In Hallein wird Kunst im Vorbeigehen entdeckt
Die Galerie im Schloss Wiespach zeigt Bewährtes wie Neues und ist Endstation beim Kunstspaziergang.
Das ist doch Marilyn Monroe, denken sich nicht nur Festspielbesucher im diesjährigen „Jedermann“, wenn Buhlschaft Caroline Peters im goldenen Kleid ein Ständchen singt. In der Galerie im Schloss Wiespach in Hallein blickt die blonde Ikone kess aus dem Bild von Ilse Haider.
Die Salzburger Künstlerin hat das Porträt verfremdet, indem sie es in Streifen zerteilt und auf Rohren aus Rattan angebracht hat. Das Gemälde wird dadurch dreidimensional, beinahe zur Skulptur. Bewegt man sich einen Schritt zur Seite, verschwimmt es. „Es ist so, als ob man durch ein Schlüsselloch schaut und nicht aus jeder Position alles scharf sehen kann“, schildert Haider.
Mit dieser Motivik fügt sich das Werk wunderbar in die Ausstellung „Einblick – Ausblick“in der Galerie im Schloss Wiespach. Zum einen werden Werke und Künstler aus dem Programm der vergangenen drei Jahre gezeigt, andererseits ist es eine Vorschau.
Sinnbild dafür ist auch das Gemälde des steirischen Malers Martin Schnur. Darin steht eine Frau in schwarzem Kleid in einer Pfütze, sie schaut nach vorn. Im Wasser spiegelt sich eine Frau in weißem Kleid, sie blickt ins Bild. Während Ilse Haider im Jahr 2018 in der Galerie vertreten war, gibt Schnur dort Ende dieses Jahres erstmals eine Einzelausstellung.
Bedingt durch den Lockdown habe das Galerieprogramm komplett umgeplant werden müssen, sagt Kuratorin Margit Zuckriegl. So sei Arnulf Rainers neuester
Zyklus statt in diesem erst im Sommer 2021 zu sehen. „Als Vorgeschmack wird eines seiner Bilder aber schon jetzt gezeigt.“
Obwohl die Touristen fehlten, sei der Neustart in der Galerie gut angelaufen, sagt Zuckriegl. „Ich habe das Gefühl, die Leute freuen sich, wieder Kunst genießen zu können. Vernissagen haben wir ins Freie verlegt.“
Im weitläufigen Garten auf Schloss Wiespach soll auch der Halleiner Kunstspaziergang am Samstag seinen Ausklang finden. Margit Zuckriegl organisiert den
Spaziergang gemeinsam mit Laila Huber vom Kunstraum pro arte das zweite Mal. „Das Schöne ist, dass wir Kunst im Vorbeigehen entdecken können“, sagt Huber.
Der Kunstraum pro arte, der die Werke der Salzburger Künstlerin Anny Wass zeigt, ist Startpunkt der Wanderung. Von dort aus werden Kunststätten der Stadt angesteuert, wie der Offene Kunstraum der Künstlergruppe Plan B, die ein Symposium auf der Pernerinsel anlässlich des Festivals YnselZeit 2020 gibt.
Nicht nur die etablierte Galerie 1Blick wird besucht, sondern auch die Galerie MTGAIA („Maybe the greatest artspace in Austria“). „Das ist eine junge Initiative, die frischen Wind in die Szene bringt“, sagt die Organisatorin. Schloss Wiespach bilde die Endstation mit gemütlichem Get-together. „Wir hoffen auf gutes Wetter“, sagt Laila Huber. „So kommt man im Spazierengehen über Kunst ins Gespräch.“
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Kunstspaziergang: