Corona-Arbeitslose: Stiftungen als Chance für Berufsneustart?
Zwischen „Umschulung“und „Anstiftung“. . .
Arbeitsstiftungen hat es in Salzburg oft dann gegeben, wenn ein Betrieb zusperren musste und es für dessen Mitarbeiter aufgrund einer an sich kriselnden Branche am Arbeitsmarkt schwierig wurde – wie zuletzt bei einigen Druckereien. Die Stiftungen dauern bis zu drei Jahre und ermöglichen den Teilnehmern, die in der Zeit vom Arbeitslosengeld leben, eine Umschulung in einen neuen Beruf. Die Arbeiterkammer schlägt nun angesichts der weiter hohen Arbeitslosenzahlen auch eigene branchenspezifische Arbeitsstiftungen vor. Vorbild wäre die Steiermark, die hier 20 Mill. Euro investiert hat; weitere je 10 Mill. Euro kamen vom dortigen AMS sowie interessierten Firmen. AK-Präsident Peter Eder: „Einige Branchen sind durch die Krise massiv belastet – wie der Handel und der Tourismus. Wenn man beginnt, hier Umschulungen zu machen, kann man das am besten mit einer Branchenstiftung machen. Dazu müsste das Land zehn bis 20 Millionen Euro in die Hand nehmen.“Ein möglicher Zielberuf wäre hier die Pflege, meint Eder. Das Land, das AMS und die Sozialpartner müssten sich dazu an einen Tisch setzen und ein Konzept entwickeln, fordert Eder: „Anfangen müsste man mit mindestens 100 Personen – mit nach oben offener Grenze.“Neben der Pflege würden auch andere Sektoren Arbeitskräfte suchen – wie etwa die IT- und die Technikbranche: „Das Potenzial der Leute, die arbeitslos sind, unterschätzt man oft. Manchmal wird da aus einem Werkzeugmacher auch ein Masseur.“Der Vorteil für die Teilnehmer
wäre zudem, dass sie das Arbeitslosengeld so bis zu drei Jahre beziehen könnten, betont Eder. Umgesetzt werden könnte die Stiftung von den Bildungseinrichtungen von Arbeiter- und Wirtschaftskammer, also bfi und Wifi, schlägt er vor. Denn diese hätten auch Außenstellen in den Bezirken.
Bei AMS-Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer rennt er offene Türen ein: „Dieses Modell hat sich in der Vergangenheit sehr bewährt und bietet eine Gratisausbildung. Das wird auch gut angenommen.“Speziell für den
Tourismus hätte so eine Stiftung für Salzburg Sinn, meint sie. Beyer verweist aber auch auf angekündigte Stiftungspläne des Bundes ab Herbst: „Vielleicht sollte man zuvor abwarten, was der Bund macht.“
Finanzreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) findet die Stiftungsidee nicht unsympathisch: „Das wäre eine vernünftige arbeitsmarktpolitische Maßnahme.“Er verweist konkret auf die neue Arbeitsstiftung für Pflegekräfte von vier Trägern, die Mitte Mai gegründet wurde. „Wenn wir da weitere Stiftung machen, wäre ich mit großer Motivation dabei.“Auch aus dem Büro von LH Wilfried Haslauer (ÖVP) heißt es, dass Stiftungen schon in der Vergangenheit positiv gewirkt hätten. „Wie so eine Stiftung für eine ganze Branche aussehen müsste, müsste man sich im Detail ansehen – und was sie im Vergleich zu einer ,normalen‘ Arbeitsstiftung leisten soll. Noch fehlt da aber ein Konzept, um diese Idee bewerten zu können. Da warten wir auf Vorschläge der Sozialpartner“, betont Haslauers Sprecher Christian Pucher. Zustimmung zu einer Branchenstiftung kommt auch vom grünen LAbg. Josef Scheinast: „Wenn Experten meinen, dass man hier eine gute Wirksamkeit entfalten könnte, sind wir gern dabei.“
„Stiftungen wären eine vernünftige Maßnahme.“