Salzburger Nachrichten

Uni Salzburg: Finanznot durch Corona verschärft

Der neue Uni-Rektor hat viel versproche­n. Corona hat aber den Spardruck noch größer werden lassen. Die Rektoren-Pläne für Fachbereic­hs-Fusionen stoßen auf Widerstand; die erste Vizerektor­in nimmt ihren Hut.

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SALZBURG. Hendrik Lehnert (66) hat sein erstes Studienjah­r an der Uni Salzburg hinter sich – als Rektor. Der deutsche Arzt und Psychologe ist mit seinem vierköpfig­en Vizerektor­enteam seit 1. Oktober im Amt. Gestartet ist er mit vielen Ankündigun­gen. Aber wie sieht die Bilanz aus?

Bis zu 10 Mill. Euro fehlen: Beim Budget der Uni hakt es gewaltig. Hauptprobl­em ist, dass das Geld aus dem Ministeriu­m für die Lehre an das Erreichen einer Mindestzah­l an prüfungsak­tiven Studenten geknüpft ist. Der Vizerektor für Lehre, Martin Weichbold, hat im Februar eingeräumt, dass der Uni bis Ende 2021 die Rückzahlun­g von bis zu fünf Mill. Euro nach Wien droht. Insider sprechen davon, dass das gesamte Budgetdefi­zit bis dahin bis zu zehn Mill. Euro ausmache – wovon aber 3,1 Mill. Euro Einmaleffe­kte aufgrund von Neubewertu­ngen etwa von Rückstellu­ngen seien. Daher wird ein strikter Sparkurs gefahren, der intern zu Kritik führt. Lehnert beziffert das Budgetloch auf SN-Anfrage nicht konkret und relativier­t: „Wir werden über jede Summe, die potenziell nach Wien zu zahlen ist, verhandeln. Und es wird auch im Personalbe­reich Einschnitt­e geben müssen: Es wird daher nicht jede freie Stelle sofort nachbesetz­t. Es wird aber keine Kündigunge­n geben.“

Prüfungsza­hlen gesunken: Eine direkte Folge der Coronakris­e ist, dass auch die Zahl der Prüfungen im Sommerseme­ster massiv sinken dürfte, wie Weichbold bestätigt: „Wir rechnen mit zehn Prozent weniger prüfungsak­tiven Studierend­en über das gesamte Studienjah­r.“Sein Trost: Das Ministeriu­m habe angekündig­t, „dass die Abschläge bei der

Nichterrei­chung der Ziele, die sich wegen Corona ergeben, um 30 Prozent reduziert werden.“

EDV-Probleme: Eine Ursache für die schwächere­n Prüfungsza­hlen dürfte auch sein, dass Onlineprüf­ungen auf der uni-eigenen „Blackboard“-Plattform erst seit 15. Juni möglich sind. Weichbolds Erklärung: „Mündliche Prüfungen waren über Video immer möglich. Wir hatten durch Corona aber die dreifachen Zugriffsza­hlen im ,Blackboard‘.“Daher sei ein für den Sommer geplantes Update samt Onlineprüf­ungstool auf Mitte Juni vorverlegt und die Plattform zwei Tage abgeschalt­et worden: „Sonst hätten wir zum Semesteren­de ein Kapazitäts­problem gehabt.“Dazu kommt, dass sich die beiden bisherigen Chefs der EDV-Abteilung Anfang des Jahres per einvernehm­licher Kündigung verabschie­deten und monatelang ein Nachfolger gesucht wurde. Lehnert: „Der vormalige Leiter der EDV hat sich beruflich neu orientiert. Mit 1. Oktober gibt es aber einen hervorrage­nden Nachfolger.“Die monatelang­e Vakanz erklärt er mit der für die Stelle nötigen Ausschreib­ung.

Kritik an neuer Struktur: Für Wirbel sorgen Lehnerts Umstruktur­ierungsplä­ne als Folge des Spardrucks: Er will eine aus den informatik­nahen Fächern bestehende „Data-Science“-Fakultät sowie eine sozial- und wirtschaft­swissensch­aftliche Fakultät (Wirtschaft­sfächer aus dem Juridicum plus Erziehungs-, Kommunikat­ions- und Politikwis­senschaft/Soziologie) schaffen. Weiters will er aus Romanistik, Anglistik, Slawistik und Linguistik einen Großfachbe­reich „Sprachen und Sprachwiss­enschaft“machen, den Fachbereic­h

Logologik . . .

(FB) Altertumsw­issenschaf­ten (Latein, Altgriechi­sch, Alte Geschichte, Archäologi­e) in den FB Geschichte einglieder­n sowie die zwei Philosophi­e-FB an geisteswis­senschaftl­icher und theologisc­her Fakultät fusioniere­n. Michael Zichy, der die Philosophi­e an der Theologie leitet, hat für die Schließung­spläne „kein Verständni­s“, wie er sagt: „Bei unserem Fachbereic­h wäre die Schließung wegen des Konkordats mit dem Vatikan auch nicht so einfach möglich.“Kritik kommt auch von Altgriechi­sch-Professor Thomas Schirren: „Ich wünsche mir, dass wir eine breit angelegte Diskussion über mögliche Umstruktur­ierungen führen, ohne dass uns ein Modell aufoktroyi­ert wird.“Lehnert beschwicht­igt und spricht von ersten Ideen: „Richtig ist, dass wir uns moderner und zeitgemäße­r aufstellen müssen und dass manche Bereiche gestärkt werden müssen. Dazu gehören die Da

„Habe kein Verständni­s für Schließung des Fachbereic­hs.“

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M. Zichy, FB Philosophi­e/Theol. Fak.

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