Straßenrennen und Alkofahrt: Appelle verhallen ungehört
Es ist Freitagabend, exakt 22.36 Uhr: Eine Zivilstreife der Polizei fährt gerade in Richtung der Flughafenunterführung in Salzburg-Maxglan. Den Polizisten fallen zwei Fahrzeuge auf – ein Audi und ein BMW. Die Pkw sind mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Wals unterwegs. Die beiden Pkw fahren nebeneinander, sie dürften sich auf der langen Geraden ein Rennen liefern. Die eingebaute Videokamera des Polizeiautos stellt bei einem der Fahrzeuge eine Geschwindigkeit von 135 km/h fest. Erlaubt sind dort lediglich 50 km/h. Dieser eklatante Fall von Raserei ereignete sich genau einen Tag nachdem die Familie einer tödlich verunfallten Frau im Flachgau eine Mahnwache abhielt, um auf die gravierenden Folgen der Raserei auf Salzburgs Straßen aufmerksam zu machen. Ein Appell, der bei den Lenkern in der Flughafenunterführung ungehört verhallte.
Da sich die Wege der beiden Pkw schließlich trennen, kann die Zivilstreife nur den Fahrer des BMW aufhalten. Der 24-Jährige aus Wals wird angezeigt, zudem wird bei ihm ein Verfahren zum Entzug des Führerscheins eingeleitet. Auch den Lenker des Audi erwarten diese Maßnahmen, er wird nach der Auswertung des Videomaterials angezeigt.
Am Samstagabend ereignete sich ein nächster folgenschwerer Unfall: Ein 36-jähriger Autofahrer verliert auf der B159 bei Kuchl in der Nähe der Autobahnauffahrt die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallt gegen einen Baumstamm. Seine Beifahrerin erleidet schwere Verletzungen, sie muss von der Feuerwehr aus dem Fahrzeugwrack geschnitten werden.
Zur Polizei sagt der Lenker, bei dem ein Alkotest 1,16 Promille ergab, er habe einem anderen Fahrzeug ausweichen müssen und deshalb die Kontrolle über sein Auto verloren. Welche Rolle überhöhte Geschwindigkeit bei dem Unfall gespielt hat, muss nun ein Sachverständiger klären.
Laut Unfallforscher Gerhard Kronreif ist überhöhte Geschwindigkeit
für ein Drittel aller Verkehrsunfälle verantwortlich. Wenn man nur schwere und tödliche Unfälle miteinberechne, sei der Anteil sogar noch viel größer.
Unfallursache Nummer eins ist Ablenkung. Aber auch bei solchen Unfällen spiele erhöhte Geschwindigkeit eine Rolle, sagt Kronreif. „Zu schnelle Autos werden leichter übersehen, Abstände werden falsch eingeschätzt.“
Autofahrer würden die Folgen von zu schnellem Fahren oft unterschätzen, sagt Kronreif. Dabei lerne jeder im Führerscheinkurs, dass sich erhöhte Geschwindigkeit im Quadrat auf den Bremsweg auswirke. „Wenn ein Auto 100 statt 50 km/h fahrt, erhöht sich der Bremsweg von 12 auf 48 Meter.“Im Falle der Raser im Flughafentunnel sei dieser Unterschied noch drastischer: „Bei 136 km/h beträgt der reine Bremsweg 89 Meter“, erläutert Kronreif.
Vor allem in der Nacht sei das gefährlich. „Da musst du erst einmal bremsen, wenn dir dann jemand vor das Auto rennt. Wenn Unvorhergesehenes passiert, kann das Einhalten der Tempolimits den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.“