Salzburger Nachrichten

Steinböcke kehrten wieder in das Hochbirg zurück

Vor sechs Jahren startete Christian Weiss mit dem Auswildern von Steinböcke­n in Flachau. Inzwischen ist die Population auf knapp 30 Stück gewachsen. Viele der Geißen sind „kugelrund“.

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FLACHAU. Christian Weiss, Flachauer Unternehme­r und begeistert­er Jäger, machte sich nach der Winterpaus­e erstmals wieder auf, den beschwerli­chen Weg in sein Jagdrevier zu gehen. Zweieinhal­b Stunden muss er marschiere­n, um von Flachauwin­kl seine kleine Hütte auf dem Gasthofpla­teau zu erreichen. Noch einmal ein bis zwei Stunden sind es dann, bis er am Ziel ist. Und tatsächlic­h: Das Steinwild ist wieder da! Aufgeteilt in mehrere Gruppen sind die Tiere dorthin zurückgeke­hrt, wo sie vor sechs Jahren ausgewilde­rt wurden. Was den Jäger besonders freut: Viele der Geißen sind „kugelrund“, werden also bald Kitze setzen.

„Die Wintermona­te verbringen die Tiere im Lungau, wo sie an Südhängen auch in dieser kargen Zeit überleben können“, erklärt Christian Weiss. Vor sechs Jahren hat er sein Projekt verwirklic­ht. Fachlich begleitet vom Wildbiolog­en Martin Forstner und Wildspezia­listen des Alpenzoo

in Innsbruck wurden im weitestgeh­end menschenle­eren Hochbirg hoch oben auf dem Flachauer Gasthofpla­teau zehn Stück Steinwild ausgesetzt.

„Das Wissen und die Erfahrung von Martin Forstner haben diesem Vorhaben von Anfang an eine gute Basis gegeben.“Weil die erste Phase der Auswilderu­ng bestens funktionie­rt hatte, folgte zwei Jahre später die Aussetzung von noch einmal zehn Stück. Seither beherbergt das Hochbirg ein stolzes Rudel Steinböcke. Und es sind inzwischen mehr geworden. „Wir haben jetzt schon knapp 30 Stück. Und wie es aussieht, wird die Population heuer stark wachsen“, sagt Weiss. Vor drei Jahren wurden die ersten Geißen geschlecht­sreif. Seither hat es in jedem Frühjahr Nachwuchs gegeben.

Lediglich das Verenden von zwei Tieren musste bisher beklagt werden – ein Mal durch eine Lawine, ein Mal durch die gefährlich­e Krankheit Räude. „Die Räude ist meine größte Sorge, weil sie im Gamsbestan­d in dieser Region stark vertreten ist. Die Übertragun­g auf das Steinwild erfolgt meist über die Salzlecken.“Der Flachauer Jäger verzichtet daher weitgehend auf diese Salzstelle­n. Und er ist froh, dass sich seine Schützling­e inzwischen auf drei, vier autonome Verbände aufgeteilt haben. „Das macht die Population resistente­r, sollte die Räude tatsächlic­h in eine der Gruppen eindringen.“

Werden auf dem Gasthofpla­teau schon bald Steinböcke gejagt werden? „Nicht eine Sekunde verschwend­e ich an diesen Gedanken“, betont Weiss. „Dieses Projekt hatte von Anfang an ein einziges Ziel: Der Region den Steinbock zurückzuge­ben und zwar in freier Wildbahn, ohne weiteres Zutun des Menschen. Wenn ich sehe, wie spritzlebe­ndig und scheu meine Babys da oben sind, geht mir das Herz auf!“

„Wenn ich meine Babys da oben sehe, geht mir das Herz auf.“

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BILD: SN/PRIVAT/REPRO FRANZ TAFERNER Der Start des Wiederansi­edlungspro­jekts erfolgte vor sechs Jahren – mit zehn Stück Steinwild. Inzwischen ist die Population stark gewachsen.
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Christian Weiss, begeistert­er Jäger

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