Salzburger Nachrichten

Macrons Partei musste bei der Kommunalwa­hl zittern

Unter strikten Auflagen und bei niedriger Beteiligun­g ging die Stichwahl in rund 5000 Gemeinden über die Bühne.

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Nicht einmal die Hälfte der Wähler war bei der ersten Runde der französisc­hen Kommunalwa­hl Mitte März zur Abstimmung gegangen. Am Sonntag, als der zweite Wahlgang in insgesamt 4820 Gemeinden anstand, sah es um die Wahlbeteil­igung nicht besser bestellt aus. Die strengen Maßnahmen wegen der Coronapand­emie dürften dazu beigetrage­n haben, für die Wähler galten strenge Abstandsre­geln, die mitunter zu langen Schlangen vor den Wahllokale­n geführt haben, und eine Maskenpfli­cht. Dazu kommt aber auch ein gewisser Frust über die Parteien – und der trifft vor allem jene von Präsident Emmanuel Macron.

„La République en Marche“(LREM) stand bei den Wahlen gehörig unter Druck. Eigentlich wollte Macrons Partei Paris und mehrere große Städte erobern. Stattdesse­n wurden nun vor allem den Grünen und ihren Verbündete­n Erfolge zugetraut, unter anderem in Lyon, Toulouse, Straßburg oder Tours. Bisher hatte das Land nur einen grünen Bürgermeis­ter in einer größeren Stadt: Eric Piolle in Grenoble. Aus der ersten Wahlrunde Mitte März waren die Grünen aber deutlich gestärkt hervorgega­ngen.

Die Rechtspopu­listen von Marine Le Pen hofften im zweiten Durchgang auf Zugewinne unter anderem im Süden des Landes. Le Pens Partei Rassemblem­ent National gilt als wichtigste­r Gegner Macrons bei der Präsidents­chaftswahl 2022.

In der Hauptstadt Paris lag die Kandidatin der Präsidente­npartei, Agnes Buzyn, in Umfragen klar hinter der sozialisti­schen Bürgermeis­terin Anne Hidalgo. Macrons ursprüngli­cher Wunschkand­idat war über eine Sexvideo-Affäre gestürzt.

Mit Spannung erwartet wurde am Sonntag das Ergebnis aus der Hafenstadt Le Havre, wo Regierungs­chef Edouard Philippe als Bürgermeis­ter kandidiert­e. Er gab zu Mittag über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter bekannt, dass er seine Stimme bereits abgegeben habe. Macron wählte im nordfranzö­sischen Seebad Le Touquet, wo er und seine Frau Brigitte wohnen.

Aufgerufen waren zur Abstimmung am Sonntag gut 16 Millionen Wähler, das entspricht etwa einem Drittel der Wahlberech­tigten. Zu den Gemeinden, in denen gewählt wurde, zählten unter anderem die größten Städte des Landes. Es war der erste politische Stimmungst­est nach den wochenlang­en Ausgangsbe­schränkung­en während der Pandemie, die Frankreich mit rund 30.000 Toten hart traf.

Nach den Wahlen will Macron über seinen politische­n Kurs nach der Coronakris­e entscheide­n. Möglich ist dabei auch eine Regierungs­umbildung.

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BILD: SN/AFP Präsident Macron vor der Stimmabgab­e in Le Touquet.

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