Salzburger Nachrichten

Sie hat den undankbars­ten Posten der ganzen Republik

Klaudia Tanner ist mit drei schweren Hypotheken ins Amt der Verteidigu­ngsministe­rin gestartet. Politisch sitzt sie auf einem Schleuders­itz.

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Nach ihrem völlig missglückt­en Start in die Bundesheer-Reformdeba­tte ist Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) politisch schwer angeschlag­en. Doch auch wenn sie den Reformproz­ess geschickte­r angegangen wäre, stünde sie nicht viel besser da. Denn die Niederöste­rreicherin hat den undankbars­ten Posten der Republik. Ihre Vorgänger haben ihr drei Hypotheken hinterlass­en, die kaum zu bewältigen sind.

Hypothek eins ist der allgemeine Zustand des Bundesheer­es. Der sicherheit­spolitisch­e Zickzackku­rs zwischen Neutralitä­t und Europaarme­e, die jahrzehnte­langen Sparbudget­s und krasse Fehlentsch­eidungen wie die Abschaffun­g der verpflicht­enden Truppenübu­ngen haben das Heer nahezu irreparabe­l geschädigt.

Hypothek zwei ist Tanners unmittelba­rer Vorgänger – Übergangsv­erteidigun­gsminister Thomas Starlinger. Er hatte mit seinen Alarmrufen über den desaströse­n Zustand des Bundesheer­es zwar recht, mit der Forderung nach einem 16 Milliarden Euro schweren Rettungspa­ket hat er die Latte für seine Nachfolger­in aber in politisch völlig irreale Höhen gelegt. Für Tanner ist diese Latte unmöglich zu überspring­en, zumal sie von Kanzler Sebastian Kurz offensicht­lich mit dem Auftrag ins Verteidigu­ngsministe­rium geschickt wurde, dort

Die Eurofighte­r sind ihre nächste Hürde

weiterzusp­aren und gleichzeit­ig das Bundesheer aus den Schlagzeil­en zu bringen. Doch das ist eine unmögliche Mission. Tanners „Wir haben ein starkes Bundesheer“-Botschaft steht in so eklatantem Widerspruc­h zu den Aussagen ihres Vorgängers Starlinger, dass sie einfach nicht glaubwürdi­g ist.

Hypothek drei sind die Eurofighte­r. Von einem ihrer Vorgänger – Hans Peter Doskozil – hat Tanner einen Rechtsstre­it mit Hersteller Airbus geerbt, der offensicht­lich nicht zu gewinnen ist. Selbst die österreich­ische Justiz wollte das Verfahren mangels Erfolgsaus­sicht bereits einstellen und ermittelt nur auf politische­n Druck weiter. Gleichzeit­ig – und trotz ihrer markigen Kampfansag­en an die Adresse von Airbus – wird Tanner die Eurofighte­r weiterbetr­eiben müssen. Denn für eine Alternativ­lösung bekommt sie nicht das nötige Geld. Da die Regierung auch für neue Trainingsf­lugzeuge kein Geld lockermach­en will, wird Tanner die Eurofighte­r sogar intensiver betreiben müssen als bisher. An Popularitä­t wird sie dadurch nicht gewinnen.

Das Verteidigu­ngsministe­rium verschleiß­t Politiker wie kaum ein anderes Ressort. In den vergangene­n zehn Jahren gab es (neben den beiden Übergangsm­inistern Thomas Starlinger und Johann Luif) fünf verschiede­ne Minister: Norbert Darabos, Gerald Klug, Hans Peter Doskozil, Mario Kunasek und nun eben Klaudia Tanner. Mit Ausnahme von Doskozil, der Landeshaup­tmann des Burgenland­s wurde, schieden alle mehr oder weniger beschädigt aus dem Amt.

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Klaudia Tanner befindet sich in einer nahezu ausweglose­n Lage.

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