Lang vor van Gogh gemalte Sonnenblumen
Sonnenblumen sind als (künstlerisches) Sujet allgegenwärtig, ein plakatives und populäres Symbol für Sommer und Sonne. Auch aus heimischen Gärten ist die Pflanze nicht mehr wegzudenken. Spanische Seefahrer brachten die Samen ein paar Jahrzehnte nach der „Entdeckung Amerikas“über den Großen Teich. Überliefert ist das Jahr 1552. Umso mehr überrascht das Sonnenblumen-Bild aus 1618 im Salzburger Schloss Hellbrunn. Zu bewundern ist es in der Dauerausstellung „SchauLust: Die unerwartete Welt des Markus Sittikus“.
Zwei Sonnenblumen prangen auf dem großformatigen Gemälde. Auffällig ist die in Vorderansicht gemalte Blume. Sie schaut aus wie eine Sonne mit Strahlenkranz. Der Blütenkorb und die umgebenden Zungenblüten leuchten in dunklem Gelb. Wahrscheinlich sind die Farben aber auch schon nachgedunkelt. Auskunft gibt die Inschrift: „Aller grösse und gestalt ist dise Bluemen in dem Für[stlich] Saltzburgischen Newerpawten (neuerbauten, Anm.) Lustgarten zu Hellprunn gewachsen.“
Hellbrunn-Chefin Ingrid Sonvilla sagt: „Es ist eine der ältesten Darstellungen von Sonnenblumen in Europa, eine Rarität.“Sonnenblumen-Bilder seien schon lang vor Vincent van Gogh (1853–1890) gemalt worden, ergänzt sie. Dazu komme:
Das Bild stamme aus der Entstehungszeit des Schlosses.
Reinhard Medicus schrieb im Buch „Pflanzensymbole in der Stadt Salzburg“, die erste Beschreibung der Pflanze sei aus dem Jahr 1568 bekannt, 1582 die der Bewegungen der Blütenknospe. „Die Pflanze erhielt bald einen stetig wachsenden Symbolwert.“Im Hochbarock sei sie dann für die Treue zum göttlichen Willen gestanden.
Das Faszinierende war immer schon, dass sich die Sonnenblumen nach der Sonne drehen. Sie folgen ihrem
Lauf von Ost nach West, wenden sich ihr zu. Den „Kompass“dafür tragen sie in sich. Kein Wunder, dass sich diese Blumen als Sinnbild von (christlicher) Zuneigung und Liebe etablierten: Die Liebenden folgen ihrer Liebe, lassen sich im Gegenzug aber auch von ihr leiten.