Corona-Schnelltests sollen Schulschließungen verhindern
Masken nur auf den Gängen, Gurgelwassertests und nach Möglichkeit kein weiterer Lockdown: So könnte der Unterricht im kommenden Herbst funktionieren.
Der bevorstehende Schulbeginn wird nicht nur für Schülerinnen, Schüler und Eltern zur Herausforderung, sondern auch für die Bildungspolitik. Denn Experten erwarten, dass im Herbst, wenn die Kinder wieder in den Klassen sitzen und sich das Leben wieder in geschlossene Räume verlagert, die Covid-19Ansteckungsrate steigen wird. Das Bildungsministerium setzt seine Hoffnungen auf Schnelltests, die rascher über eine Infektion Aufschluss geben sollen. Es handelt sich dabei um die sogenannte Gurgelwassermethode: Dabei werden die Gurgelproben mehrerer Kinder zu Pools zusammengefasst. Nur dann, wenn sich im betreffenden Pool Anzeichen einer Infektion finden, werden die Kinder einzeln durchgetestet. Testergebnisse sollen auf diese Weise schnell gewonnen werden. „Das sollte binnen 24 Stunden gehen“, sagt eine Sprecherin des Ministeriums.
Schulschließungen oder gar einen flächendeckenden Lockdown der Schulen will Bildungsminister Heinz Faßmann um jeden Preis vermeiden. Stattdessen wollen die Unterrichtsbehörden nötigenfalls auf lokale Maßnahmen setzen. Auch die Maskenpflicht soll laut Faßmann nur in einer sehr milden Form verhängt werden. Vorstellbar sei, dass die Schüler im Eingangsbereich der Schulen oder auf den Gängen Masken trügen, aber nicht während des Unterrichts.
WIEN. Das Bildungsministerium will kommende Woche Genaueres zum im September bevorstehenden Schulstart in Österreich vorstellen und so der Unsicherheit entgegenwirken. Freilich hängt man damit auch in der Luft, weil das vom Sozialund Gesundheitsministerium angekündigte Corona-Ampelsystem erst im Werden und damit noch ungewiss ist, welche generellen Vorgaben es geben wird, wenn in einem Bezirk die Infektionszahlen steigen und die Ampel von Grün auf Gelb, von Gelb auf Orange oder gar von Orange auf Rot umschaltet.
Ziel Faßmanns ist es, dass es möglichst nicht zu Schulschließungen kommt – und sollte doch kein Weg daran vorbeiführen, dann nur lokal. Es soll sich nicht wiederholen, was sich kurz vor Ferienstart in Oberösterreich abspielte. Dort hatten 15 Coronafälle drastische Auswirkungen auf 85.000 Schüler und deren Eltern, weil sämtliche Schulen blitzartig geschlossen wurden. „Schule ist kein Sündenbock“, sagt Faßmann.
Große Hoffnungen setzt er wie berichtet auf eine bessere Testmethode,
die schneller Gewissheit gibt und weniger unangenehm ist – die so genannte Gurgelwassermethode, die bereits breit getestet wurde. Derzeit vergehe zu viel Zeit zwischen dem Auftreten eines Verdachtsfalls und dem Testergebnis. „Das sollte binnen 24 Stunden gehen“, sagt eine Sprecherin.
Mehrere Handbücher mit Handlungsanleitungen würden derzeit adaptiert, nicht nur für die Schulen, auch für die Kindergärten. Man sei mit den Maßnahmen und Empfehlungen bisher gut durch die Krise gekommen. Zwischen der Schulöffnung nach dem Lockdown Mitte Mai und Schulschluss habe es österreichweit nur 100 positiv getestete Schüler (Gesamtzahl: 1,3 Millionen) und 15 positiv getestete Lehrer (Gesamtzahl: 130.000) gegeben – und, wie betont wird, „keinen einzigen Cluster“an Schulen. Nun könne man auf die erprobten Maßnahmen zurückgreifen, akkordiert zwischen Bildungsressort und Landesbildungsdirektionen. Dazu zählen etwa Schichtbetrieb an den Schulen, die Verlagerung von Turnstunden ins Freie oder kein gemeinsames Singen mehr in der Musikstunde.
Mit der De-facto-Maskenpflicht, wie sie nun in Deutschland an manchen Schulen herrscht, hat Faßmann große Probleme: Vorstellbar sei, dass die Schüler im Eingangsbereich der Schulen oder auf den Gängen Masken trügen, aber nicht während des Unterrichts. „Das ist unzumutbar.“Wichtig ist ihm diese Botschaft: Sollte es zu lokalen Schulsperren kommen, „wird die Schule nicht stillstehen“. Dann werde auf Homeschooling umgestellt. Auch das habe im Wesentlichen funktioniert, man könne darauf aufbauen.