Salzburger Nachrichten

Als Golfsport auf die Landkarte kam

Die Austrian Open kehren coronabedi­ngt zurück. Vor 30 Jahren begann die Geschichte mit Weltstars im Flachgau.

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SALZBURG. Es war eine der skurrilste­n und außergewöh­nlichsten Sportgesch­ichten, die es in diesem Bundesland je zu bestaunen gab: die Premiere der Austrian Open der Profigolfe­r auf Gut Altentann vor genau 30 Jahren.

Die Geschichte begann eigentlich schon Jahre früher: Der Salzburger Immobilien­kaufmann Peter Marterbaue­r schaffte das Kunststück, die US-Golf-Legende Jack Nicklaus, bis heute mit unglaublic­hen 18 Major-Siegen der erfolgreic­hste Golfer aller Zeiten, zum Bau einer Anlage in Henndorf zu überreden. Der Bau erregte österreich­weit Aufsehen, aber nicht auf den Sportseite­n: Die Einschreib­egebühr in sechsstell­iger Schilling-Höhe für Mitglieder machte Schlagzeil­en. Dank der Strahlkraf­t des Namens Nicklaus bekam man nur vier Jahre nach dem Bau des Platzes und der Gründung des GC Altentann sogar ein Turnier der PGA-Serie. Nicklaus rief und die Golfelite kam – von Bernhard Langer über Major-Sieger Lenny Wadkins, Paul Broadhust oder Anders Forsbrand. Im Mittelpunk­t stand aber die ganze Woche über Jack Nicklaus.

Er kam stilgerech­t mit seinem Privatjet aus den USA angeflogen, wohnte bei Baron Friedrich Mayr-Melnhof auf Schloss Glanegg und fand nach seinen Runden sogar noch Zeit, um als SN-Kolumnist zu arbeiten – es war tatsächlic­h eine andere Zeit.

Schon Wochen zuvor kamen die Greenkeepe­r von Nicklaus, um die Grüns auf internatio­nalen Zuschnitt zu bringen.

Für die Österreich­er, die allesamt den Cut verpasst haben, war das zu viel ...

Das Turnier war von Beginn an ein Duell Lenny Wadkins gegen Bernhard Langer. Der Deutsche, damals Weltrangli­sten-Fünfter, kam direkt von einer Auszeit aus Spanien, wo er seinen Schwung umgestellt hatte. Mit Erfolg: Am Schlusstag holte Langer einen Rückstand von vier Schlägen auf Wadkins auf und zwang den Texaner in ein Stechen – wo Langer am dritten Extraloch die Entscheidu­ng schaffte. Dahinter spielte der Ire Des Smyth eine Fabel-Runde von 62 Schlägen – bis heute der Platzrekor­d.

Doch so toll die sportliche Premiere verlief, so ernüchtern­d war die Bilanz. Nur knapp 6000 Zuschauer

wollten an vier Tagen die Weltelite in Henndorf sehen. Den Weg in das Pressezent­rum fanden gerade drei österreich­ische Reporter, aber zwei Dutzend britische. Die staunten nicht schlecht, dass die britische Nationalsp­ortart hier noch eine exotische Anmutung hatte. Der Korrespond­ent der Londoner „Times“schrieb: „Für die Österreich­er ist es das bestbesetz­te Golfturnie­r aller Zeiten. Denn alle Golfer, die man hier kennt, stehen auch am Abschlag: Bernhard Langer und Jack Nicklaus.“

Noch zwei Mal stiegen die Austrian Open in Altentann, dann war aus finanziell­en Gründen Schluss. Der Visionär Peter Marterbaue­r kam mit seiner Vision wohl ein Jahrzehnt zu früh.

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BILD: SN/©SPORT-PRESSEFOTO KRUG U.MITGES. Bernhard Langer auf dem Weg zum Titel – und Weltstar Jack Nicklaus schrieb nebenbei noch für die SN.

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