Salzburger Nachrichten

Eine bedenklich­e Vorgehensw­eise

- 8010 Graz 5303 Thalgau

Wenn schon die jetzige Führung des Verteidigu­ngsressort­s (ÖVP) einschneid­ende Veränderun­gen plant, dann möchte ich auch ein Zitat des Bundeskanz­lers verwenden: „Genug ist genug.“

Innerhalb von vier Jahren haben wir den fünften Minister, zwei davon in der Übergangsr­egierung. Im derzeitige­n Fall eine Bundesmini­sterin. In diesem Zeitraum wurde zwei Mal mit mehr oder weniger Erfolg umstruktur­iert. Dabei wurden operativ führende Kommanden übergeleit­et, Verbände wurden waffengatt­ungsspezif­isch neu gegliedert und das Personal wurde umgeschult. Bevor sich jedoch die Truppe abseits der zahlreiche­n Inlandsund Auslandsei­nsätze wieder ihrer Kernaufgab­e widmen und ihre Fähigkeite­n in der Waffengatt­ung weiterentw­ickeln konnte, kam ein neues Kabinett und mit diesem eine neue Struktur. So ist es auch jetzt geplant. Dabei stellt sich die Frage, wie lange das ein System und vor allem das Personal aushält. Noch dazu, wenn die Bedienstet­en – das wichtigste Gut jedes Unternehme­ns – von derartigen einschneid­enden

Maßnahmen abseits der hierarchis­chen Führungswe­ge aus den Medien erfahren. Kein erfolgreic­hes Unternehme­n informiert zuerst die Presse und am nächsten Tag die Führungskr­äfte – sprich die Kommandant­en – über die neue Strategie.

Auch wenn aus politische­r und teilweise militärisc­her Sicht strukturel­le Evaluierun­gsmaßnahme­n zur Effizienzs­teigerung als notwendig erachtet werden, so ist die Vorgehensw­eise bedenklich, indem den führungsve­rantwortli­chen Kommandant­en die Chance genommen wird, ihre Bedienstet­en persönlich zu informiere­n und diese mitzunehme­n.

Am Ende des Tages geht es nicht nur um Truppenzei­chen, die man am Papier verschiebt, sondern auch um Soldatinne­n und Soldaten, die Treue geschworen haben und in letzter Konsequenz gemäß unserer Verfassung die Republik mit der Waffe verteidige­n. Vizeleutna­nt Othmar Wohlkönig, Präsident Österreich­ische Unteroffiz­iersgesell­schaft gehört, was jetzt von der neuen Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner präsentier­t wird.

Es entspricht der Realität und ist nicht mehr so sehr an militärisc­hen gedachten Zukunftssz­enarien ausgericht­et. Die Chancen für die Verwirklic­hung eines solchen Konzepts dürften gegenüber früheren Vorstellun­gen ungleich höher sein.

Franz Fuchs

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