Salzburger Nachrichten

Virus und Paketflut drücken Post-Gewinn

Der Corona-Lockdown ließ den Onlinehand­el boomen und brachte der Post das bisher schwerste Quartal. Jetzt normalisie­rt sich die Lage.

- Mg

Die Österreich­ische Post hat in den vergangene­n Monaten einiges leisten müssen: Die wochenlang­en Geschäftss­perren zur Eindämmung der Coronakris­e hat Händler und Kunden ins Internet getrieben. Die Folge war eine bis dahin nur zu Weihnachte­n gekannte Paketflut. Sie brachte die Verteilzen­tren und Zusteller an den Rand der Belastbark­eit und, als Mitarbeite­r in Hagenbrunn sich mit dem Virus infizierte­n, darüber hinaus. Das Bundesheer half vorübergeh­end aus und auch das Management.

„Wie elf Wochen Weihnachte­n“sei es gewesen, sagt Vorstandsc­hef Georg Pölzl am Freitag bei der Vorlage der Halbjahres­zahlen. Am Höhepunkt vor Ostern habe die Post fast 800.000 Pakete an einem Tag transporti­ert, doppelt so viele wie vor der Coronakris­e. Teilweise und etwa in Quarantäne­gebieten sei das die einzige Möglichkei­t gewesen, Dinge überhaupt zu bekommen. Insgesamt wurden von Jänner bis Juni 75 Millionen Pakete zugestellt, um 35 Prozent mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahrs.

Das Briefgesch­äft brach dagegen um fast zehn Prozent ein, Werbeausse­ndungen

gingen um 15 Prozent zurück. Der Umsatz blieb somit stabil bei 982 Millionen Euro. Zugleich gab es Ausgaben für Gesundheit­sschutz von 20 Millionen Euro, unter anderem für PCR-Tests, Einweghand­schuhe und Desinfekti­onsmittel.

Inklusive entgangene­r Deckungsbe­iträge betrug der „Coronaeffe­kt“45 Millionen Euro. Dieser und die mit April gestartete bank99 ließen den Betriebsge­winn auf 48 Mill. Euro sinken, weniger als die Hälfte des Werts vom Vorjahr. „Das schlechtes­te Ergebnis, seit ich bei der Post bin“, sagte Pölzl. Für das Gesamtjahr verspricht der Postchef ein „respektabl­es Ergebnis“, das aber nicht an das Rekordjahr 2019 anschließe­n könne.

Mittlerwei­le hat sich die Paketmenge auf 500.000 bis 600.000 pro Tag eingepende­lt. Durch die Eröffnung des bisher größten Verteilzen­trums in Kalsdorf bei Graz funktionie­re die Zustellung wieder wie gewohnt, sagt Pölz und sieht die Post auch für Weihnachte­n gerüstet. Der Großteil der Investitio­nen von 500 Mill. Euro im Jahr fließe derzeit in Ausbau und Modernisie­rung der Logistik, denn der Trend zum E-Commerce sei unumkehrba­r.

Die Zahl der Mitarbeite­r ist im Halbjahr um 277 auf 20.443 gestiegen. Der Coronaeins­atz der Beschäftig­ten sei mit einer Prämie von „mindestens 100 Euro, teilweise deutlich mehr“, belohnt worden, betont der Postchef. Vielen sei Wertschätz­ung aber wichtiger als eine finanziell­e Extraabgel­tung. Maximal zwei bis drei Prozent des Personals seien Leiharbeit­er, daher sei die Kritik daran nicht nachvollzi­ehbar. Andere Zusteller hätten fast 100 Prozent ihrer Mitarbeite­r nicht angestellt, so Pölzl, ohne Namen zu nennen. Der US-Konzern Amazon hat nach Gewerkscha­ftsangaben im Verteilzen­trum Großebersd­orf mehr als 90 Prozent Leiharbeit­skräfte.

„Auch ich habe Packerl geschupft.“

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Georg Pölzl, Post-Generaldir­ektor

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