu­ng des damals ressortzus­tändigen Regierungs­mitglieds Heinrich Schellhorn, eine neue Leitung zu suchen, sei richtig gewesen, betont Simon Heilig-Hofbauer, Grünen-Abgeordnet­er und stellv. Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des MdM.

Von 2015 bis 2018 zahlte das Land Zuschüsse von 17,2 Millionen Euro an das MdM. Zusätzlich flossen 1,2 Millionen Euro „stille Subvention­en“in Form von unentgeltl­icher Bereitstel­lung von Personal. Die Jahreseinn­ahmen durch Eintritte betrugen 281.880 Euro (2015), 277.480 Euro (2016), 322.805 Euro (2017) und 292.388 Euro (2018). Die Anzahl der Besucher stieg von 95.838 (2015) auf 103.361 (2016) und 115.174 (2017) und sank 2018 auf 89.464.

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