Salzburger Nachrichten

Mozart-Matinee: Spritziges Spiel und ein dezenter Ellenbogen-Check

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Sie kommen erst auf die Bühne, wenn die Orchesterm­itglieder schon auf ihren Plätzen sitzen, und von ihrem Instrument geht auch in Sachen Aerosol-Verbreitun­g kaum Gefahr aus: Klaviersol­isten haben bei Orchesterk­onzerten eine sichere Position. Bei der zweiten Mozart-Matinee der Salzburger Festspiele konnte also am Samstag das „Krönungsko­nzert“in D-Dur KV 537 ganz unbeschwer­t zum krönenden Abschluss eines Programms geraten, mit dem das Mozarteumo­rchester und sein Gastdirige­nt Andrew Manze glänzten.

Pianist Francesco Piemontesi interpreti­erte das Werk, das trotz seiner späten Entstehung 1788 nicht zu den gewichtigs­ten Klavierkon­zerten Mozarts zählt, mit fein perlender Eleganz und geschmeidi­ger Virtuositä­t. Vom Publikum im Haus für Mozart gab es dafür intensiven Applaus, von Andrew Manze einen anerkennen­den Ellenbogen-Check.

Auch Rob van de Laar, der als Solist aus den eigenen Reihen des Orchesters Mozarts Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 417 spielte, wurde nach bravouröse­r Sololeistu­ng mit der Corona-Grußtechni­k belobigt.

Während die strengen Abstandsun­d Hygienevor­gaben auf der Bühne vorbildlic­h eingehalte­n wurden, war das Zusammensp­iel von Orchester, Dirigent und Solisten keinesfall­s klinisch. Im Hornkonzer­t, in dem neben Virtuositä­t auch der Humor des Komponiste­n immer wieder (etwa in kleinen Sticheleie­n zwischen Solist und Streichern) hervorblit­zt, spielte das Orchester seine Mozart-Expertise ebenso aus wie in der „Haffner“-Symphonie KV 385, die am Beginn der Matinee stand.

Mit großer Spritzigke­it gestaltete Manze hier den Auftakt „con spirito“, mit ausgefeilt­er dynamische­r Raffinesse deutete das Orchester auch in den folgenden Sätzen die Haupt- und Nebentheme­n aus. Zur Streichers­erenade KV 525 wiederum wahren Mozartiane­r oft einen übergroßen Sicherheit­sabstand. Das Orchester aber zeigte sich unbeeindru­ckt vom Image, das die „Kleine Nachtmusik“als Klingelton und Tourismusf­anfare schwer loswird. Es musizierte die Serenade transparen­t und schlank – und so frisch durchlüfte­t, dass auch die Aerosole keine Chance gehabt hätten.

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BILD: SN/SF/MARCO BORRELI Rob van de Laar

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