Trotz Corona acht Gründungen pro Tag
ANGELIKA WIENERROITHER
SALZBURG.
1107 Personen machten sich im ersten Halbjahr 2020 selbstständig. 541 von ihnen wagten diesen Schritt während einer der größten Krisen: Sie gründeten zwischen 15. März und 15. Juni – also in der Zeit, in der Covid19 die Wirtschaft beinahe lahmlegte. Vergleicht man die ersten sechs Monate 2020 mit dem Vorjahr, ergibt sich ein Minus, das mit 1,5 Prozent überraschend gering ausfällt.
Am 12. Mai hat etwa Johannes Leitinger seine Firma cal service angemeldet. „Ich bin spezialisiert auf Auftragsfertigung“, sagt der 50-jährige Bürmooser. Im Februar hat Leitinger gekündigt – und dann kam das Coronavirus. Hatte er Zweifel an seinem Plan? „Wenn man den Schritt wagt, überwiegt die Euphorie. Aber 20 Prozent Skepsis waren schon dabei – und das ist gut so. “Denn durch die Zweifel gehe er vernünftig an Herausforderungen heran.
Acht Gründungen pro Werktag gab es in den ersten sechs Monaten 2020. Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg, sagt: „Das ist angesichts der Umstände ein bemerkenswertes Zeichen für die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen.“Das Minus von 1,5 Prozent ist im Bundesländervergleich
das geringste. Das Schlusslicht: In Kärnten wurden 15,8 Prozent weniger Firmen als im Vorjahr gegründet.
Von der Coronakrise am meisten betroffen waren jene, die hauptberuflich gegründet haben, sowie die Sparten Tourismus, Transport und Verkehr. Das fand das Economica Institut für die Wirtschaftskammer heraus. Interessant: Wer zwischen April und Mai gegründet habe, blicke hoffnungsvoller in die Zukunft als jene, die davor den Schritt gewagt hätten.
Seit acht Jahren verfolgt Johannes Leitinger der Gedanke, sich selbstständig zu machen. Vorbilder für die Entscheidung waren seine ehemaligen Chefs: „Sie waren risikobereit, haben Einsatz gezeigt und konnten netzwerken.“Der erste Kunde von Leitinger wird seine alte Firma sein. „Das gibt mir ein gutes Gefühl, doch nicht alles falsch gemacht zu haben.“Neue Kunden zu finden werde nicht einfach, sagt der 50-Jährige. Er bemerkt jedoch steigendes Interesse an einer Produktion in Österreich: „Es liegt im Trend, wieder im Land zu produzieren – und nicht in Fernost.“
„Mein Ex-Arbeitgeber ist der erste Kunde.“
Johannes Leitinger, cal service