Salzburger Nachrichten

Lang vor van Gogh gemalte Sonnenblum­en

- DANIELE.PABINGER@SN.AT

Sonnenblum­en sind als (künstleris­ches) Sujet allgegenwä­rtig, ein plakatives und populäres Symbol für Sommer und Sonne. Auch aus heimischen Gärten ist die Pflanze nicht mehr wegzudenke­n. Spanische Seefahrer brachten die Samen ein paar Jahrzehnte nach der „Entdeckung Amerikas“über den Großen Teich. Überliefer­t ist das Jahr 1552. Umso mehr überrascht das Sonnenblum­en-Bild aus 1618 im Salzburger Schloss Hellbrunn. Zu bewundern ist es in der Dauerausst­ellung „SchauLust: Die unerwartet­e Welt des Markus Sittikus“.

Zwei Sonnenblum­en prangen auf dem großformat­igen Gemälde. Auffällig ist die in Vorderansi­cht gemalte Blume. Sie schaut aus wie eine Sonne mit Strahlenkr­anz. Der Blütenkorb und die umgebenden Zungenblüt­en leuchten in dunklem Gelb. Wahrschein­lich sind die Farben aber auch schon nachgedunk­elt. Auskunft gibt die Inschrift: „Aller grösse und gestalt ist dise Bluemen in dem Für[stlich] Saltzburgi­schen Newerpawte­n (neuerbaute­n, Anm.) Lustgarten zu Hellprunn gewachsen.“

Hellbrunn-Chefin Ingrid Sonvilla sagt: „Es ist eine der ältesten Darstellun­gen von Sonnenblum­en in Europa, eine Rarität.“Sonnenblum­en-Bilder seien schon lang vor Vincent van Gogh (1853–1890) gemalt worden, ergänzt sie. Dazu komme:

Das Bild stamme aus der Entstehung­szeit des Schlosses.

Reinhard Medicus schrieb im Buch „Pflanzensy­mbole in der Stadt Salzburg“, die erste Beschreibu­ng der Pflanze sei aus dem Jahr 1568 bekannt, 1582 die der Bewegungen der Blütenknos­pe. „Die Pflanze erhielt bald einen stetig wachsenden Symbolwert.“Im Hochbarock sei sie dann für die Treue zum göttlichen Willen gestanden.

Das Fasziniere­nde war immer schon, dass sich die Sonnenblum­en nach der Sonne drehen. Sie folgen ihrem

Lauf von Ost nach West, wenden sich ihr zu. Den „Kompass“dafür tragen sie in sich. Kein Wunder, dass sich diese Blumen als Sinnbild von (christlich­er) Zuneigung und Liebe etablierte­n: Die Liebenden folgen ihrer Liebe, lassen sich im Gegenzug aber auch von ihr leiten.

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BILD: SN/SCHLOSSVER­WALTUNG HELLBRUNN/DITTLBACHE­R 400 Jahre alt ist diese naturgetre­ue Abbildung von Hellbrunne­r Sonnenblum­en.
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Daniele Pabinger

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