Salzburger gründet „Fressbar“für Hunde
Stefan Wiederin verkauft Tierfutter, das er von regionalen Hofschlachtern bezieht und verarbeitet. Der 45-jährige Salzburger selbst verzichtet beim Essen meist auf Fleisch. Salzburgerinnen haben 11.000 Euro weniger Pension
Das rohe Fleisch dreht er durch den Wolf und friert es ein. Denn so kann er für jeden Hund die passende Portion schneiden. „Es kommt darauf an, wie alt das Tier ist, wie schwer, ob es sportlich ist oder ein Bürohund.“Dazu mischt der 45-Jährige Obst und Gemüse aus Viehhausen und Wals – je nachdem, was gerade Saison hat. Die Tierbesitzer müssten die Portion nur am Vorabend aus dem Kühlschrank nehmen, um ihre Vierbeiner zu versorgen. Auch für Katzen biete er rohes Futter an.
Der Vorteil von rohem Fressen sei, dass der Hund weniger oft zum Tierarzt müsse. Zudem glänze das Fell und das Tier stinke weniger. Sein Großer Münsterländer Goswin wiege 50 Kilogramm und fresse Fleisch für drei bis vier Euro am Tag. „Hochwertiges Trockenfutter ist meist teurer.“
Wiederin hat sein Unternehmen
während der Coronakrise gegründet. Hatte er keine Bedenken, sich in dieser Phase selbstständig zu machen? „Den Mutigen gehört die Welt“, sagt er. Aber der Plan sei schon länger gereift, durch Gespräche mit Bekannten und anderen Tierbesitzern. Freilich seien jetzt viele Menschen in Kurzarbeit oder gar arbeitslos. „Aber manchmal muss man einfach ins kalte Wasser springen.“Tierfutter ist ein hart umkämpftes Geschäft, zahlreiche Ketten bieten Nahrung für Hunde und Katzen an. Nach Auskunft der Stadt Salzburg nimmt die Zahl der Hunde jedes Jahr leicht zu. Stichtag Donnerstag waren es 4912, ein Jahr zuvor um 100 weniger. Wiederin sieht die großen Unternehmen nicht unbedingt als Konkurrenz: „Die Regionalität können sie nicht bieten, sie würden zu große Mengen benötigen. Ich bediene eine Nische.“Es gebe
Tierhalter, die ihre Vierbeiner sehr verwöhnen würden: „Mir ist aber Futter wichtiger, als dass der Hund Strasssteine trägt.“
Vor der Gründung von Fressbar hat Wiederin im Vertrieb gearbeitet, Goswin fuhr im Kofferraum mit zu den Terminen. Irgendwann hat er sich aber gefragt, was es bringe, jedes Jahr die Umsätze zu steigern. „Mit 45 Jahren wollte ich was machen, was mir richtig Spaß macht, bei dem ich authentisch bin.“
Damit sich nicht nur die Vierbeiner, sondern auch die Menschen bei ihm wohlfühlen, hat der Salzburger eine Couch vor seinem Laden aufgestellt. Er serviert Espresso und Bier, wenn es passt. Fleisch isst Wiederin nur selten. Auf den Höfen hört er oft die Rinder schreien, die das Blut riechen. „Ich bin demütig. Ich weiß, was ich beim Zerlegen des Futters in den Händen habe.“