Wer Moretti findet, darf ihn behalten
Könnte gut sein, dass einem demnächst bei einem Spaziergang in und um Mattsee recht bekannte Gesichter unterkommen.
MATTSEE. Womöglich hängt Tobias Moretti vom Baum oder schaut hinter einem Verkehrszeichen hervor. Christian Maislinger hat ihn dort versteckt. Und vorher hat er ihn fotografiert. Denn freilich sind es „nur“Fotografien, die zu finden sein werden.
50 seiner Lieblingsbilder hat Maislinger für die Aktion „Steal My Artwork“ausgesucht. Seit vielen Jahren arbeitet der 46-Jährige unter anderem für große Magazine, hat viele bekannte Gesichter abgelichtet, aber auch Landschaften. Vor Kurzem ist er mit seinem Atelier von Hallein nach Mattsee übersiedelt.
Den Plan für „Steal My Artwork“hat er schon länger im Kopf. Das komme auch daher, weil er – auch wenn er oft gefragt werde – keine Ausstellungen machen wolle. In einem Ausstellungsraum würde er sich „eingeengt fühlen“. Und so ist die Idee, die Bilder gleichsam freizusetzen, naheliegend. Und „Steal My Artwork“sei „auch eine Möglichkeit, etwas festzuhalten, das sonst nur in Pixeln existiert“. Auch ein Absturz seines Computers ist ein Grund, die Bilder in eine neue Öffentlichkeit zu holen. „Sonst ist das halt einmal eine Titelseite in einem Magazin oder in irgendeiner Cloud hochgeladen“, sagt Maislinger über viele der Bilder. Dann löse sich das oft in Luft auf. Nun haben Interessierte die Chance, sich das Gefundene daheim aufzuhängen. Unter anderen gibt es auch Bilder von Musikern zu finden.
Musik spielt bei Maislingers Arbeit immer eine Rolle – nicht nur, wenn er die Salzburger Band Steaming Satellites oder die britischen Superstars Radiohead fotografiert. Bei seinen Begegnungen habe er einen Soundtrack im
Kopf, der die Arbeit bestimme. Die Porträts sind geprägt von vorsichtiger Annäherung. Er wolle sich nach guter Vorbereitung „einlassen auf die Menschen“.
Daraus entstehen Aufnahmen, die Lockerheit und Offenheit spüren lassen. „Es geht da oft gar nicht mehr ums Fotografien – es geht ums Plaudern, darum dass man sich näherkommt“, erklärt Maislinger seine Arbeitsweise.
Anweisungen für die Suche nach Maislingers Bildern gibt es nicht. Es ist auch keine Schnitzeljagd. Nachts werde er die Bilder – alle im Format 20 mal 30 Zentimeter und gerahmt – verstecken, an Radoder Wanderwegen. „Jedenfalls an Plätzen, wo man sie finden kann.“Auf der Rückseite wird es Informationen über die Bilder geben. „Wer eines entdeckt, kann es mitnehmen“, sagt Maislinger. Nur eine Ungewissheit bleibt: Wann wird die Aktion stattfinden? Um das zu erfahren, sollte man den Wetterbericht studieren. „Am nächsten schönen Wochenende“, sagt Maislinger.
„Ich will mich auf die Menschen einlassen.“