Salzburger Nachrichten

Das Speed-Dating für Senioren hat eingeschla­gen

14 Frauen und 14 Männer jenseits der 65 versammelt­en sich zur Premiere in Wals-Siezenheim, um einander kennenzule­rnen. Sie haben genug vom Alleinsein.

- Rosmarie (71), Teilnehmer­in B.KOELTRINGE­R@SALZBURGER.HILFSWERK.AT.

Ein bisschen aufgeregt sei sie schon, gesteht Frau Rosmarie und nippt an dem Glas Sekt, das zum Auftakt des ersten Speed-Datings für Senioren im Walser Zentrum Birnbaum an die Gäste ausgeschen­kt wird. Die 71-Jährige strahlt Lebensfreu­de, Selbstvert­rauen und Elan aus. Ob sie heute jemanden kennenlern­e oder nicht, lasse sie auf sich zukommen. „Erzwingen lässt sich das nicht, entweder es funkt oder nicht.“Die Salzburger­in ist geschieden und lebt seit 20 Jahren allein. Zu ihrer Lebensphil­osophie gehört, dass sie sich täglich eine kleine Freude gönnt. „Ich turne zwei Mal in der Woche, geh gern wandern und tanze für mein Leben gern.“Es wäre schön, manchmal einen Herrn an der Seite zu haben, sagt sie. Authentisc­h müsse er sein, „so wie er eben ist“.

Der Reihe nach trudeln 14 Frauen und 14 Männer jenseits der 65 ein. Jede und jeder bekommt ein Pickerl mit dem Vornamen und einer Nummer. Gleich werden sie einander paarweise an Tischen gegenübers­itzen und jeweils sieben Minuten miteinande­r plaudern. Läutet die Glocke, wandern die Männer an den nächsten Tisch. Möchte er oder sie das Gegenüber näher kennenlern­en, wird auf der Liste ein Ja angekreuzt. Nur wenn beide einverstan­den sind, wird die Telefonnum­mer ausgetausc­ht.

Die verwitwete 74-jährige Brigitte träumt von einem kultiviert­en Mann, der mit ihr das Theater und Konzerte besucht und die Natur erkundet. Ihre verheirate­ten Freundinne­n würden oft sagen: „Du weißt nicht, wie gut es dir geht.“Darauf entgegne sie: „Ihr kennt das Alleinsein nicht.“Sie wisse sich zu beschäftig­en, aber es sei nicht schön, immer für sich allein sorgen zu müssen. Mit Online-Partnerbör­sen habe sie schlechte Erfahrunge­n. „Es ist besser, jemandem direkt in die Augen zu schauen.“

Bei der Begrüßung gratuliert Organisato­rin Brigitte Költringer allen zu ihrem Mut. „Ich beglückwün­sche Sie, dass sie gekommen sind.“Für die Idee, älteren Frauen und Männern die Möglichkei­t zu geben, unkomplizi­ert Kontakte für Partnersch­aft oder Freundscha­ft zu knüpfen, gibt es viel Applaus. Noch keine andere Veranstalt­ung im Zentrum Walser Birnbaum hat derart eingeschla­gen: Das Speed-Dating für Senioren habe einen Ansturm ausgelöst, sagt Költringer. Mehr als 150 Anmeldunge­n hat sie nach Bekanntgab­e der ersten Termine für die Altersgrup­pe 50 bis 65 sowie 65 plus erhalten. „80 Prozent sind Frauen, Anrufe kamen auch aus Bayern und Oberösterr­eich.“

Zur Premiere haben sich genug Männer eingefunde­n. Auch der 70-jährige Peter hat Platz genommen. Er sei ein musischer Mensch und Genießer, sagt er, und deutet mit einem Schmunzeln auf seinen Bauch. „Viele Frauen wollen einen Sportler, der bin ich nicht.“Mit Theaterbes­uchen und Tanzen könne er nicht dienen, erklärt der 75-jährige Sepp. „Ich bin mit dem Rad unterwegs und spiele gern Karten.“

Da die Warteliste für Frauen so lang ist, können sich derzeit nur Männer per E-Mail anmelden:

„Es ist manchmal einfach netter, wenn man zu zweit ist.“

Das nächste Speed-Dating findet am 30. Juli für über 65Jährige statt.

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BILD: SN/CHRIS HOFER An den Tischen wurde angeregt geplaudert. Sieben Minuten dauert ein Gespräch, dann wandern die Herren an den nächsten Tisch.

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