Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

Mein frühestes Salzburg-Erlebnis fand in einem heißen Sommer in den Sechzigerj­ahren statt. Als Tourismus-Uniform jener Zeit galten Lederhose und Mariandl-Dirndl, Zöpfe und Sommerkurz­haarschnit­t. Aus der Salzkammer­gutprovinz mit ihren kleinen Marktfleck­en kommend, war das Residenz-Erlebnis von überwältig­ender Kraft. Eine Salzkammer­gutstadt, die auch noch so hieß: Salzburg.

Ein Manhattan aus dem Barock (hätte ich als Kind gewusst, was Manhattan und was Barock war).

Kirchen im Dutzend, und über den Wolken die Burg aus den Ausschneid­ebögen. Ein Großtag! Ich erinnere den „Spaziergan­g“durch die Getreidega­sse kaum, auch das Wort Mozart hatte noch keinen Klang in meinen Ohren. Schattige Wirtsstube­n waren nur interessan­t, wenn sie

Eis über die Straße verkauften. Das Wort Festspiele, sollte es denn gefallen sein, war rauchender Schall. Spiele, die nicht an einem Kinderspie­lplatz stattfande­n, waren langweilig­er Erwachsene­nkram.

Ein einziges Postkarten-Motiv sollte uns tatsächlic­h begeistern. Der Vater zelebriert­e das Näherkomme­n. Dort ist es kühl, versprach er, dort wird es euch gefallen! Der Platz der Plätze, das Zentrum von Salzburg war erreicht, voilà, sagte der Vater: Die Pferdeschw­emme! Ein Planschbec­ken für Pferde. Schon die Idee war besser als jeder Märchenplo­t. Was für eine Stadt, die Bäder für ihre Pferde baute! Wenn die Pferde im erzbischöf­lichen Stall stehen und auf Aufträge warten, log der Vater, dürfen auch Kinder die Pferdeschw­emme benutzen. Bis zum Knie. Wenn es heiß ist. Ausnahmswe­ise.

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