Brutaler Überfall auf Bankfiliale: Zwölf Jahre Gefängnis für Serben
Für Staatsanwalt Christoph Rother und Opferanwalt Stefan Rieder steht zweifelsfrei fest: Es war ein akribisch geplanter und brutaler Überfall, den drei Täter am 23. April 2018 auf eine Bankfiliale im Andräviertel verübten.
Die vermummten, mit einer Pistole bewaffneten Männer begaben sich damals in den frühen Morgenstunden über einen Hinterhof zur Rückseite des Geldinstituts. Dort bauten sie ein Glasfenster zum Tresorund Lagerraum der Bank aus. Das Trio stieg aber erst in das Gebäude ein, nachdem der erste eingetroffene Angestellte, ein damals 56-jähriger Mann, die Alarmanlage deaktiviert hatte und in Richtung Tresorraum ging. Was der inzwischen 59-jährige Angestellte dann mitmachte, gleicht einem Albtraum: Die Täter liefen auf ihn zu, drückten ihn zu Boden, zugleich zogen sie ihm seine Jacke über den Kopf, sodass er kaum noch Luft bekam. Dann wurde er mit Kabelbindern gefesselt. Während ein Täter mit den Schlüsseln des Opfers den Tresor öffnete, wurde diesem mehrmals die Pistole an den Kopf gesetzt. Die Bankräuber entkamen mit 43.500 Euro.
Nur einer der Täter, ein 39jähriger Serbe, wurde ausgeforscht. DNA-Spuren, unter anderem auf der ausgebauten Scheibe, hatten zu ihm geführt – der 39-Jährige wurde im September 2018 verhaftet.
Ursprünglich stand der Serbe „nur“wegen schweren Raubes (Strafrahmen: bis zu 15 Jahre Haft) vor einem Salzburger Schöffensenat. Weil das Opfer laut einem psychiatrischen Gutachten durch die Tat aber eine derart schwere posttraumatische Belastungsstörung erlitt, dass nun bei ihm eine partielle Berufsunfähigkeit
(20-prozentige Minderung der Erwerbsfähigkeit) bis zum Ende seines Arbeitslebens vorliegt, fällte das Schöffengericht ein Unzuständigkeitsurteil. Begründung: Es liege bezüglich des Angeklagten dringender Tatverdacht in Richtung „schwerer Raub mit schweren Dauerfolgen“vor; dieses Delikt sei mit zehn bis 20 Jahren Haft bedroht und daher vor einem Geschworenengericht zu verhandeln.
Im Jänner 2020 stand der nicht geständige 39-jährige Serbe dann erstmals vor einem Geschworenensenat (Vorsitz: Richter Günther Nocker). Nach einer damaligen Vertagung aus formalem
Grund ging der Prozess nunmehr am Dienstag ins Finale.
Auch vor den Geschworenen gab der Serbe zwar seine – angeblich nur untergeordnete – Tatbeteiligung zu, beteuerte aber erneut, dass ihn die zwei anderen Täter damals „gezwungen haben mitzumachen“. Diese hätten ihn unter einem Vorwand von Serbien nach Salzburg gelockt und in einer Wohnung festgehalten. Dann hätten sie ihm Fotos von seiner Mutter und seiner Tochter gezeigt und gesagt, sie würden ihnen Gewalt antun, falls er nicht mitmache. Sein Verteidiger Stephan Gappmaier: „Auch wenn es vielleicht abenteuerlich klingt – es spricht nichts gegen diese Version. Es bleiben einfach viele Fragezeichen.“
Opferanwalt Rieder hingegen sprach von einer „reinen Schutzbehauptung“des Angeklagten. Dieser sei zudem definitiv nicht nur untergeordnet am Überfall beteiligt gewesen. Für das Opfer begehrte Rieder 16.000 Euro Teilschmerzensgeld: „Die Folgen für ihn sind verheerend. Er kann nur noch im Backoffice arbeiten – ohne Kundenkontakt. Sein Leben ist emotional ausgelöscht.“
Am Dienstagabend sprachen die Geschworenen den Serben einstimmig des schweren Raubes mit schweren Dauerfolgen schuldig. Das noch nicht rechtskräftige Urteil: zwölf Jahre Haft. Dem Opfer wurden 12.500 Euro Teilschmerzensgeld zuerkannt.
„Das Leben des Opfers ist nach dem Überfall emotional ausgelöscht.“