Automobil! Schön wär’s
ICHbin, was Autos betrifft, ziemlich leidenschaftslos. Also nicht völlig, es gäbe schon welche, die mir gefielen, aber die kann ich mir nicht leisten. Ansonsten ist ein Auto für mich ein Fortbewegungsmittel, um bequem und zügig von einem Ort zum anderen zu gelangen, eben um automobil zu sein.
Ich muss allerdings sagen, dass ich mit den Autos, die ich im Lauf der Jahre erworben habe, nicht immer nur Glück hatte. Mit dem ersten blieb mein Bruder, der meine Mutter und meine Schwester damit zu unserer Hochzeit bringen sollte, auf der Autobahn mit einem Motorschaden liegen. Die folgende Abschleppaktion brachte den Zeitplan der Feier nur geringfügig durcheinander, meine Frau heiratete mich trotzdem.
In unserem nächsten Auto wurden wir auf der Landstraße von einem nicht mehr fahrtüchtigen Jäger abgeschossen. Daraufhin hatten wir von Gebrauchtwagen
genug und entschlossen uns zum Kauf eines Neuwagens. Der tat anfangs gute Dienste, nach und nach stellte sich aber heraus, dass der Wagen mehr Öl als Benzin verbrauchte. Ursache war ein Haarriss im Motor, was der Mechaniker lapidar mit dem Satz „ein Montagsauto“quittierte. Auch diese Beziehung endete.
Zu unserem aktuellen Auto kamen wir durch einen Zufall. Ein Bekannter nahm meine Frau mit nach Hause, die dabei ganz ohne Hintergedanken den harmlosen Satz sagte: „Schönes Auto.“Antwort des Bekannten: „Ich will es sowieso weggeben, wollt ihr es kaufen?“Wir kauften und waren damit Besitzer eines Exoten, einer schwarzen Saab-Limousine mit hellen Ledersitzen.
Anfangs waren meine Söhne davon recht angetan, der Wagen war komfortabel und hatte – was viel wichtiger war – ungefähr doppelt so viele PS wie das Auto, das wir davor besaßen. Aber ihre Begeisterung sollte sich bald legen, spätestens als wir im Italien-Urlaub bei einem Ausflug nach Nizza nicht mehr automobil waren, weil der Wagen auf der Autobahn einfach liegen blieb. Es folgte eine Odyssee, die uns in eine französische Hinterhofwerkstatt nördlich von Menton führte, die heillos überfordert war, danach in eine italienische, die auf Saab spezialisiert war und das Auto wieder fahrtüchtig machte. Es kamen bessere Zeiten, aber dieser Tage verabschiedete sich das Auto wieder schlagartig – auf der Stadtautobahn, wo wir es gerade noch auf eine Sperrfläche schafften, um auf den Pannendienst zu warten.
Es war eine Kleinigkeit, die war in der Werkstatt rasch behoben. Meine Frau drängt dennoch seit einiger Zeit darauf, ein anderes Auto anzuschaffen. Neulich fuhr sie mit demselben Bekannten wieder nach Hause. Der hätte schon wieder ein Auto zu verkaufen, einen Jaguar. Meine Frau hat dankend abgelehnt. Ich weiß gar nicht, warum.