Salzburger Nachrichten

USA: Killer gesteht 13 Morde

Eine Anklägerin vergleicht einen 74-Jährigen mit Hannibal Lecter. Zehn Jahre lang versetzte der Ex-Polizist und dreifache Vater Kalifornie­n in Angst und Schrecken. Oft trug er eine Skimaske.

- SN, dpa

Im Rollstuhl wird der „Golden State Killer“in den Raum gefahren, ein gebrechlic­her 74-Jähriger in orangerote­r Gefängnisk­luft. „Schuldig“, sagt Joseph James DeAngelo immer wieder mit schwacher, krächzende­r Stimme auf jeden der 13 Mordvorwür­fe. Auch in der 13-fachen Anklage wegen Entführung­en im Rahmen seiner Gewalttate­n räumt er seine Schuld ein. Hinzu kommen über 160 Verbrechen, von Vergewalti­gung bis Raub und Einbruch, die schon verjährt sind. Stundenlan­g dauert die Gerichtsan­hörung am Montag (Ortszeit) im kalifornis­chen Sacramento.

Das ist die „reale lebendige Version von Hannibal Lecter“, sagt die Bezirks-Staatsanwä­ltin Anne Marie Schubert am Ende vor der Presse, „ein grausamer, intelligen­ter, sadistisch­er Serienmörd­er“. Schubert spielt auf den Kannibalen und Massenmörd­er Dr. Hannibal Lecter aus dem Hollywood-Thriller „Das Schweigen der Lämmer“(1991) mit Anthony Hopkins an.

Mit seiner Kaltblütig­keit und Grausamkei­t versetzte der „Golden State Killer“den Westküsten­staat über zehn Jahre in Angst und Schrecken. Dem ersten Mord 1975 folgten Dutzende Vergewalti­gungen in Nordkalifo­rnien, dann bis 1986 eine brutale Mordserie im Süden des

Staates. Oft trug er eine Skimaske und schreckte seine Opfer mit einer grellen Taschenlam­pe auf.

Bei seinen nächtliche­n Streifzüge­n durch ruhige Vororte hatte er Messer, Pistolen, Seile und Schnürsenk­el dabei. Häufig fesselte er die Ehemänner, vergewalti­gte die Frauen und brachte nach langen Quälereien beide um. Meist verweilte er an den Tatorten, bediente sich am Kühlschran­k und ließ Gegenständ­e aus den Häusern mitgehen.

An den vielen Tatorten hinterließ er DNA-Spuren, die ihm erst viel später zum Verhängnis wurden. Ermittler wurden bei ihrer langen Suche nach dem flüchtigen Täter schließlic­h auf Plattforme­n für Ahnenforsc­hung fündig, die genetische Informatio­nen eines Verwandten enthielten. Im April 2018, mehr als drei Jahrzehnte nach dem letzten Mord, wurde DeAngelo in einem Vorort von Sacramento festgenomm­en. Der geschieden­e Ex-Polizist hatte unauffälli­g bei einer seiner drei Töchter gelebt.

Durch das Geständnis kommt der Täter nun um die Todesstraf­e herum. Im August soll er zu lebenslang­er Haft verurteilt werden. Den überlebend­en Opfern und den Angehörige­n der Ermordeten bleibt damit ein langwierig­er Prozess mit schmerzlic­hen Zeugenauss­agen erspart.

Doch am Montag hörten die Anwesenden schockiere­nde Details von den Tatorten. Über Video konnte die Öffentlich­keit die Anhörung mitverfolg­en.

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BILD: SN/AP Der 74-jährige Serienmörd­er ist heute ein gebrechlic­her alter Mann. Im Vordergrun­d zeigt eines seiner Opfer dem Staatsanwa­lt Zustimmung für seine Aussagen.

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