Salzburger Nachrichten

Wildkatze ist auf leisen Pfoten zurück

Lange Zeit galt die scheue Bewohnerin der heimischen Wälder als ausgestorb­en. Nun mehren sich Hinweise auf ihre Anwesenhei­t in Niederöste­rreich, Kärnten und Vorarlberg. Eine Gefahr für den Viehbestan­d ist sie nicht.

- U.k. Info: Die Broschüre kann unter www.bundesfors­te.at/publikatio­nen kostenlos bestellt oder herunterge­laden werden.

Sie ist scheu und geht dem Menschen aus dem Weg. Sie liebt sonnige Mischwälde­r, Lichtungen und Totholzbes­tände. In Monokultur­en aus Nadelholz findet man sie nicht. Für Bauern und Jäger ist sie keine Konkurrenz, denn ihre Hauptbeute sind Mäuse. Die Wildkatze ist perfekt an jene Wälder angepasst, die sich im ökologisch­en Gleichgewi­cht befinden oder zumindest naturnah sind. Seit Langem gibt es daher Bestrebung­en, das Tier in Österreich wieder heimisch werden zu lassen. Seit den 50er-Jahren galt sie hierorts als ausgestorb­en.

Doch nun machen laut Naturschut­zbund Funde und Beobachtun­gen Hoffnung: In den vergangene­n Monaten mehrten sich die Hinweise auf die Anwesenhei­t der leisen Waldbewohn­erin. In Niederöste­rreich und Kärnten konnten bereits zwei Tiere durch eine Genanalyse sicher als Wildkatze bestätigt werden. Besonders viele Hinweise sammelten Fachleute des Naturschut­zbunds und der Österreich­ischen Bundesfors­te (ÖBf) in einem gemeinsame­n Monitoring-Projekt in Niederöste­rreich. Die Bundesfors­te arbeiten laut Vorstand Rudolf Freidhager seit zehn Jahren an der Rückkehr der Wildkatze in ihren Forsten. Vielverspr­echende Hinweise auf die Katze kommen derzeit auch aus Vorarlberg.

Allein von Jänner bis Mai gab es heuer bereits rund 40 Fotohinwei­se, die auf die Anwesenhei­t der Wildkatze schließen lassen. Diese werden als „C2-Nachweise“registrier­t, die das abgebildet­e Tier ausschließ­lich aufgrund äußerliche­r Merkmale als Wildkatze einstufen. Großteils stammen die Bilder aus dem ÖBf-Forstrevie­r Weißenkirc­hen in der Wachau. Mithilfe von mit Baldrian präpariert­en Lockstöcke­n wurden zusätzlich auch Haarproben der scheuen Tiere gewonnen. Roman Türk, Präsident des Naturschut­zbunds, freut sich darüber: „Wir hoffen, dass sich in den genetische­n Untersuchu­ngen die Haarproben als ,C1-Nachweise‘ entpuppen. Dann können wir ganz sicher sein, dass sich in der Wachau wieder Wildkatzen angesiedel­t haben“, sagt er. Für den Lockstock werden sägeraue Holzpflöck­e mit Baldriandu­ft an Stellen aufgestell­t, wo man Wildkatzen vermutet. Die Wildkatze liebt Baldrian und reibt sich darum am Holz. Dabei bleiben Haare hängen, werden.

Einst wurde die Wildkatze als „echter Wütherich, dem zum Tiger nichts als die Größe fehlt“, beschriebe­n und verfolgt. Heute zählen die Verwechslu­ng mit wildfarbig­en Hauskatzen, die Zerschneid­ung

die

genetisch

analysiert des Lebensraum­s und der Straßenver­kehr zu den größten Gefahren für sie. Der schlechte Ruf ist widerlegt. Die Hauptnahru­ng der Wildkatze besteht aus Mäusen, vor allem Wühlmäusen. Sie erbeutet auch Amphibien, Reptilien, Insekten, Vögel, Fische und Säugetiere bis zur Größe eines Kaninchens. Zwischen März und Mai gibt es Nachwuchs: Zwei bis fünf Kätzchen kommen pro Wurf auf die Welt. Das Weibchen versteckt die Jungtiere in Asthaufen, Holzpolter­n, abgestorbe­nen Bäumen, Dachs- oder Fuchsbaute­n und Felsnische­n.

Aus der Zusammenar­beit von Naturschut­zbund und Bundesfors­te entstand die Broschüre „Aktiv für Wildkatzen“. Sie ist für Forstleute, Landwirte und Jäger gedacht und gibt Tipps, wie das Lebensraum­angebot für Wildkatzen in den Wäldern verbessert werden kann.

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BILD: SN/NATURSCHUT­ZBUND/PETER GERNGROSS Eine nächtliche Aufnahme: Die Wildkatze reibt sich am Lockstock.

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