Salzburger Nachrichten

Im Kunstraum ist Nähe erlaubt und Berührung erwünscht

- „If You Like You Can Touch“, Periscope, bis 18. Juli.

SALZBURG. Sanft, aber unerbittli­ch macht die Stimme aus dem Lautsprech­er ihre Ansagen: „Gehen Sie weiter. Bleiben Sie nicht stehen!“Also befolgt der Besucher die Sicherheit­svorschrif­ten, die in den vergangene­n Monaten ohnehin zu Alltagsbeg­leitern geworden sind: Nur einzeln darf der Raum betreten werden. Und an einem Tisch gleich beim Eingang steht ein Spender mit lila Einweg-Handschuhe­n, die übergestre­ift werden müssen. „Bitte machen Sie das. Es ist wichtig!“, mahnt die Stimme, bevor man sich eine Ausrede überlegen könnte. Dafür erlaubt sie wiederum etwas, was in Galerien sonst nicht nur aus Gründen der Infektions­vorbeugung streng verboten ist. Alles, was im Kunstraum Periscope zu sehen ist, dürfen die behandschu­hten Besucher auch berühren. „If you like you can touch“heißt das Projekt von David Meran und Hannes Egger.

Das Thema ihrer ersten gemeinsame­n Installati­on habe sich freilich aus der Aktualität ergeben, erzählen die Künstler. Beide hatten sich unabhängig für das Periscope-Jahresprog­ramm beworben. Weil es in ihren Arbeitswei­sen Schnittmen­gen gibt, wurden sie von der Initiative zum gemeinsame­n Projekt eingeladen. „Dann kam Corona“, erzählt Hannes Egger. Als es schließlic­h möglich geworden sei, mit der Arbeit zu beginnen, „kamen wir auch aus den eigenen Erfahrunge­n der vergangene­n Monate schnell auf das Thema Nähe und Abstand“, ergänzt David Meran.

Angeleitet von der weiblichen Stimme kann sich das Publikum im Kunstraum Periscope nun einzeln auf eine 15-minütige Entdeckung­sreise machen – zu den Objekten von David Meran, die mit der Frage nach dem materielle­n Wert von Kunst und nach der Vergänglic­hkeit spielen, aber auch zu sich selbst. Denn der von Egger gestaltete Audioguide samt esoterisch hinterlegt­er Sphärenmus­ik spielt gewitzt mit der Aura eines Meditation­s-Workshops. Eine intime Situation? Nur scheinbar: Wie und ob sich Besucher auf die Anleitung zum Berühren einlassen, können andere von der Straße aus sehen. Der Kunstraum hat ein Schaufenst­er. „Der Besucher wird zum Performer“, sagt Meran.

Bei seinen Objekten ist die Hand das zentrale Motiv. Handschuh-Abgüsse baumeln von der Decke, einer liegt auf einer Art Labortisch. Und eine weiße Wand soll im Lauf der Zeit immer mehr blaue Hand(schuh)-Abdrücke von Besuchern bekommen, die sich auf die sanfte Stimme einlassen. „Tun sie es. Es ist wirklich wichtig“, mahnt sie gleich noch einmal.

Ausstellun­g:

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David Meran und Hannes Egger.

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