Statt Strand?
Kongresse sind abgesagt, internationale Touristen bleiben aus: Leere Stadthotels buhlen nun um einheimische Gäste und locken mit Schnäppchen, Heimatrabatt oder dem Modell „Zahl, so viel du willst“.
Wer sich an einem Wochenende im Juli im BassenaHotel am Wiener Prater einquartiert, kann den Preis selbst wählen. „Pay as you wish“heißt das Modell, mit dem das Hotel, das Ende März eröffnete – und wenige Tage später aufgrund des Lockdowns wieder schließen musste –, nun einen neuen Anlauf startet. Reserviert werden kann nicht, die Zimmer werden an jene Gäste vergeben, die zuerst an der Rezeption stehen. Beim Check-out können sie entscheiden, wie viel ihnen die Nacht wert war. „Angesichts der aktuellen Lage können wir nur gewinnen“, sagt Andrea Hansal, Sprecherin der Verkehrsbüro-Gruppe, zu der auch die Hotelmarke Bassena gehört.
40 Wiener Hotels öffnen derweil ihre Pforten im August für Österreicher zum Sondertarif. Bei der Aktion „Erlebe deine Hauptstadt“gibt es zwei Übernachtungen in Viersternhäusern für 199 Euro pro Doppelzimmer, Tour durch Schloss Schönbrunn inklusive. Zudem lockt man mit besonderen Erlebnissen, etwa einem Rundgang mit Dompfarrer Toni Faber in der Dachrinne des Stephansdoms.
Mit solchen Aktionen versucht man zu retten, was zu retten ist. Die Lage für die Stadthotellerie sieht düster aus. „In den Großstädten ist es ein Drama. Der Stadthotellerie wird es auch im Sommer nicht besser gehen“, sagt Susanne KrausWinkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie. Gäste aus aller Welt bleiben aus, Geschäftsreisen fallen länger aus. „Im Kongress- und Messebereich kommt es vor 2022 zu keiner Stabilisierung. 2021 ist ein großes Fragezeichen.“Städtische Hotels kämen im Juni nach ersten Schätzungen bestenfalls auf zehn bis 20 Prozent Auslastung. Im Sommer werde es sich wohl bei 20 bis 30
Prozent einpendeln. Da sei es kein Wunder, wenn manche gar nicht aufsperren.
„Stadt- und Ferienhotellerie sind nicht zu vergleichen. Während man am Wörthersee kein Zimmer mehr bekommt, sind die Städte leer“, sagt Sacher-Chef Matthias Winkler. In Wien und Salzburg mache man derzeit zehn bis 15 Prozent des normalen Geschäfts. „Internationale Touristen können oder wollen nicht kommen. Das spüren wir schmerzlich.“Nun konzentriere man sich eben auf „Bodenreisende“, wie der
Fachbegriff in der Branche lautet. Im Hotel Sacher in Salzburg gilt bis 19. Juli eine spezielle Aktion für SNLeser. Die Nacht kostet samt DreiGänge-Dinner und Frühstück 321 Euro pro Doppelzimmer. Das Angebot wurde zum Start gut angenommen. Am Freitag sperrte das Fünfsternhaus nach wochenlanger Schließung wieder auf. Die Hälfte der reservierten Zimmer war mit Salzburgern belegt. In Wien wird nun eine ähnliche Aktion überlegt. Der Ausfall internationaler Touristen lässt sich damit aber nicht kompensieren. „Einheimische Gäste helfen, lösen aber das Problem bei Weitem nicht“, sagt Winkler.
„In Wirklichkeit läuft noch nicht sehr viel. Es wird ein sehr durchwachsener Sommer“, sagt StadtTourismus-Chef Bert Brugger. Da sei es kein Wunder, wenn Hoteliers mit günstigen Angeboten lockten. Seiner Schätzung nach haben derzeit erst 50 bis 70 Prozent der Hotels in der Stadt überhaupt geöffnet. Im Juli würden einige dazukommen. Die Auslastung liege derzeit oft nur bei zehn Prozent. „Im Juli werden wir vielleicht auf 20 bis 30 Prozent kommen, bei den Festspielen auf 40 bis 50 Prozent.“23 Prozent der Nächtigungen entfallen auf Österreicher, der Rest sind internationale Gäste. Und die werden noch länger fehlen. Auch viele Veranstaltungen im Kongresshaus wurden storniert.
„Die Veranstalter wollen das Risiko nicht eingehen. Die meisten haben bereits für den Herbst abgesagt.“
Georg Imlauer öffnete seine Hotels in Etappen. Ende Mai starteten die zwei in Wien und das Hotel Imlauer in Salzburg. Das Pitter folgte Mitte Juni. Das Hotel am Mirabellplatz und das Hotel Bräu sollen am 10. Juli aufsperren. „Die Stadthotellerie hat es schwer getroffen. Der Geschäftsreise- und Kongressbereich ist komplett weggebrochen“, sagt Imlauer. „Gott sei Dank finden zumindest die Festspiele in verkürzter Form statt.“Unter dem Motto „Spür deine Heimat“wendet man sich an einheimische Städteurlauber. Wer in Österreich wohnt, bekommt 20 Prozent Rabatt. Salzburger bekommen noch günstigere Pakete – inklusive Salzburg-Card und Parkplatz.
Im Hotel Auersperg werden bis auf Weiteres von Salzburgern 50 Euro pro Nacht verlangt, inklusive Aperitif, Dachterrassen-Spa, Fahrradverleih und Frühstück. „Das wird gut angenommen“, sagt Hotelchefin Bettina Wiesinger. So könnten Einheimische einen Kurzurlaub verbringen, ohne Unsicherheiten bei der Anreise.
In Graz versucht man es mit zwei plus eins: Einige Hotels geben bei zwei Übernachtungen die dritte kostenlos dazu. Bei der Aktion dabei ist auch das Grazer Parkhotel. Chef Philipp Florian verschenkte im Mai die Nächtigungen sogar komplett, zumindest am Eröffnungswochenende zu Pfingsten. Die Aktion des Viersternhotels sorgte für Schlagzeilen, 7200 Anfragen für die 68 Zimmer und Suiten des Hauses trudelten ein. Die Gratiszimmer wurden verlost. „Nach dem Wochenende hat die Realität aber wieder zugeschlagen“, sagt Florian. Von Sonntag auf Montag – als die Zimmer nicht mehr kostenlos waren – übernachteten nur mehr drei Gäste im Haus. „Wir hatten durch die Aktion die eine oder andere Folgebuchung, haben aber nach wie vor nur einen Bruchteil der Auslastung.“In der Werbung konzentriert man sich jetzt auf den heimischen Gast, auch wenn dieser heiß umkämpft ist. Zumindest sei der Anteil internationaler Gäste in Graz geringer als anderswo. „Wir fallen, aber nicht so tief wie Wien“, sagt Florian. Hoffnung setzt man auch auf Grazer Gäste – zumindest in der Gastronomie. Kulinarische Stadtrundgänge seien etwa gut gebucht.
„Wörthersee ausgebucht, Städte leer.“
„In den Städten ist es ein Drama.“