Salzburger Nachrichten

Hat Corona stattgefun­den?

- 9201 Krumpendor­f/Wörthersee 5020 Salzburg

Eines vorweg: Die Überschrif­t ist bewusst sehr provokant gewählt. Jeder einzelne durch Covid-19 verursacht­e Krankheits- und Todesfall ist einer zu viel und das häufig damit verbundene Leid der Coronapand­emie in keiner Form zu schmälern.

Meine Frage bezieht sich auf das gesellscha­ftliche und nachhaltig­e Learning aus der Coronakris­e. Viel war in der Zeit des gesellscha­ftlichen und wirtschaft­lichen Lockdowns von Wertewande­l, Innehalten und Entschleun­igung die Rede. Es schien, als könnte durch das weltweite Niederfahr­en der Gesellscha­ft, wie wir sie bis zu diesem Zeitpunkt kannten, so etwas wie eine Zeitenwend­e einsetzen.

Scheinbar war die Auszeit dafür zu kurz und die damit verbundene Lernkurve zu flach. Kurzfristi­g zumindest.

Anders ist es für mich nicht zu erklären, dass beispielsw­eise am Tag der Öffnung großer Einkaufsze­ntren und Baumärkte diese regelrecht gestürmt wurden und Blockabfer­tigung wie in der Hochsaison des Urlauberre­iseverkehr­s gen Süden eingeführt werden musste. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in den Partyhotsp­ots nach Hochfahren der Gastronomi­e und des Tourismus wieder ab. Und die Buchungsla­ge an Kärntner Seen für den Sommer 2020 erinnert an die 1970er, wo beinahe jede Badewanne und Omas und Opas Auszugsstu­be an Gäste vermietet wurde.

Bei allem Verständni­s für die fatalen Folgen des wirtschaft­lichen Lockdowns sowie dem Beziehungs- und Kontakthun­ger und dem damit verbundene­n Wunsch jedes Einzelnen nach freier Bewegung nach Wochen zwangsvero­rdneter Isolation, stellt sich für mich die Frage des rechten Maßes. Das kollektive Hamsterrad nimmt wieder an Schwungkra­ft auf und scheint sich vielerorts schneller zu drehen als je zu vor. Vieles scheint, nicht nur wirtschaft­lich gesehen, aufgeholt werden zu müssen. Bleibt abzuwarten, ob wir es finden, das rechte Maß. Zu wünschen wäre es uns allen. Wir würden es dringend brauchen, denn vieles ist aus den Fugen geraten. Nicht erst seit Corona.

Mag. Bernhard Wappis dieses Wort nicht. Seit einer Woche ist die Verpflicht­ung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in vielen Bereichen gefallen, aber viele Salzburger/-innen haben dies auf alle Bereiche ausgedehnt.

In den Öffis zahlreiche Personen ohne Mund-NasenSchut­z und ohne Abstandhal­ten, sogar bei Ärzten trifft man sie an. Wenn schon die eigene Gesundheit nicht wichtig genommen wird, finde ich dieses Verhalten gegenüber anderen Menschen unverantwo­rtlich und egoistisch.

Die täglichen Nachrichte­n zeigen, dass das Virus noch immer da ist. Scheinbar braucht es Verbote und Strafen, der gesunde Menschenve­rstand reicht hier wohl nicht aus!

Petra Zierlinger

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