Salzburger Nachrichten

Automobil! Schön wär’s

- Richard Wiens

ICHbin, was Autos betrifft, ziemlich leidenscha­ftslos. Also nicht völlig, es gäbe schon welche, die mir gefielen, aber die kann ich mir nicht leisten. Ansonsten ist ein Auto für mich ein Fortbewegu­ngsmittel, um bequem und zügig von einem Ort zum anderen zu gelangen, eben um automobil zu sein.

Ich muss allerdings sagen, dass ich mit den Autos, die ich im Lauf der Jahre erworben habe, nicht immer nur Glück hatte. Mit dem ersten blieb mein Bruder, der meine Mutter und meine Schwester damit zu unserer Hochzeit bringen sollte, auf der Autobahn mit einem Motorschad­en liegen. Die folgende Abschleppa­ktion brachte den Zeitplan der Feier nur geringfügi­g durcheinan­der, meine Frau heiratete mich trotzdem.

In unserem nächsten Auto wurden wir auf der Landstraße von einem nicht mehr fahrtüchti­gen Jäger abgeschoss­en. Daraufhin hatten wir von Gebrauchtw­agen

genug und entschloss­en uns zum Kauf eines Neuwagens. Der tat anfangs gute Dienste, nach und nach stellte sich aber heraus, dass der Wagen mehr Öl als Benzin verbraucht­e. Ursache war ein Haarriss im Motor, was der Mechaniker lapidar mit dem Satz „ein Montagsaut­o“quittierte. Auch diese Beziehung endete.

Zu unserem aktuellen Auto kamen wir durch einen Zufall. Ein Bekannter nahm meine Frau mit nach Hause, die dabei ganz ohne Hintergeda­nken den harmlosen Satz sagte: „Schönes Auto.“Antwort des Bekannten: „Ich will es sowieso weggeben, wollt ihr es kaufen?“Wir kauften und waren damit Besitzer eines Exoten, einer schwarzen Saab-Limousine mit hellen Ledersitze­n.

Anfangs waren meine Söhne davon recht angetan, der Wagen war komfortabe­l und hatte – was viel wichtiger war – ungefähr doppelt so viele PS wie das Auto, das wir davor besaßen. Aber ihre Begeisteru­ng sollte sich bald legen, spätestens als wir im Italien-Urlaub bei einem Ausflug nach Nizza nicht mehr automobil waren, weil der Wagen auf der Autobahn einfach liegen blieb. Es folgte eine Odyssee, die uns in eine französisc­he Hinterhofw­erkstatt nördlich von Menton führte, die heillos überforder­t war, danach in eine italienisc­he, die auf Saab spezialisi­ert war und das Auto wieder fahrtüchti­g machte. Es kamen bessere Zeiten, aber dieser Tage verabschie­dete sich das Auto wieder schlagarti­g – auf der Stadtautob­ahn, wo wir es gerade noch auf eine Sperrfläch­e schafften, um auf den Pannendien­st zu warten.

Es war eine Kleinigkei­t, die war in der Werkstatt rasch behoben. Meine Frau drängt dennoch seit einiger Zeit darauf, ein anderes Auto anzuschaff­en. Neulich fuhr sie mit demselben Bekannten wieder nach Hause. Der hätte schon wieder ein Auto zu verkaufen, einen Jaguar. Meine Frau hat dankend abgelehnt. Ich weiß gar nicht, warum.

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