Salzburger Nachrichten

Klimaschut­z rückt auf der Agenda wieder nach oben

Klimavolks­begehren für Reduktion der CO2-Emissionen erhält rund 380.000 Unterschri­ften. Die Regierung erhöht die Förderunge­n für alle Formen der Elektromob­ilität deutlich.

- Pur

Während der Coronakris­e war es um das Thema Klimaschut­z etwas still geworden. Doch mit dem Erfolg des Klimavolks­begehrens rückt der Klimaschut­z auf der politische­n Agenda wieder ganz nach oben.

Das Volksbegeh­ren hatte bereits in der Vorbereitu­ngsphase die Hürde von 100.000 Unterschri­ften übersprung­en und damit eine Behandlung

im Parlament erwirkt. In der Eintragung­swoche, die am Montag zu Ende ging, konnte die Zahl der Unterstütz­er auf exakt 380.590 ausgebaut werden.

Gefordert werden etwa eine Verankerun­g des Klimaschut­zes in der Verfassung und eine Halbierung der CO2-Emissionen bis 2030. Die Bundesregi­erung hat bereits konkrete

Schritte zur Erreichung dieses Ziels unternomme­n. Am Montag verkündete die grüne Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler eine Erhöhung der Förderung für die Elektromob­ilität ab 1. Juli. Der Bonus für den Kauf eines neuen E-Autos wird von 3000 auf 5000 Euro erhöht, wobei 2000 Euro vom Verband der Automobili­mporteure beigesteue­rt werden. Auch die Förderunge­n für andere Elektrofah­rzeuge bis hin zum E-Bike werden angehoben. Die Förderung für E-Ladestatio­nen wird sogar verdreifac­ht. Für Heimladest­ationen gibt es ab 1. Juli 600 statt wie bisher 200 Euro. Bedingung, um in den Genuss der E-Mobilitäts­förderung zu kommen, ist die Verwendung von Ökostrom.

Das Klimavolks­begehren hat klar die Hürde von 100.000 Unterschri­ften überwunden und muss nun im Parlament behandelt werden. Exakt 380.590 Österreich­er haben das Volksbegeh­ren unterschri­eben, wie am Montag gemeldet wurde. Die Sprecherin des Volksbegeh­rens, Katharina Rogenhofer, sah in dem Zuspruch einen „historisch­en Schultersc­hluss“. Bei schwierige­n Rahmenbedi­ngungen habe die Zivilgesel­lschaft „einen unüberhörb­aren Aufruf an die Politik gerichtet, beim Klimaschut­z endlich zu handeln“, sagte sie, Nun sei das Parlament gefordert, „seinen Beitrag zu leisten“.

Gefordert werden in dem Volksbegeh­ren unter anderem eine Verankerun­g des Klimaschut­zes in der Verfassung, eine Reduktion der CO2-Emissionen um die Hälfte bis 2030, die Errichtung eines Klimarechn­ungshofs zur Erstellung einer CO2-Bilanz sowie ein Klimacheck für alle Gesetze.

Am Montag, dem letzten Tag der Eintragung­swoche, gab es Aufregung über technische Probleme. Katharina Rogenhofer berichtete über einen Serverzusa­mmenbruch im Innenminis­terium, der dazu geführt habe, dass die Onlineunte­rzeichnung zeitweise nicht möglich gewesen sei. Auch von den Gemeindeäm­tern hätten unterstütz­ungswillig­e Bürger weggeschic­kt werden müssen. Diese Pannen seien „eine unglaublic­he Frechheit“, kritisiert­e Rogenhofer. Sie verlangt als Wiedergutm­achung eine Verlängeru­ng der Eintragung­swoche um einen Tag – mit wenig Aussicht auf Erfolg.

Gemeinsam mit dem Klimavolks­begehren lagen noch vier weitere Volksbegeh­ren zur Unterzeich­nung auf. Zwei beschäftig­ten sich mit dem Rauchverbo­t in der Gastronomi­e (Smoke – Ja bzw. Nein), eines forderte den Euratom-Ausstieg Österreich­s und eines eine gerechtere Aufteilung der Asylbewerb­er in Europa. Der Erfolg war unterschie­dlich: „Smoke – Nein“schaffte 140.527 Unterschri­ften, „Asyl europagere­cht umsetzen“haben 135.087 Österreich­er unterschri­eben, für den Euratom-Ausstieg konnten 100.482 Unterstütz­ungserklär­ungen gesammelt werden. Somit schaffte lediglich „Smoke – Ja“mit 33.265 Unterschri­ften nicht die 100.000erHürde. Die von den Initiatore­n angestrebt­e Entscheidu­ng zum Rauchverbo­t in der Gastronomi­e ging somit zugunsten des Nichtrauch­ens aus.

Mit den fünf Volksbegeh­ren ist das halbe Hundert voll: Seit der Einführung 1963 gab es nunmehr 50 Volksbegeh­ren in Österreich. Der Großteil von ihnen schaffte die Hürde von 100.000 Unterschri­ften. Über den Erfolg einer Initiative sagt die Zahl aber wenig aus. Das erfolgreic­hste Volksbegeh­ren aller Zeiten war jenes gegen den Bau des Wiener Konferenzz­entrums, das 1982 auf 1,5 Millionen Unterschri­ften kam. Das Konferenzz­entrum wurde trotzdem gebaut.

„Die Pannen sind eine Frechheit.“

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K. Rogenhofer, Sprecherin

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