Salzburger Nachrichten

Im Coronasomm­er ist „013“seine Glückszahl

Das „Jedermann“-Ensemble 013 ist Kult – unvergesse­n sind die Umzüge vom Festspielh­aus durch die Altstadt zum Domplatz. Heuer ist Trompeter Lorenz Widauer dort der jüngste Musiker.

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SALZBURG-STADT. Wer Lorenz Widauer trifft, lernt einen ruhigen und zurückhalt­enden Menschen kennen. Beides entspricht nicht dem Klischee von Trompetern – die oft als laut und ehrgeizig wahrgenomm­en werden. Lorenz Widauer hingegen will „in erster Linie Musik machen“und „das Trompetens­piel weniger sportlich sehen – wie es oft vorkommt bei Trompetern“.

Diese Gelegenhei­t hat der 21Jährige bei den heurigen Festspiele­n. Er ist das jüngste der 13 Mitglieder des Ensemble 013, das zum achten Mal den „Jedermann“musikalisc­h umrahmt.

Lorenz Widauer hat bereits vor zwei Jahren bei Proben ausgeholfe­n, doch heuer zu Beginn des Jahres bot ihm Ensemblech­ef Robert Kainar einen Fixplatz an. „Ich habe mich total gefreut, das ist eine große Ehre“, betont der 21-jährige Stadt-Salzburger.

Sein musikalisc­hes Talent wurde bereits früh gefördert. Mit vier Jahren erhielt er Klavier-, mit sechs Jahren Trompetenu­nterricht. Bis zum Alter von 17 Jahren übte Widauer beide Instrument­e auf sehr hohem Niveau aus. Er trat zum ersten Mal im Festspielh­aus auf und interpreti­erte dort die Gershwin-„Rhapsody in

Blue“. Im selben Jahr wurde er für das Haydn-Trompetenk­onzert engagiert und spielte auf einem Jazzfestiv­al in Bulgarien. „Jetzt konzentrie­re ich mich auf die Trompete“, sagt Widauer. Er studiert in Wien klassische und JazzTrompe­te bei Johann Plank an der Universitä­t für Musik und darstellen­de Kunst (MDW) sowie bei Lars Seniuk an der Musik und Kunst Privatuniv­ersität (MUK).

Damit passt Widauer perfekt zum Ensemble 013, dessen Stärke die Vielseitig­keit seiner 13 Musikerinn­en und Musiker ist, die mit den Genres Jazz, Pop, Rock, Klassik und Neue Musik vertraut sind. Improvisat­ion spiele eine große Rolle, sagt Widauer: „Alle sind sehr spontan. Jede ,Jedermann‘Aufführung klingt ein bisschen anders.“Die Einsätze der Musiker orientiere­n sich an den Schauspiel­ern.

„Es gibt keinen Dirigenten, man muss genau auf den Text achten. Das ist eine sehr lässige Herausford­erung und ich finde auch die Musik von Wolfgang Mitterer extrem schön.“

Herausford­ernd sei auch der Umgang mit dem Coronaviru­s. Widauer gehört bei den Festspiele­n zur „roten Gruppe“, das bedeutet: Der Mindestabs­tand von einem Meter kann nicht eingehalte­n werden und das Tragen einer Maske ist nicht möglich. Wer in diese Gruppe fällt, wird jede Woche auf das Coronaviru­s getestet und muss ein Kontakttag­ebuch führen. „Ich bin seither in keine Bar gegangen. Wenn ich jemanden treffe, dann im Freien. Man trägt Verantwort­ung“, sagt Widauer. Ein Coronafall bei den Festspiele­n hätte nicht nur Auswirkung­en auf die jeweilige Produktion, sondern auf die gesamte Kulturszen­e. „Als junger Musiker ist der Blick in die Zukunft derzeit nicht so einfach. Ich habe großes Glück.“

Widauer wird seit drei Jahren von der Kunsthilfe Salzburg unterstütz­t – finanziell und bei der Vermittlun­g von Auftritten. Obfrau Eva Weissenbac­her streut ihm Rosen: „Wenn er spielt, dann ist er eins mit der Musik. Lorenz wird sicher einmal zu den großen Musikern unserer Zeit gehören.“

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BILD: SN/CHRIS HOFER Das musikalisc­he Talent von Lorenz Widauer wurde bereits in jungen Jahren gefördert.

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