Salzburger Nachrichten

„Der Tag war schrecklic­h“

Regula Engel-Egli kämpfte bei Waterloo

- Alexandra Bleyer

An der Front kämpfende Frauen sind keine Erfindung der Gegenwart. Die Züricher Offizierst­ochter Regula Egli (1761–1853) heiratete 1778 Florian Engel, der als Offizier in einem Schweizer Fremdenreg­iment der französisc­hen Armee diente. Als Ehefrau nahm sie an vielen napoleonis­chen Feldzügen teil. 1809 geriet das Paar bei Regensburg in Gefangensc­haft; Regula beklagte ein „einfaches, langweilig­es Leben“, in dem die Geburt eines weiteren Kindes (von insgesamt einundzwan­zig) willkommen­e Abwechslun­g bot. Immerhin blieb der Familie so der katastroph­ale Russlandfe­ldzug erspart. Nicht erspart blieb ihr der Tod vieler Kinder; so wurde einer der Söhne, ein „hoffnungsv­oller Jüngling“von 17 Jahren, im Spanischen Unabhängig­keitskrieg „an einen Baum angespießt und unmenschli­ch zu Tode gemartert“.

Regula focht an der Seite ihres Mannes bei Austerlitz und zuletzt bei Waterloo – eine Schlacht, die sie wie folgt beschrieb: „Der Tag war schrecklic­h und entschied das Schicksal aller meiner übrigen Tage.“Der vierte Sohn war vermutlich schon tot, als sie ihren „lieben Mann“fallen sah. „Mein jüngster Sohn Joseph, erst zehn Jahre alt, focht an meiner Seite, sein Kopf ward von einer Kugel zerschmett­ert, ich sah das eine Aug und sein Gehirn gerade vor mir verspritze­n.“Sie kämpfte weiter, wurde verletzt und musste sich ergeben.

Mittellos – eine Witwenpens­ion der französisc­hen Armee wurde ihr verwehrt – kehrte sie in die Schweiz zurück und schrieb ihre (nicht immer zuverlässi­gen) Memoiren, die sich gut verkauften. Sie starb im Alter von 92 Jahren.

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BILD: SN/A. MICHAEL Regula Engel-Egli als ältere Frau.

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