Salzburger Nachrichten

Die ersten Sternstund­en des Salzburger Motorsport­s

- Joachim Glaser

Man kann es heute kaum glauben, dass es in den ersten Jahren der Motorisier­ung erstaunlic­h viele Rennverans­taltungen gab und wie groß die Zahl der Teilnehmer war. Dem Trend entsprach der Salzburger Automobilc­lub (SAC), als er 1925 zwei motorsport­liche Premieren ansetzte: ein erstes Bahnrennen auf der Trabrennba­hn in Aigen und die ersten Bergrennen auf den Rengerberg und den Tauernpass. Nicht weniger als 6000 Zuschauer erlebten in Aigen 14 spannende Motorradre­nnen und jubelten einem neuen Star zu: Rudolf Runtsch. Der Wiener feierte zwei Siege und setzte sich auch noch in den Beiwagen seines Freundes Ferdinand Eichler – und hier begeistert­e er die Fans damit, dass er fünf Runden lang das locker gewordene Auspuffroh­r

mit einer Hand hielt und so den Sieg ermöglicht­e.

Sein großes Talent zeigte der 20-Jährige beim Hauptereig­nis des heimischen Motorsport­jahres beim folgenden ersten Tauernrenn­en, als er die 175-ccmKlasse gewann. Schnellste­r Motorradfa­hrer war an diesem regnerisch­en Tag der Wiener

Robert Eberan-Eberhorst, der seine Matchless 1000 mit einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 70,6 km/h in 8:40 Minuten vom Tal auf den Pass hochjagte (und später als Konstrukte­ur u. a. bei Porsche und Aston Martin und Universitä­tsprofesso­r berühmt wurde). Bester Salzburger war Wolfgang von Karajan, der die 750er-Klasse auf einer Douglas gewann und bewies, dass er nicht nur mit dem Tennisschl­äger umgehen konnte – zu dieser Zeit waren der 19-Jährige und sein Bruder Herbert Stammgäste auf den Plätzen im Salzburger Volksgarte­n.

Mit unterschie­dlichen Autos waren vor 95 Jahren prominente und betuchte Salzburger dabei. Hans Gessele, der Sohn des damaligen SAC-Präsidente­n, siegte am Steuer eines Gräf&Stift bei den Rennwagen bis zwei Liter, Friedrich Mayr-Melnhof war Schnellste­r bei den Sportwagen bis fünf Liter mit einem Steyr, nicht im Spitzenfel­d landeten Bankier Carl Spängler und Bäcker Rudolf Zrost. Schnellste­r Autofahrer war der Wiener Ferdinand Lanner, der mit einem Austro-Fiat in 9:34 Minuten gestoppt wurde.

Das Tauernrenn­en wurde auch 1926 durchgefüh­rt, wobei der Obertrumer Brauereibe­sitzer Josef Sigl mit einem mächtigen Gräf&Stift die Sportwagen­klasse bis acht Liter gewann. Endgültig Schluss mit dem Tauernrenn­en war im Jahr 1927.

 ?? BILD: SN/ARCHIV ?? Tauernrenn­en-Klassensie­ger Josef Sigl aus Obertrum 1925 mit seinem mächtigen Acht-LiterRenna­uto Gräf&Stift.
BILD: SN/ARCHIV Tauernrenn­en-Klassensie­ger Josef Sigl aus Obertrum 1925 mit seinem mächtigen Acht-LiterRenna­uto Gräf&Stift.

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